Patriarch Sako will Trennung von Kirche und Staat im Irak

Sonst wird es keine Zukunft geben

Der chaldäische Patriarch Kardinal Louis Raphael I. Sako wünscht sich für den Irak eine Zivilverfassung mit gleichen Bürgerrechten, Gerechtigkeit und Gesetzen für alle Menschen. Zudem beklagte er den starken Rückgang an Christen im Land.

Irak: Erstkommunionkinder in Karakosch (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Irak: Erstkommunionkinder in Karakosch (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

"Es wird keine Zukunft geben, wenn wir ein konfessionsgebundendes System, Quoten, Klassen und Barrieren zwischen Bürgern errichten", sagte das Oberhaupt der katholischen Ostkirche nach Angaben des Patriarchats (Dienstag) in einem TV-Interview des kurdischen Senders "Rudaw".

Sako findet es "krank und steril", die Staatsbürgerschaft nach mehreren Klassen zu unterteilen. Wenn sich der Irak entwickeln solle, müsse er vom Westen und von anderen Ländern des Nahen Ostens lernen, die ein säkulares Zivilsystem und eine Trennung von Religion und Staat eingeführt hätten.

Starker Rückgang von Christen

Sako beklagte in dem Interview den starken Rückgang an Christen im Land. Von 1,5 Millionen beim Fall des Regimes von Saddam Hussein seien nur rund 500.000 Christen geblieben, die sich in Bagdad, Basra, Kirkuk und den kurdischen Autonomiegebieten konzentrierten. "Der Traum der Iraker nach 2003 war ein wohlhabendes Land, in dem Sicherheit, Stabilität, Fortschritt, Dienstleistung und Respekt herrschen", so Sako. Geschehen sei das Gegenteil.

Angesichts von Übergriffen und Entführungen hätten die Christen im Irak das Vertrauen in Zukunft, Stabilität und Koexistenz verloren. Während die wohlhabenderen von ihnen in den Westen abgewandert seien, fühlten sich die verbliebenen nicht als gleichwertige Bürger.

Gegen eine christliche Miliz

Der Patriarch sprach sich gegen christliche oder andere Milizen aus, die mehr Schaden anrichteten als nützten. Der Irak habe sich dadurch zu Teilstaaten unter Milizen entwickelt. Das Phänomen sei ein "Desaster", das beseitigt werden müsse. "Dieses Chaos muss enden", so Sako wörtlich.

Lobende Worte fand der Kardinal für die Lage in der autonomen Kurdenregion, wo es keine Unterscheidung zwischen den Bevölkerungsgruppen gebe und wo Stabilität und Sicherheit herrschten. Der Kurdenregion habe "eine Pionierrolle".


Louis Raphael I. Sako / © N.N. (KiN)
Louis Raphael I. Sako / © N.N. ( KiN )
Quelle:
KNA