Kardinal als erster Auslandsvertreter in Kameruns Konfliktregion

Botschafter für Frieden und Versöhnung

​Bei seinem Besuch in Kamerun hat der vatikanische Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin auch den Westen des Landes besucht. Von den Katholiken in der Region wurde er herzlich begrüßt. Im Gepäck hatte er ein besonderes Stück Stoff.

Autor/in:
Katrin Gänsler und Roland Juchem
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Paulo Cunha ( dpa )

Er sei "der erste ausländische Vertreter seit Beginn der Krise von 2016", der die Menschen in der von Konflikten erschütterten Region besuche, begrüßte ihn Bamendas Erzbischof Andrew Nkea Fuanya bei einer Messe am Sonntag. Wie das Portal Vatican News (Dienstag) weiter berichtet, kamen zu dem Gottesdienst trotz Blockaden durch Separatisten Tausende Menschen.

In der Messe überreichte Parolin dem Ende 2019 ernannten Erzbischof das Pallium. Diese Stola ist ein Zeichen besonderer Verbundenheit mit dem Papst als Bischof von Rom. Erzbischof Nkea wertete den Besuch als besondere Wertschätzung für die leidenden Menschen. Der Gast sei gekommen als Botschafter für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit. So könnten viele Kinder und Jugendliche seit vier Jahren nicht mehr zur Schule gehen; die Region sei voller vertriebener und geflohener Menschen.

Die vatikanische Nummer zwei selbst sagte bei der Messe in Bamenda nach Informationen der Nachrichtenseite "Bamendaonline.net", alle seien gemeinsam für Frieden verantwortlich. Gewalt werde niemals Probleme lösen, sondern nur größere Probleme schaffen.

Regelmäßig zu Dialog aufgerufen

Die katholische Kirche hat in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Dialog aufgerufen und versucht, zwischen der Regierung von Paul Biya und den Separatisten zu vermitteln. Unter anderem plante der emeritierte Erzbischof von Douala, Kardinal Christian Tumi, mehrfach eine anglophone Konferenz, um Auswege aus der Krise zu finden. Im Oktober 2020 forderten die Bischöfe in den Regionen Nordwest und Südwest, in denen Englisch gesprochen wird, die Regierung auf, all jene aus der Haft zu entlassen, die im Rahmen der Krise festgenommen worden waren.

Dabei geht es allerdings nicht nur um die Sprachen Englisch oder Französisch. Vielmehr fühlt sich die englischsprachige Region seit Jahrzehnten von der Zentralregierung in Yaounde benachteiligt. Auch wenn Englisch auch offiziell Sprache ist, klagen Sprecher über schlechtere Berufsmöglichkeiten. Proteste dagegen begannen im Herbst 2016, als ins Justiz- und Schulsystem im anglophonen Teil zusätzlich Französisch eingeführt werden sollte.

3.000 Menschen ums Leben gekommen

Separatistenbewegungen erhielten Zulauf und lieferten sich Kämpfe mit Armee und Polizei. Seither sind mehr als 3.000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 700.000 sind auf der Flucht. Staatliche Sicherheitskräfte wie Rebellen begehen Menschenrechtsverletzungen.

Dass Englisch und Französisch gesprochen wird, hängt mit der Kolonialgeschichte zusammen. Kamerun war bis zum Ersten Weltkrieg deutsche Kolonie und wurde anschließend vom Völkerbund in ein französisches und ein britisches Mandatsgebiet unterteilt. Der französische Teil wurde 1960 unabhängig; der britische Teil im Süden stimmte im Jahr darauf dem Beitritt zu. Ein nördlicher Teil gehört heute zu Nigeria.


Quelle:
KNA