Vor 300 Jahren wurde der Jesuit Ferdinand Farmer geboren

Ein Pionier der Kirche in Nordamerika

Katholiken waren im 18. Jahrhundert in den jungen USA eine nicht eben beliebte Minderheit. Missionare wie Ferdinand Farmer ermöglichten den Gläubigen die Teilnahme an Gottesdiensten - und trugen zur Verständigung bei.

Autor/in:
Anselm Verbeek
Kirche in den USA / © N.N. (shutterstock)

Als Ferdinand Farmer 1752 nach Pennsylvania kam, waren die Katholiken ein winziges Häuflein: etwa 25.000 unter einer Bevölkerung von 2,5 Millionen in den englischen Kolonien der Ostküste Amerikas. Sie lebten vor allem in Pennsylvania und Maryland - relativ tolerante Kolonien gegenüber den verhassten "Papisten". Eine Handvoll deutscher Jesuiten betreute die Landsleute in dem riesigen Areal. Der Neupriester Farmer wurde in Pennsylvania, New Jersey, Maryland und Delaware tätig.

"Busy priest" in Amerika

Ferdinand Farmer wurde am 13. Oktober 1720 im schwäbischen Weißenstein geboren. Sein eigentlicher Familienname war Steinmeyer. Er erwarb eine Befähigung zum Arzt: Bevor er die Ausbildung zum Jesuit antrat, hatte er ein Medizinstudium absolviert. Er war damit heilkundig für physische und seelische Bedürfnisse. Zunächst schlug der Theologe eine akademische Laufbahn ein, zuletzt als Rektor der Universität Freiburg. Dann brach er aus: Missionar in China wollte der Idealist werden.

Doch es kam anders. Seine Oberen schickten ihn nach Amerika. Steinmeyer war ein "busy priest", mit Feuer und Flamme bei seiner Aufgabe. Wie andere Jesuiten anglisierte er seinen Namen: aus Steinmeyer wurde ein Meier, ein Farmer. Der Missionar wollte in den englischen Kolonien aufgehen, ein "American patriot" werden. Erste Missionsstation war Lancaster, Pennsylvania. In Elizabethtown gründete der Pionier eine Block-Kapelle.

Farmer vergrößerte seinen Aktionsradius, räumlich und zahlenmäßig. Neben Einwanderern, die oft bloß deutsch sprachen, fielen besonders Iren unter seine Pastoral. Der Hirte musste fest im Sattel sitzen, um die weit verstreuten Schäflein in einsamen Bauernhöfen aufzuspüren. Für die "missionary excursions" entwickelte Farmer einen soliden Rhythmus: Die Gläubigen, die in den "pioneer congregations" von weither zusammen strömten, konnten verlässlich planen.

Mit dem Pferd unterwegs

Der Priester reiste verkleidet und zu Pferd. Katholische Seelsorge war bis zur Religionsfreiheit im jungen US-Staat streng verboten: "No Papists" galt in den englischen Kolonien. Farmer spendete die Sakramente - Taufen, Eheschließungen - diskret in Privathäusern. Auch die Siedler in der Wildnis konnten Eucharistie feiern. Akkurat führte der Pater ein Register. Darin ist auch die Taufe von "Thomas, Nigger des Jeremias, Wilder" eingetragen. Gleichheit galt nur vor Gott.

Als die Spannungen zwischen England und Frankreich um die Vorherrschaft in Nordamerika wuchsen, steigerte sich die Abneigung gegen die "gefährlichen Katholiken". Hoch bedeutsam war, dass sich die katholische Minderheit auf die Seite der amerikanischen Patrioten stellte. Die Führung übernahmen Jesuitenpatres und einflussreiche Familien wie die Carrolls.

Farmer wurde Verbindungsmann zum französisch-katholischen Teil Kanadas, das erst wenige Jahre zuvor unter die britische Krone gelangt war. Im Entscheidungsjahr 1776 reisten Benjamin Franklin und zwei Carroll-Brüder nach Quebec in der Hoffnung, Verbündete für die Revolution zu finden. Frankreich unterstützte den Kampf gegen die britische Kolonialmacht; viele Franko-Kanadier litten unter der britischen Krone. Ein Schreiben Farmers öffnete der Gesandtschaft das Jesuitenkolleg. Aber der Bischof verbot weiteren Kontakt.

Kirche und Staat in den USA

Eine Schlüsselfigur der letztlich gescheiterten Mission war John Carroll, ein Ordensbruder und Freund Farmers. Carroll vertrat die Forderungen der Patrioten: Nur wenn Kirche und Staat getrennt seien, könnten sich die Freiheitsrechte des Gewissens und des religiösen Bekenntnisses entfalten. Väter der amerikanischen Demokratie, darunter Thomas Jefferson, rühmten Carrolls Patriotismus - und betrieben in Rom seine Etablierung als erstem katholischen Bischof für die USA.

Der Name Farmer stand an der Spitze einer patriotischen Dankesadresse an George Washington. Wie auch hätte der Schmelztiegel der USA, Traumziel von Migranten verschiedenster Kulturen, zusammenwachsen können ohne Toleranz - unter Beachtung der Verfassung? Farmer starb 1786 in Philadelphia, dem Zentrum seiner Aufbauarbeit des Pfarrsystems. Der Jesuit war auch Gründer der ältesten Gemeinde New Yorks, St. Peter's Church in Manhattan: ein Gotteshaus im Schatten der Finanzwelt.


Quelle:
KNA