Beerdigung von Prinz Philip minutiös geplant

Nur 30 Trauergäste zugelassen

Streng nach Protokoll geht es bei der Beerdigung von Prinz Philip auf Schloss Windsor zu. Wegen der Corona-Bestimmungen in Großbritannien sind nur 30 Trauergäste zugelassen, erzählt der DOMRADIO.DE-Königshausexperte Helmut Pathe.

Trauerfeier und Beisetzung von Prinz Philip auf Schloss Windsor / © Frank Augstein/AP (dpa)
Trauerfeier und Beisetzung von Prinz Philip auf Schloss Windsor / © Frank Augstein/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was genau passiert am Nachmittag in London?

Helmut Pathe (DOMRADIO.DE-Königshausexperte): Die Beerdigung von Prinz Philip ist ein ganz genau vorgeplantes Ereignis. Es gibt eine Skizze des Komplexes von Schloss Windsor und der George's Kapelle, wo alle Punkte genau aufgeführt sind und jede Minute festgelegt ist, wann wo was zu passieren hat. Das britische Protokoll ist da sehr exakt und auch die englischen Medien berichten darüber sehr genau. Es wird also eine "coronabedingte" kleine Trauerfeier geben.

DOMRADIO.DE: Die Kleidung ist ganz wichtig. Worauf kommt es da an?

Pathe: Das hat die Queen letztendlich so entschieden, weil Prinz Harry, der ja aus den USA gekommen ist, ohne seine Frau, eine Uniform hätte tragen wollen, weil er ja früher Soldat war. Nach seinem Rückzug ist das aber nun nicht mehr möglich und auch der in Misskredit geratene Sohn Prince Andrew hätte gerne seine Uniform getragen. Aber das wäre alles sehr schwierig geworden.

Deswegen hat die Queen entschieden: Alle Männer tragen einen Frack, um da niemanden in irgendwelche Bedrängnis zu bringen oder neue Diskussionen aufzubringen. Das war eine Entscheidung der Queen. Der verstorbene Prinz Philip hätte sich sicher sehr gewünscht, wenn seine Kinder, die alle Uniformen tragen könnten, in Uniform aufgelaufen wären.

DOMRADIO.DE: Von Philip selbst ist ja bekannt, dass er zumindest kein Staatsbegräbnis wollte. Wie ist der Ablauf genau geplant?

Pathe: Ja, er hat sogar von "Fuss" gesprochen, was man übersetzen könnte, er habe kein großes Gedöns, wie man hier sagen würde, für sich gewollt. Der Leichnam wird auf einem von ihm mitkonstruierten Landrover geladen und dann durch den Komplex von Windsor, also vom Schloss bis zur St. George's Kapelle gefahren.

Die Queen wird im Bentley, den man ja von diversen Anlässen her kennt, in dieser Prozession mitfahren. Die 30 Familienmitglieder, die eingeladen sind, werden zu Fuß gehen. Und da ist festgelegt, dass die Brüder William und Harry nicht nebeneinander laufen. Der älteste Enkel von Prinz Philip geht zuerst, dazwischen läuft Peter Phillips, der Sohn von Anne, sodass da auch ein bisschen auf Distanz geachtet wird.

Und dann wird ganz genau um 15 Uhr diese Prozession an der St. George's Chapel, angekommen sein. Dann beginnt der Trauergottesdienst, geleitet vom Erzbischof von Canterbury und dem Dean von Windsor. Festgelegt hat Prinz Philip: keine Predigt.

DOMRADIO.DE: Es wird immer wieder natürlich gefragt, was denn die Queen danach macht. Wissen Sie da mehr?

Pathe: Sie wird wohl genauso dienstbeflissen ihre Aufgaben erfüllen wie bisher. Das kann man an zwei Dingen festmachen: Einmal hat sie den Chef des königlichen Haushaltes, den Lord Chamberlain, noch Anfang April verabschiedet, weil der in den Ruhestand ging und hat einen neuen eingeführt. Also nach dem Tode von Prinz Philip ist das passiert.

Und gestern hat sie den Betroffenen der Karibikinsel St. Vincent, obwohl ja ein Vulkan ausgebrochen ist, auch ein Telegramm geschickt mit ihrem Mitgefühl, was sie da ausgedrückt hat. Also man kann wirklich davon ausgehen, dass sie, nach einer gewissen Trauerzeit natürlich, ganz normal ihren Dienst wieder aufnehmen wird.

DOMRADIO.DE: Hat Prinz Philip eigentlich etwas zu vererben?

Pathe: Ja, das hat er wohl. Eine Frage, die man durchaus stellen kann. Er hat jährlich rund 400.000 Pfund bekommen. Das hat er teilweise in Kunstwerken angelegt und all das gilt es jetzt zu vererben. Erste Erbin ist die Queen natürlich. Spannender ist die Frage, was mit seinem Titel passiert: Duke of Edinburgh. Der geht wohl an Charles über, weil das auch so festgelegt ist. Der ist ja aber schon Prince of Wales. Und sobald er König ist, soll er an den jüngsten Sohn von Philipp übergehen, den Edward.

DOMRADIO.DE: Gibt's denn sowas wie einen Beerdigungskaffeeklatsch?

Pathe: Ja, das habe ich mich auch gefragt. Ich weiß davon nichts. Aber die 30 Trauergäste, die zugelassen sind, sind ja alles Mitglieder der Familie. Auch die deutsche Verwandtschaft ist ein Teil davon. Die langjährige Kutschfahrerin gehört allein nicht dazu. Philip ist ja bis zum Schluss immer Kutsche gefahren, auch auf Wettbewerben. Und da gibt es jemanden, die Countess of Mountbatten. Die ist auch eingeladen. Ob die bei einem Zusammensein dabei sein wird, muss ich ganz ehrlich sagen, weiß ich nicht. Aber das wird auch nicht sehr offiziell sein.

Sehr süß, finde ich, dass die Enkelin Prinzessin Eugenie ihrem Großvater versprochen hat: Wir passen jetzt für dich auf, Granny, die Queen auf. Sehr süß, sehr sympathisch, finde ich schön.

DOMRADIO.DE: Auf die Granny müssen wir einmal kurz nochmal zu sprechen kommen. Dankt die Queen denn demnächst ab?

Pathe: Natürlich nicht. Also das muss man so betonen, auch wenn das immer spekulativ wieder angenommen wird. Nein, das wird sie mit Sicherheit nicht tun. Dieses Wort hat sie aus ihrem Wortschatz verbannt. Das wird es nicht geben. Und die kleinen Anzeichen, von denen ich vorhin sprach, sind Anzeichen dafür, dass sie ihren Dienst genauso weitermacht, obwohl sie ja in der nächsten Woche am 21. April, 95 Jahre alt wird.

Das Interview führte Verena Tröster.


Helmut Pathe (privat)
Quelle:
DR