Stichwahl bei Präsidentschaftswahlen in Ecuador notwendig

Bischofskonferenz ruft zu Dialog auf

Nach der Präsidentschaftswahl in Ecuador liegt der sozialistische Kandidat Andrés Arauz von der Union por la Esperanza (Vereinigung der Hoffnung) klar in Führung. Die notwendige Mehrheit für einen Sieg hat er nicht erreicht.

Präsidentenwahl in Ecuador / © Juan Diego Montegro (dpa)
Präsidentenwahl in Ecuador / © Juan Diego Montegro ( dpa )

Arauz kommt laut offizieller Hochrechnung auf etwa 31,5 Prozent der Stimmen, wie der Nationale Wahlrat am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte. Der zweite Platz ist demnach hart umkämpft zwischen dem Kandidaten der Ureinwohner-Partei, Yaku Pérez, und dem konservativen Ex-Banker Guillermo Lasso. Laut Hochrechnung kommt Pérez auf 20,04 Prozent und Lasso auf 19,97 Prozent. Am späten Abend um 23 Uhr waren rund 40 Prozent der Stimmen ausgezählt. Sollte sich die Tendenz bestätigen, zöge Pérez am 11. April gegen Arauz in die Stichwahl.

Andrés Arauz sprach bereits kurz nach Schließung der Wahllokale am Sonntag von einem Triumph. Der 36-Jährige will die aus seiner Sicht goldenen Zeiten des Sozialismus in dem südamerikanischen Land wiederbeleben und nennt Ex-Präsident Rafael Correa seinen engsten Berater. Correa selbst durfte bei der Wahl nicht antreten, weil er wegen Korruption verurteilt wurde.

Bischofskonferenz: Ergebnisse abwarten

Anhänger der Ureinwohner-Partei Pachakutik feierten ihren Kandidaten Pérez noch am Abend. Der 51-jährige vom Volk der Kañari kündigte an, die weitere Stimmenauszählung genau zu überwachen. Pérez steht für eine nachhaltige Umweltpolitik und will den Bergbau in Ecuador verbieten. Umfragen hatten ihm rund 13 bis 15 Prozent vorausgesagt. Guillermo Lasso äußerte sich ebenfalls kämpferisch und appellierte, das endgültige Ergebnis abzuwarten. Der Konservative hatte im Wahlkampf vor allem mit seiner Wirtschaftskompetenz geworben.

In einer ersten Reaktion rief die Ecuadorianische Bischofskonferenz alle politischen Kräfte des Landes zum Dialog auf. Die Wahlbehörde CNE müsse den Willen der Wähler respektieren. "Wir rufen alle Kandidaten, ihre Sympathisanten und die Bürgerschaft dazu auf, mit Ruhe die Ergebnisse abzuwarten mit demokratischen Geist zu akzeptieren."

Jahrelange Wirtschaftskrise durch Corona verstärkt

Der amtierende Präsident Lenín Moreno trat nicht noch einmal zur Wahl an und hinterlässt seinem Nachfolger ein schweres Erbe. Die seit Jahren schwelende Wirtschaftskrise hat sich durch die Corona-Pandemie deutlich verschärft. Die monatelangen Einschränkungen im vergangenen Jahr haben nach Schätzungen rund zwei Millionen Menschen in die Armut gedrängt. Laut Weltbank rutschte die Wirtschaft Ecuadors im vergangenen Jahr um 9,5 Prozent ins Minus. Auch die Verschuldung des Landes stieg weiter an und liegt aktuell bei rund 65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.


Quelle:
epd , KNA