Polens Kirche räumt Kommunikationsproblem ein

"Wir wollten diesen Krieg wirklich nicht"

Angesichts der sich auch gegen die katholische Kirche richtenden Massenproteste in Polen hat der Sprecher der Bischofskonferenz Probleme im Dialog mit der Gesellschaft eingeräumt. Schwangere will man aber weiter unterstützen.

Polnische Bischöfe (Archiv) / © Paul Haring (KNA)
Polnische Bischöfe (Archiv) / © Paul Haring ( KNA )

"Vielleicht ist es eine Niederlage der Sprache, die die Kirche spricht", sagte Sprecher Leszek Gesiak am Dienstag dem Privatsender Radio Zet. Der "hierarchische Diskurs" passe womöglich nicht zu der sich verändernden Situation.

Zugleich betonte Gesiak: "Es war nicht die Kirche, die diesen Krieg verursacht hat. Wir wollten diesen Krieg wirklich nicht." Die Kirche werde Schwangere, die um Hilfe bitten, unterstützen, ohne deren ungeborene Kinder zu töten. Die protestierenden Frauen seien eine wichtige Gruppe, der man zuhören müsse.

Gerichtsentscheid zu Abtreibungen Auslöser der Proteste

Auslöser der landesweiten Straßenproteste ist ein Urteil des Verfassungsgerichts von Donnerstag, das Abtreibungen fast völlig verbietet. Auf Antrag von mehr als 100 Abgeordneten hauptsächlich der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatten die höchsten Richter entschieden, dass Schwangerschaftsabbrüche bei schwerwiegenden Fehlbildungen des Fötus gegen die Verfassung verstoßen.

Damit sind Abtreibungen künftig nur noch legal, wenn die Gesundheit der Schwangeren in Gefahr ist oder die Schwangerschaft das Ergebnis einer Straftat ist.

Gottesdienste gestört

Aus Protest gegen die Unterstützung der Kirche für das fast völlige Abtreibungsverbot hatten Aktivisten am Sonntag mehrere Gottesdienste gestört. Einer in der Kathedrale von Posen (Poznan) musste abgebrochen werden. Zudem wurden Gotteshäuser mit Slogans besprüht und ein Denkmal von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in einer Kleinstadt geschändet.

Frauenrechtsgruppen hatten unter dem Motto "Das Wort zum Sonntag" dazu aufgerufen, den Widerstand gegen die Gesetzesverschärfung in die Kirchen zu tragen.


Quelle:
KNA
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