Die Poliomyelitis, kurz Polio oder oft auch Kinderlähmung, ist eine Infektion mit RNA-Viren. Wenn die Krankheit ausbricht, kann sie sich auf das zentrale Nervensystem ausweiten und zu dauerhaften Lähmungen führen - vor allem bei Kleinkindern.
Erkrankte leiden Jahre später zusätzlich meist am sogenannten Post-Polio-Syndrom, das mit einer Verschlechterung der Lähmungserscheinungen und Muskelschwund einhergeht.
Die Inkubationszeit, bis die Krankheit ausbricht, kann zwischen drei und 35 Tagen dauern. Übertragen wird das Virus fäkal-oral, also etwa über mit Fäkalien verunreinigtes Wasser und Lebensmittel. Da es keine antivirale Therapie gibt, können bei einer Infektion nur die Symptome gelindert werden.
Vor Einführung der Polio-Schluckimpfung Ende der 80er Jahre war die Krankheit bei Kindern weltweit verbreitet, daher Kinderlähmung. Mit der globalen Initiative, Polio auszurotten, sank die Zahl der Länder, in denen der Erreger noch dauerhaft auftritt, um mehr als 99 Prozent.
Ursprünglich war der Plan, Polio bis 2000 vollständig auszurotten; es kam jedoch immer wieder zu vereinzelten Ausbrüchen auch durch die gestiegene weltweite Reiseaktivität.
In Pakistan, Afghanistan und Nigeria ist das Virus weiterhin heimisch, und die Impfkampagnen stoßen in der Bevölkerung teils auf Widerstand. In Syrien und der Demokratischen Republik Kongo etwa ist die Durchimpfungsrate stark gesunken.
Die Polioimpfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Säuglinge, Kinder, Jugendliche und zur Auffrischung für Erwachsene mit besonderen Risiken empfohlen. Personen, die im Kindesalter geimpft wurden und bei denen es eine Auffrischung gab, gelten als vollständig immunisiert.
26.08.2020
Die Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation ist ein Meilenstein für Afrika: Seit diesem Dienstag gilt der Kontinent laut WHO als frei von Polio. In Nigeria hat sich das Virus besonders lange gehalten.
Für die afrikanischen Gesundheitsminister ist der 25. August ein bedeutender Tag. Jahrelang hatte es immer wieder Hoffnung gegeben, dass kein neuer Fall von Polio auftritt. Doch die wurde immer wieder zunichte gemacht; letztmals im nordnigerianischen Bundesstaat Borno, als im August 2016 erneut zwei Fälle gemeldet wurden.
Umso größer die Freude bei der 70. Sitzung des afrikanischen WHO-Komitees, die wegen der Corona-Pandemie virtuell stattfinden musste. Neben den steigenden Zahlen und teils katastrophalen Auswirkungen von Covid-19 gab es eine gute Nachricht: Aktuell gibt es nur noch Afghanistan und Pakistan Polio-Fälle.
Rückschläge hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder in Nigeria gegeben, dem mit rund 200 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten Staat Afrika. Dabei sah die Entwicklung in den frühen 2000er Jahren gut aus. Mitverantwortlich für die Misere auch die Terrorgruppe Boko Haram, die im Februar 2013 neun Gesundheitsmitarbeiterinnen bei einer Impfung in der Nähe der Provinzhauptstadt Kano ermordete. Vor allem im Nordosten blieb es eine Zeit lang unmöglich, Impfkampagnen durchzuführen.
Skepsis gegenüber Impfungen
Doch auch unabhängig von der Miliz gab es ab 2003 im muslimisch geprägten Norden viel Skepsis. "Es gab Gerüchte, dass mit den Impfungen die Bevölkerung reduziert werden solle", erinnert sich Ibrahim Mualeem Zikirullahi. Er ist in Kano Direktor der nichtstaatlichen Organisation Chriced, einem Partner des Hilfswerks Misereor. Chriced organisiert Gesundheitskampagnen und setzt sich in der Region für das Impfen ein.
