Nonne schützt Demonstranten in Myanmar

Im Kloster versteckt

​Myanmar wird seit knapp vier Wochen von Protesten erschüttert. Am vergangenen Sonntag stellte sich die Nonne Ann Nu Thawng vor die Sicherheitskräfte, um eine Gruppe von Protestanten zu schützen, die sich in ihrem Kloster versteckten.

Proteste in Myanmar / © Thuya Zaw (dpa)
Proteste in Myanmar / © Thuya Zaw ( dpa )

Die 45-jährige Ordensschwester gehört der Kongregation des heiligen Franz Xaver in der Diözese Myitkyina im Norden des Landes an. Myitkyina ist die Hauptstadt des Bundesstaates Kachin. Der vergangene Sonntag war besonders durch das harte Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten gekennzeichnet. Insgesamt wurden landesweit 18 Demonstranten getötet und über 30 verletzt. Die Demonstrationen in Myitkyina waren bisher friedlich geblieben. Das mutige Eintreten der Nonne für die meist jungen Demonstranten wurde von vielen Seiten gelobt und ging viral in den sozialen Medien. 

Ann Nu Thawng hatte bis zu 100 Demonstranten in ihrem Kloster versteckt und damit vor brutalen Schlägen und Verhaftungen durch die Polizei geschützt, berichtet die vatikanische-Nachrichtenagentur FIDES. Im Interview mit UCA News sagte Ann Nu Thawng, dass sie von der Brutalität der Sicherheitskräfte gegenüber den unbewaffneten Demonstranten geschockt gewesen sei.

Kardinal Bo fordert Dialog und Frieden

In seiner Predigt am zweiten Fastensonntag hat der burmesische Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon, zur aktuellen Krise im Land Stellung genommen. Er rief zu Frieden und Dialog auf: "Im letzten Monat haben wir alle beschworen: Frieden ist der einzige Weg; Frieden ist möglich. Papst Franziskus hat um die Lösung aller Konflikte durch den Dialog gebeten. Wer Konflikte will, wünscht dieser Nation nichts Gutes".

Das Land müsse sich wandeln, so der Kardinal weiter. Geduld, Frieden und Versöhnung seien dafür die zentralen Elemente. Die amerikanische Website CruxNow berichtet, dass in den letzten Wochen landesweit die Proteste von katholischen Priestern und Nonnen unterstützt worden waren. Sie beteiligten sich mit Plakaten, wie “Rettet Myanmar!“, „Frieden in Myanmar!“ oder „Sagt nein zum Militärputsch!“ 

Militärputsch und Ausnahmezustand

Am 1. Februar hatte das Militär die Macht in Myanmar übernommen und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Armee wirft der bisherigen Regierungspartei, der Nationalen Liga für Demokratie, Wahlbetrug vor und ließ die bisherige de facto Regierungschefin Aung San Suu Kyi verhaften.

Im Jahr 2015 war sie nach jahrzehntelanger Militärdiktatur an die Regierung gekommen. Es waren damals die ersten freien Wahlen im Land gewesen. Nun fordern die Demonstranten die Beendigung der erneuten Militärherrschaft und die Wiedereinsetzung von Aung San Suu Kyi und ihrer Partei.

Die 1,7 Millionen Einwohner des Kachin-Staates sind überwiegend Christen. Etwa 116.000 sind katholisch. In dem überwiegend buddhistisch geprägten Land kämpfen die Kachin seit Jahren für mehr Unabhängigkeit. Die Militärregierung geht repressiv gegen ethnische Minderheiten vor.

Nina Odenius


Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Charles Bo / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
DR