Italiens Bischöfe: Lockdown gilt nicht für Gottesdienste

Gläubige zu gut verteilter Präsenz 'anleiten'

Der verschärfte Lockdown zu Weihnachten in Italien wird den Gottesdienstbesuch nicht zusätzlich einschränken. Dies bestätigte Italiens Bischofskonferenz am Samstag mit Blick auf die von der Regierung verkündeten Maßnahmen.

Ein Weihnachtsbaum mit 40.000 Lichtern aus der italienischen Provinz Trentino vor der Basilika des Heiligen Franziskus / © Sacro Convento Assisi (privat)
Ein Weihnachtsbaum mit 40.000 Lichtern aus der italienischen Provinz Trentino vor der Basilika des Heiligen Franziskus / © Sacro Convento Assisi ( privat )

Um eine Überfüllung von Kirchen zu vermeiden, sollen Pfarrer "die Gläubigen zu einer gut verteilten Präsenz 'anleiten'", indem sie an die traditionell vier vorgesehenen Gottesdienste an Heiligabend und am Weihnachtstag erinnern.

Allein die Christmette müsse so gelegt werden, dass sie mit der ab 22 Uhr geltenden Ausgangssperre vereinbar bleibt. Daneben gebe es aber den Vespergottesdienst am Heiligabend sowie die Weihnachtsmessen am frühen Morgen und tagsüber. Um mehr Gottesdienste anbieten zu können, hatte der Vatikan kürzlich gestattet, dass Priester an einem Wochenende bis zu vier Messen feiern dürfen.

Keine allgemeine Obergrenze für Gottesdienstteilnehmer

Im Übrigen sollten die Bischöfe Geistliche und Gläubige in ihren Diözesen dazu anhalten, die in der Pandemie bereits bewährten Methoden für Hygiene und Mindestabstände einzuhalten. In den Tagen der sogenannten "roten Zone" mit verschärften Ausgangsregelungen sollten Gläubige eine Selbstauskunft mit sich führen, in der sie erklären, dass sie auf dem Weg zum Gottesdienstbesuch in einer "vernünftigerweise nahe gelegenen Kirche" sind.

Im Zweifelsfall müssen Gläubige sich bei ihrer Pfarrei erkundigen, wie viele Menschen wie konkret Zugang zur Messe haben können. Eine allgemeine Obergrenze an Gottesdienstteilnehmern gibt es in Italien nicht; diese wird für jede Kirche individuell festgelegt, je nachdem wie die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden können. Vielerorts sind Bänke und Stühle abgeteilt, die besetzt werden können. An den meist getrennten Ein- wie Ausgängen sind Desinfektionsmittelspender aufgestellt; vielerorts wird zudem die Körpertemperatur gemessen.

Strenge Ausgangsregeln bis Anfang Januar

Dem neuen Regierungsdekret zufolge sind vom 24. bis 27. Dezember nur dringend notwendige Besorgungen wie Lebensmittel- oder Apothekeneinkäufe und berufliche Tätigkeiten erlaubt. Neben der Ausnahme für Gottesdienste ist pro Tag ein einmaliger Besuch jeweils zweier Personen bei Verwandten oder Freunden gestattet. Dies gilt aber nur in der eigenen Kommune; Kinder unter 14 Jahren oder betreuungsbedürftige Personen können zusätzlich mitgenommen werden. Diese Regeln gelten auch für den 31. Dezember bis einschließlich 3. Januar sowie für den 5. und 6. Januar.

Ausgenommen sind Dörfer mit weniger als 5.000 Einwohnern. Wer bis zum 15. Januar aus dem Ausland nach Italien einreist, muss sich in 14-tägige Quarantäne begeben. Inwieweit Versammlungsverbote in Privatwohnungen eingehalten werden, wollen die Behörden nicht kontrollieren, da diese verfassungsrechtlich besonders geschützt sind. Gleichwohl appellierte die Regierung an die Menschen, die verschärften Regeln einzuhalten.

Conte: Keine Risiken an Feiertagen eingehen

Mit den zwischenzeitlichen Lockerungen sowie der Erlaubnis begrenzter Verwandten- oder Freundesbesuche an den Feiertagen will Conte nach eigener Aussage die sozialen Härten etwas abfedern. Er setzte sich damit gegen Hardliner seines Kabinetts durch. Bis auf Bekleidungs-, Schuh- und Schmuckgeschäfte können auch andere Geschäfte öffnen, vorausgesetzt sie halten sich an übliche Hygiene- und Abstandsregeln.

In den vergangenen Tagen waren die Infektionszahlen in Italien zwar gesunken, der durchschnittliche RT Wert liegt bei 0,86, und auch auf den Intensivstationen entspannt sich die Lage etwas. Die Regierung begründet die neuen Einschränkungen jedoch damit, dass das Virus weiter überall zirkuliere, wie die Lage in anderen Ländern zeige. An den Feiertagen, zu denen viele Menschen reisen, wolle man keine weiteren Risiken eingehen.


Quelle:
KNA