Lettische Dominikanerin über die Arbeit in der Diaspora

"Die Leute sind an uns gewöhnt"

Am Sonntag, dem Diaspora-Sonntag, denkt die katholische Kirche besonders an die Katholiken, die in der Minderheit leben. Die Dominikanerin Sr. Diana lebt und arbeitet mit ihren Mitschwestern schon seit über 20 Jahren im lettischen Riga.

Die lettische Hauptstadt Riga / © Grisha Bruev (shutterstock)
Die lettische Hauptstadt Riga / © Grisha Bruev ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind eine kleine Gemeinschaft der Dominikanerinnen von Bethanien – mit wie vielen Schwestern leben und arbeiten Sie in Riga?

Sr. Diana (Dominikanerin von Bethanien in Riga): Wir sind seit 1995 in Riga und wir sind vier Schwestern im Kloster St. Josef. Und wir sind apostolische Schwestern. Das heißt, wir haben unser Gebetsleben und wir haben auch ein Leben zusammen mit anderen Menschen, mit Gläubigen und auch mit Ungläubigen. Denn wir sind nur 40% Katholiken in Lettland und das ist manchmal eine ganz schöne Herausforderung. Aber ich lebe da seit 20 Jahren im Norden und ich muss sagen, das ist auch ein sehr schönes und buntes, volles Leben.

Wir arbeiten auch draußen, außerhalb des Hauses. Ich bin zum Beispiel Lehrerin in einer Schule und ich arbeite auch im Frauengefängnis und in zwei Tageszentren. Das heißt, ich treffe verschiedene Leute: Katholiken, Evangelische Gläubige, Baptisten und auch, sagen wir, ungläubige Leute oder solche, die über ihren Glauben noch nicht entschieden haben. Und ich finde, das ist schön. Wir haben immer verschiedene Gespräche auf verschiedenen Ebenen.

DOMRADIO.DE: Was macht denn dieses Schöne, aber auch das Herausfordernde an ihrer Arbeit aus?

Sr. Diana: Immer zuzuhören. Wie sprechen Leute, was ist wichtig für sie und wie kann ich diesen Leuten helfen, den Weg zu Gott zu finden, den Weg zur Wahrheit oder den Weg zu mehr Liebe und Stabilität?

DOMRADIO.DE: Wie akzeptiert fühlen Sie sich denn dort als Katholikin in der Minderheit von den Menschen, die nicht an "unseren" Gott glauben?

Sr. Diana: Nach 20 Jahren hier sind die Leute schon an uns gewöhnt. Wenn wir auf der Straße sind, dann wundern sich manche natürlich, manche wissen nicht, wer wir sind. Diese Generation ist schon anders und die können das manchmal nicht verbinden. Warum dieses weiße Gewand und warum der Schleier? Die kennen die Ordensschwestern überhaupt nicht. Aber das sind auch Momente, die Beziehungen gründen. Auf diese Blicke voller Unverstännis mit einem freundlichen Lachen zu antworten, das ist immer eine Verbindung, die ich finde. Das ist schon ein erster Schritt.

Aber ich denke, wir in Lettland haben einen großen Vorteil. Wir haben eine ökumenische Gesellschaft und wir haben sehr enge Beziehungen mit anderen Konfessionen. Und ich bin oft Gast in anderen Gemeinschaften, in den evangelischen Gemeinschaften, in evangelischen Häusern, bei Baptisten, die eigentlich ein bisschen weiter weg sind in unserem Land, manchmal auch bei orthodoxen Kirchen. Das heißt, wir pflegen viele Beziehungen und arbeiten viel zusammen, auch bei manchen Projeken.

DOMRADIO.DE: Sie bekommen seit vielen Jahren schon Unterstützung vom Boniatiuswerk. Wie wichtig ist diese Unterstützung für Sie?

Sr. Diana: Ich kann gar nicht sagen, wie viel das für uns bedeutet, denn das Bonifatiuswerk, die Organisation und auch die Menschen, sind für uns zu Freunden geworden. Wir bekommen Unterstützung auf verschiedenen Ebenen auch mit dem BONI-Bus und mit Bauhilfen. Und wir sind eins der nordischen Länder, in denen das Projekt "Praktikum im Norden" läuft.

Seit vielen Jahren haben wir jedes Jahr mehrere Praktikanten aus Deutschland bei uns. Im Moment sind das drei junge Frauen, Eva, Isabell und Julia, die trotz Quarantäne und anderen Sachen soziale Hilfe und Arbeit im Kindergarten im Tagespensum machen und natürlich mit uns eine Gemeinschaft bilden - auch mit lettischen Studentinnen, die bei uns wohnen. Wir haben ein großes Haus und auf dem dritten Stockwerk haben wir Räume für Studierende, junge Frauen. Das ist mittlerweile eine internationale Gesellschaft, wo jetzt zurzeit drei Lettinnen und drei deutsche Praktikantinnen von diesem Projekt wohnen.

Das Interview führte Martin Mölder.


Quelle:
DR