Die Impfstoffe stammten schließlich aus der westlichen und somit nichtmuslimischen Welt, wurde die Abwehrhaltung damals begründet. Die Verschwörungstheorien gingen jedoch noch weiter. Mitunter hieß es sogar, es handele sich um einen Plot der Zentralregierung in Abuja. Der damalige Präsident Olusegun Obasanjo war Christ - man wolle eine muslimische Dominanz im Land verhindern, so gingen die Gerüchte. Das Misstrauen zwischen den beiden größten Religionen im Land ist seit Jahrzehnten groß.
Hartnäckige Verschwörungstheorien
Warum der Norden so anfällig für Spekulationen war, liegt für Zikirullahi an mangelnder Bildung. "Vor allem Frauen gehen nicht zur Schule. Man hält sie davon ab, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Dabei sind sie es, die wollen, dass ihre Kinder geimpft werden."
Bis heute halten sich Verschwörungsdiskussionen hartnäckig, nicht nur bei Impfungen. "Es gibt Menschen, die glauben, dass es Covid-19 gar nicht gebe; das alles sei bloß eine Kampagne", berichtet Chriced-Direktor Zikirullahi. "Das liegt auch daran, dass es grundsätzlich wenig Vertrauen in die Regierung gibt."
Impfzahlen kontinuierlich gestiegen
Umso wichtiger ist Aufklärungsarbeit. Das erlebt in der Provinzhauptstadt Kano auch Asabe Ismail, die die Verantwortung für das Gwagwarwa-Gesundheitszentrum hat. "Allein am Dienstag haben wir wieder 30 Kinder geimpft", sagt sie. In den vergangenen Jahren seien die Impfzahlen kontinuierlich gestiegen. Grund dafür sei die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef - und an einem engmaschigen Netzwerk mit zahlreichen freiwilligen Helfern. Sie klären nicht nur über die Notwendigkeit von Immunisierung auf, sondern besuchen auch Familien, die bislang nicht mit ihren Kindern gekommen sind, und erinnern sie an Impftermine.
Ibrahim Mualeem Zikirullahi geht noch einen Schritt weiter. "Wir müssen uns unbedingt mehr für die Rechte der Frauen einsetzen. Das ist eine sehr fordernde Aufgabe." Vor allem im dicht besiedelten Kano müsse sich zudem die Infrastruktur verbessern. Wegen fehlender Toiletten sei offene Defäkation ein großes Problem. Aber: "Genau so breiten sich Krankheiten aus."
Die Poliomyelitis, kurz Polio oder oft auch Kinderlähmung, ist eine Infektion mit RNA-Viren. Wenn die Krankheit ausbricht, kann sie sich auf das zentrale Nervensystem ausweiten und zu dauerhaften Lähmungen führen - vor allem bei Kleinkindern.
Erkrankte leiden Jahre später zusätzlich meist am sogenannten Post-Polio-Syndrom, das mit einer Verschlechterung der Lähmungserscheinungen und Muskelschwund einhergeht.
Die Inkubationszeit, bis die Krankheit ausbricht, kann zwischen drei und 35 Tagen dauern. Übertragen wird das Virus fäkal-oral, also etwa über mit Fäkalien verunreinigtes Wasser und Lebensmittel. Da es keine antivirale Therapie gibt, können bei einer Infektion nur die Symptome gelindert werden.
Vor Einführung der Polio-Schluckimpfung Ende der 80er Jahre war die Krankheit bei Kindern weltweit verbreitet, daher Kinderlähmung. Mit der globalen Initiative, Polio auszurotten, sank die Zahl der Länder, in denen der Erreger noch dauerhaft auftritt, um mehr als 99 Prozent.
Ursprünglich war der Plan, Polio bis 2000 vollständig auszurotten; es kam jedoch immer wieder zu vereinzelten Ausbrüchen auch durch die gestiegene weltweite Reiseaktivität.
In Pakistan, Afghanistan und Nigeria ist das Virus weiterhin heimisch, und die Impfkampagnen stoßen in der Bevölkerung teils auf Widerstand. In Syrien und der Demokratischen Republik Kongo etwa ist die Durchimpfungsrate stark gesunken.
Die Polioimpfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Säuglinge, Kinder, Jugendliche und zur Auffrischung für Erwachsene mit besonderen Risiken empfohlen. Personen, die im Kindesalter geimpft wurden und bei denen es eine Auffrischung gab, gelten als vollständig immunisiert.