Königin Elisabeth wird 95 Jahre alt

"Never complain, never explain"

Sie scheint alles zu überdauern: Königin Elizabeth, die stoisch dutzende Regierungschefs und unzählige politische und familiäre Krisen erlebt hat, wird in stürmischen Zeiten für das Königshaus am 21. April 95 Jahre alt.

Autor/in:
Anna Mertens
Queen Elisabeth II. / © Toby Melville (dpa)
Queen Elisabeth II. / © Toby Melville ( dpa )

Nein, auf seine geliebte Großmutter, Elizabeth II., lässt Prinz Harry nichts kommen - und auch seine Frau Meghan spricht in den höchsten Tönen von ihrer Schwiegergroßmutter. Und das in einem Interview, in dem die beiden dem britischen Königshaus Rassismus, unterlassene Hilfestellung und vieles mehr vorwerfen. Aber die Queen scheint nicht gemeint; an ihr scheinen Vorwürfe - nicht die ersten, wenn man an die Tragödie um Prinz Charles' erste Frau Diana denkt - abzuprallen. Sie folgt soweit möglich dem royalen Motto: Never complain, never explain.

Keine leichte Zeit für das Königshaus

Derzeit ist mal wieder keine leichte Zeit für das britische Königshaus. Monatelang igelten sich Queen Elizabeth und ihr vier Jahre älterer Ehemann Prinz Philipp zum eigenen Schutz vor Covid-19 in Schloss Windsor ein, bevor Prinz Philipp für beinahe vier Wochen wegen eines Herzleidens ins Krankenhaus musste. Aber die Königin scheint alles mit derselben stoischen Gelassenheit zu ertragen, wie sie es seit nunmehr 70 Jahren tut.

Thronfolge von Elisabeth wurde Realität

Eigentlich hätte sie nie Königin werden sollen. Hätte ihr Onkel, König Edward VIII., sich nicht 1936 für die Liebe und gegen die Pflicht entschieden, wären dessen Kinder ihm auf den Thron gefolgt. Doch Edward dankte kinderlos ab; Elisabeths Vater Albert wurde König George VI., und ihre Thronfolge wurde Realität. Sie nahm die ungewollte Verantwortung mit großer Ernsthaftigkeit, Vaterlandstreue und höchster Ausdauer an.

Elizabeth Alexandra Mary, wie ihr Taufname lautet, blickt auf eine ereignisreiche Regentschaft zurück. Fast drei Viertel ihres Lebens hat sie auf dem Thron verbracht - stets unter Beobachtung und selbst höchst kontrolliert. In dieser Zeit kamen vier Kinder zur Welt, acht Enkel und zehn, im Sommer der elfte Urenkel.

Mit 25 Jahren wurde sie Königin

Mit 25 Jahren bestieg sie 1952 den Thron. Elizabeth befand sich auf einer Kenia-Reise, als sie vom Tod des Vaters und ihrer Thronbesteigung erfuhr. Die junge Prinzessin flog als Königin zurück.

"Elizabeth II., von Gottes Gnaden Königin des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland und ihrer weiteren Gebiete und Territorien, Oberhaupt des Commonwealth und Verteidigerin des Glaubens" hat 15 Premierminister kommen und gehen sehen. Mit Boris Johnson, Theresa May, David Cameron, Gordon Brown, Tony Blair und John Major leben nur noch sechs "ihrer" Premiers.

Wenig politischen Einfluss

Sie selbst konnte - und ihr Nachfolger, ob Charles oder William, können - politisch wenig bewirken. Der britische Monarch, dessen Stammbaum bis zu jenem normannischen Abenteurer zurückgeht, der England 1066 eroberte, kann zuhören, beraten und warnen. Dabei ist er auch Staatsoberhaupt von Antigua und Barbuda, von Australien, den Bahamas, Barbados, Belize, Grenada, Jamaika, Kanada, Neuseeland, Papua-Neuguinea, den Salomonen, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und der Grenadinen sowie von Tuvalu.

Als geborenes Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche bekommt der Monarch mit der Krone auch ein religiöses Amt. Das Staatsoberhaupt eröffnet die Generalsynoden der Kirche von England. In Schottland ist der König indes presbyterianisch: ein Mitglied der Kirche von Schottland und Beobachter der Generalversammlung.

Katholische Konfession ist dem britischen Staatsoberhaupt verboten

Nur eine Konfession ist dem britischen Staatsoberhaupt verboten: die katholische. Das hat Elizabeth II. nicht davon abgehalten, der katholischen Kirche beträchtliche Anerkennung entgegenzubringen - anders als zu Zeiten ihrer Kindheit. Als sich 1932 der damalige Erzbischof von Westminster ihrem Großvater zum Silbernen Thronjubiläum mit einer Ergebenheitsadresse vorstellen wollte, wurde er vom Palast noch brüsk zurückgewiesen. Mit Kardinal Basil Hume (1923-1999) verband Elizabeth II. dagegen eine so herzliche Beziehung, dass sie von "meinem Kardinal" sprach und ihm eine persönliche Auszeichnung des Königs, den Order of Merit (Verdienstorden), verlieh.

Während der Regentschaft von Elizabeth II. hat sich die britische Gesellschaft enorm gewandelt. Die Monarchie hat im "elisabethanischen Zeitalter" gute und schlechte Zeiten durchlebt, Traumhochzeiten und Trennungen, Skandale, Wirtschaftskrisen und Kriege. Doch bei allen Skandalen und Fragen nach der Sinnhaftigkeit einer konstitutionellen Monarchie - die meisten Briten bleiben im Herzen Royalisten.


06.06.1931: Prinzessin Elisabeth, heute Königin Elisabeth II., sitzt neben Königin Mary und der damaligen Herzogin von York in einer Kutsche / © Pa/PA Wire (dpa)
06.06.1931: Prinzessin Elisabeth, heute Königin Elisabeth II., sitzt neben Königin Mary und der damaligen Herzogin von York in einer Kutsche / © Pa/PA Wire ( dpa )

21.04.1947, Südafrika: Der britische König Georg VI. und seine Tocher, die damalige Prinzessin Elizabeth / © Pa/PA Wire (dpa)
21.04.1947, Südafrika: Der britische König Georg VI. und seine Tocher, die damalige Prinzessin Elizabeth / © Pa/PA Wire ( dpa )
Quelle:
KNA