Rechtsextremer Wachdienst will polnische Kirchen schützen

"Wir werden jede Kirche verteidigen"

Ultrarechte Gruppen in Polen haben die Gründung einer "Nationalwache" zum Schutz der katholischen Kirche vor Ausschreitungen angekündigt. "Wir wollen nicht, dass antizivilisatorische Kreise uns Polen und Katholiken angreifen".

Symbolbild Wachdienst / © LightField Studios (shutterstock)
Symbolbild Wachdienst / © LightField Studios ( shutterstock )

"Deshalb bilden wir eine Art katholische, zivilisatorische Selbstverteidigung", sagte Robert Bakiewicz mit Blick auf die Proteste gegen die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes. Bakiewicz ist Vorsitzender des Vereins, der am polnischen Nationalfeiertag die Unabhängigkeitsmärsche in Warschau veranstaltet.

Den Kern der neuen Wache sollen die Ordnungskräfte des Unabhängigkeitsmarsches bilden. Ihnen könne sich jeder anschließen. "Wir werden jede Kirche, jedes Wohnviertel, jede Stadt und jedes Dorf verteidigen", so Bakiewicz. Man befinde sich "mitten in einer neobolschewistischen Revolution".

Gottesdienste gestört

Aus Protest gegen die Unterstützung der Kirche für ein fast völliges Abtreibungsverbot hatten Aktivisten am Sonntag mehrere Gottesdienste gestört. Einer in der Kathedrale von Posen (Poznan) musste abgebrochen werden. Zudem wurden Gotteshäuser mit Slogans besprüht und ein Denkmal von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) in einer Kleinstadt geschändet. Anlass war ein Urteil des Verfassungsgerichts, das künftig Schwangerschaftsabbrüche auch bei einer schwerwiegenden Fehlbildung des Fötus verbietet.

Die Polizei schützte am Wochenende mehrere Bischofsresidenzen und -kirchen vor möglichen Übergriffen von Demonstranten. Auch rechtsgerichtete Aktivisten stellten sich laut polnischen Medienberichten unter anderem vor eine Kirche in Warschau und verwehrten Protestierern den Zutritt.

Kirchenleitung ruft zu Deeskalation auf

Die Kirchenleitung rief zu Deeskalation und Dialog auf. Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, ermunterte am Sonntagabend "alle zum Dialog über die Mittel, mit denen das Recht auf Leben und die Rechte von Frauen geschützt werden können".

Zugleich betonte er, vulgäre Ausdrücke, Gewalt, Störungen von Gottesdiensten und Entweihungen seien in einem demokratischen Staat nicht der richtige Weg. Er sei traurig, dass Menschen in vielen Kirchen mit Gewalt gehindert worden seien, ihren Glauben zu bekennen.

Frauenrechtsgruppen hatten unter dem Motto "Das Wort zum Sonntag" dazu aufgerufen, den Widerstand gegen die Gesetzesverschärfung in die Kirchen zu tragen.


Quelle:
KNA