"Prayer Patriots": Religiöse Fanatiker unterstützen Trump

Frommes Gebet und fliegende Fäuste

Die Grenze zwischen religiösen Fanatikern und gewaltbereiten Rechtsextremisten verläuft in den USA fließend. Der in Portland getötete Aaron "Jay" Danielson gehörte einer solchen Gruppe an.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Symbolbild: Religiöser Fanatismus / © ibpstock (shutterstock)
Symbolbild: Religiöser Fanatismus / © ibpstock ( shutterstock )

Die Schirmmütze des Niedergeschossenen verrät in fetten Lettern seine Zugehörigkeit zu den "Prayer Patriots". Ob er sich damit zum Ziel eines linken Extremisten machte, ist auch eine Woche nach den tödlichen Schüssen in die Brust von Aaron "Jay" Danielson nicht erwiesen. Der Verdächtige Michael Forest Reinoehl kam bei der versuchten Festnahme durch die Polizei am Donnerstag (Ortszeit) ums Leben.

Der Tod des "Gebets-Patrioten" war das blutige Ende eines von Gewalt geprägten Tag, bei dem Danielson auf der Ladefläche eines Pick-Up-Trucks an einer provokanten Parade rechter Anhänger des US-Präsidenten im Herzen von Portland teilgenommen hatte. Die Provokateure griffen "Black Lives Matter"-Sympathisanten mit Paintball-Munition und Pfefferspray an, während diese Gegenstände zurückwarfen.

Rechte Hassgruppe

Unklar bleibt auch, ob Danielson von seinem Mörder gezielt verfolgt wurde, oder ein eher zufälliges Opfer war. Für die Anhänger der "Prayer Patriots" ist er auf jeden Fall ein Märtyrer. "Gott segne ihn und das Leben, das er gelebt hat", erklärt Joel Gibson (36), der Gründer und Führer der religiösen Fanatiker. Auch Donald Trump ehrte den Getöteten. "Ruhe in Frieden", twittere der Präsident.

Dabei stand Frieden zu Lebzeiten Danielsons, der auch den Namen "Bishop" (dt. Bischof) gebrauchte, ganz unten auf der Agenda. Wie auch seine im Nordwesten der USA aktive Gruppe weniger für frommes Gebet als für fliegende Fäuste bekannt ist.

Der "Southern Poverty Law Center" siedelt die "Gebets-Patrioten" im Spektrum weißer Nationalisten, rechter Motorrad-Gangs und Neo-Nazis an. Das religiöse Element unterscheide die "Prayer Patriots" von anderen Extremisten, mache sie aber nicht weniger zu einer Hassgruppe. "Ihr Ziel ist es, ihre politischen Feinde zum Schweigen zu bringen", sagt SPLC-Anaylstin Cassie Miller. Dafür setzten sie "auf Gewalt und Einschüchterung" als Methode.

Zuhause für Straßenschläger

Gibson, ein begeisterter Fan Donald Trumps, der die Gruppe 2016 in Oregon gründete, radikalisierte die "Prayer Patriots", deren Anhänger gezielt bei Demonstrationen in linken Hochburgen wie Seattle und Portland provozieren. Der mit Danielson befreundete Gibson suchte dafür auch die Nähe zu staatsfeindlichen Milizen und verbündete sich mit den rechtsextremen "Proud Boys".

Vegas Tenold, der für die jüdische "Anti-Defamation League" ADL den rechten Rand studiert, meint, die "Prayer Patriots" hätten eine sehr schwammige Ideologie, die sie als "für Gott", "für Waffen", "für Leben" und entschieden "antikommunistisch" bezeichneten. "Unter ihrem Dach finden alle möglichen Straßen-Schläger ein Zuhause."

Gibson weist die Einschätzung von Experten wie Tenold zurück, die die "Prayer Patriots" für gewaltbereit und gefährlich halten. Er sieht sich als Jünger Jesu, der mit seinen Anhängern die Religion auf die Straße, an die Universitäten und überall dahin bringt, "wo wir Ungerechtigkeiten sehen, gegen die sich niemand wehrt".

Fragwürdige Kirche

Im vergangenen Jahr musste sich der Führer der "Gebets-Patrioten" vor Gericht für das Initiieren einer Schlägerei vor einer Kneipe in Portland verantworten. Nachdem die "Crowd-Sourcing"-Seite "GoFundMe" Gibsons Sammelaktion für seine Anwaltskosten unterband, forderte er seine Unterstützer auf, das Geld an eine Kirche zu schicken.

Die Gegner der "Prayer Patriots" hätten alles getan, Christen am Spenden zu hindern, positionierte sich Gibson als Opfer einer linken Verschwörung. Glücklicherweise gebe es "die 'Kirche für Glaube und Freiheit', die uns Christen hilft, Spenden für uns anzunehmen".

Gibsons Kirche ist so fragwürdig wie der christliche Anspruch der "Prayer Patriots". Weder in Kalifornien noch in Oregon oder Washington gibt es eine Kirche, die unter diesem Namen offiziell registriert ist. Auf der Webseite der ominösen Gemeinde heißt es, die Kirche helfe "Predigern, auf die Straße zu gehen, indem sie diese unterstützt, sich rechtlich und finanziell zu schützen". Auf diese Weise hätten Spender die Möglichkeit, "Evangelisten zu helfen, die in Los Angeles, Portland, Seattle und Tacoma im Einsatz sind".


Joey Gibson, Gründer von "Patriot Prayer" mit einigen Anhängern und Gegendemonstranten / © woostermike (shutterstock)
Joey Gibson, Gründer von "Patriot Prayer" mit einigen Anhängern und Gegendemonstranten / © woostermike ( shutterstock )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema