Internationaler Tag der Verschwundenen

Zehntausende Angehörige von Minderheiten verschwunden

Zum Internationalen Tag der Verschwundenen erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an Zehntausende Angehörige von Minderheiten, die von Unrechtsregimen weltweit entführt wurden und verschwinden.

Symbolbild: Zehntausende Angehörige von Minderheiten verschwunden / © Rolf Zoellner (epd)
Symbolbild: Zehntausende Angehörige von Minderheiten verschwunden / © Rolf Zoellner ( epd )

Diese unmenschliche Praxis diene der Einschüchterung der Bevölkerung und lasse die Familien traumatisiert zurück, erklärte die GfbV am Donnerstag in Göttingen.

Zehntausende in der Türkei verschwunden

"Allein in der Türkei gelten seit den 1990er Jahren bis zu 17.000 Angehörige der kurdischen Volksgruppe sowie Menschen, die sie unterstützen, als verschwunden", erklärte der Nahostexperte der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido. Sie seien im türkisch-kurdischen Krieg 1984 bis 1999 von staatlichen Todesschwadronen verschleppt worden oder kehrten nach Verhaftungen oder Verhören durch die Militärpolizei nie zu ihren Familien zurück.

"Die Türkei beschränkt diese Praxis aber nicht auf ihr eigenes Staatsgebiet", berichtete Sido. Seit ihrem ersten Einmarsch in mehrheitlich kurdische Gebiete in Nordsyrien im Januar 2018 gälten auch dort 7.000 Angehörige der kurdischen Bevölkerung als verschwunden.

Staatliche Entführungen in China

Auch in China verschwinden nach Darstellung der GfbV nach wie vor regelmäßig Menschen, die die Führung des Landes kritisieren oder Volksgruppen angehören, die Peking besonders heftig unterdrückt. "Die Bevölkerung Tibets ist dieser perfiden Praxis bereits seit Jahrzehnten ausgesetzt", erklärt Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung.

Aktuell würden vor allem die muslimischen Volksgruppen in der Uigurenregion Xinjiang / Ostturkestan Opfer staatlicher Entführungen. "Manche von ihnen tauchen irgendwann in einem der Internierungslager der Region wieder auf, wo sie Folter und Gehirnwäsche erleben und häufig zur Zwangsarbeit eingesetzt werden", so Schedler. "Viele andere bleiben dauerhaft verschwunden und ihre Familien leben jahrelang in quälender Ungewissheit über ihr Schicksal."


Quelle:
KNA