Katholische Kirche in Belarus dementiert Einmischung der USA

"Völlig absurd"

​Die katholische Kirche in Belarus hat Berichte über eine Einmischung der USA in ihre Arbeit als "Lüge" zurückgewiesen. Niemand gebe den Geistlichen irgendwelche politischen Anweisungen.

Belarussische Studenten bei einer Kundgebung vor der Heilig-Geist-Kathedrale (dpa)
Belarussische Studenten bei einer Kundgebung vor der Heilig-Geist-Kathedrale / ( dpa )

Das sagte sagte der Minsker Weihbischof Juri Kasabutski dem belarussischen Internetportal catholic.by (Mittwoch).  Die Kirche sage "die Wahrheit über die Situation im Land, spricht sich gegen Gewalt aus und ruft die Menschen zur Solidarität, Einigkeit, zu Eintracht, Frieden und Vergebung auf", betonte er.

Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, hatte zuvor behauptet, die US-Regierung versuche unter Katholiken in Belarus eine Antiregierungsstimmung anzuheizen und sie zu Straßenprotesten zu animieren. Die Amerikaner wollten demnach auch den Vatikan, der bisher Zurückhaltung geübt habe, hineinziehen und eine Beteiligung von katholischen Priestern an Demonstrationen gegen die Regierung in Minsk erreichen.

"völlig absurd"

Weihbischof Kasabutski dementierte das. Es sei "völlig absurd" und eine Lüge, dass der US-Auslandsgeheimdienst CIA und andere Organisationen versuchten, mit Hilfe der Kirche den belarussischen Staat zu untergraben. Die Kirche wolle durch ihr Eintreten für Frieden und Harmonie eine Spaltung der Gesellschaft abwenden.

"Wir sehen derzeit eine sehr starke Solidarität der Menschen unabhängig von ihrer Konfession. Sie kommen und fragen, ob sie die Kirche betreten dürfen, obwohl sie keine Katholiken sind", so Kasabutski. Die Kirche sei offen für alle, auch für Atheisten. Die Beziehung zur orthodoxen Kirche verschlechtere sich nicht, sondern werde "offener und freundschaftlicher". Der Weihbischof muss momentan den Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz vertreten. Die belarussische Regierung verweigert dem Erzbischof seit einem Monat die Wiedereinreise in seine Heimat.

Proteste seit knapp zwei Monaten

In Belarus gibt es seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August Massenproteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko. Die Demonstranten werfen ihm Wahlmanipulation und Unterdrückung der Demokratiebewegung vor. Vereinzelt nahm die Polizei auch Geistliche vorübergehend fest, darunter zwei katholische Priester. Ein orthodoxer Geistlicher wurde wegen regierungskritischer Protestaktionen zu zehn Tagen Haft verurteilt.

Die katholische Kirche in Belarus sieht sich in der schweren politischen Krise des Landes staatlichen Repressionen ausgesetzt. Der Regierungsbevollmächtigte für Religionsangelegenheiten, Leonid Gulaka, lud die Kirche Ende August erstmals nicht zu einer Sitzung des Interkonfessionellen Rates ein. Dem Gremium gehören Vertreter der Kirchen, der Juden und Muslime an. Der staatliche Hörfunk strich die Live-Übertragung der katholischen Sonntagsmesse aus dem Programm und brach damit mit einer jahrzehntelangen Tradition. Mehr als eine Million der 9,4 Millionen Bürger des Landes sind nach Kirchenangaben katholisch. Die Mehrheit der Belarussen sind orthodoxe Christen.

Otto Hinz


Weissrusslands Staatschef Lukaschenko / © Sergei Ilnitsky (dpa)
Weissrusslands Staatschef Lukaschenko / © Sergei Ilnitsky ( dpa )
Quelle:
KNA
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