Katholikentreffen in Rimini endet mit Appellen

Mehr Vertrauen auf Gott

Das Katholikentreffen im italienischen Rimini ist mit Appellen für eine solidarischere Welt nach Corona zu Ende gegangen. Kardinal Gualtiero Bassetti forderte die Teilnehmer auf, der Welt "Zeugnis von den Früchten" des Treffens abzulegen.

Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das jährliche, von katholischen Laien organisierte "Meeting Rimini" hatte am Dienstag in der Adriastadt begonnen. Wegen der Pandemie fanden die meisten Programmpunkte virtuell statt.

Kardinal Gualtiero Bassetti forderte am Sonntag alle Teilnehmer auf, der Welt "Zeugnis von den Früchten" des Treffens abzulegen. Mit Blick auf die heutige Gesellschaft kritisierte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz ein "Delirium der Allmacht des modernen Menschen". Ein verzweifelter Individualismus und utilitaristisches Denken machten viele "taub für das Erhabene".

Kardinal Bassetti: Prophetische Stimmen notwendiger denn je

Bassetti mahnte, dass die Folgen der Pandemie umso schädlicher würden, "wenn wir uns in uns selbst verschließen, wenn die Selbstbezogenheit vorherrscht, wenn wir uns vormachen, dass wir ohne Gott auskommen können". Prophetische Stimmen seien dagegen notwendiger denn je. "Möge der Herr uns dasselbe Wunder schenken, das die Propheten befähigt hat, die Dinge so zu sehen, wie Gott sie sieht", sagte der Kardinal in seiner Predigt zum Abschluss der Konferenz.

Propheten, so der Kardinal, seien jene, die "auf das Wort Gottes zu hören wissen und in der Lage sind, die Welt um uns herum in der Tiefe zu lesen". In Zeiten der Verzweiflung seien sie die "Stimme der Hoffnung".

Zugleich warnte Bassetti, dass die Menschen in der modernen Welt ständig Empfänger "wahrer und falscher Informationen" seien. Und leider verfüge man nicht immer über die Mittel, sie zu unterscheiden. Dies, so der Geistliche, könne "verheerende soziale Auswirkungen haben". Umso wichtiger sei das Vertrauen auf Gott bei der täglichen Unterscheidung zwischen richtig und falsch.

Draghi: "Für die Jugend muss mehr getan werden"

Auf viel Beachtung war bereits am Dienstag der Auftritt des früheren Chefs der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, gestoßen. Er warnte angesichts der Corona-Krise vor einer lähmenden Unsicherheit. "Sie lähmt unser Handeln und unsere Entscheidungen", sagte er zum Auftakt des Rimini-Treffen. Die schwierige Phase des Wiederaufbaus nach der Pandemie müsse von "Flexibilität und Pragmatismus" geprägt sein, so der Ökonom. Allerdings dürfe man ethische Prinzipien nicht außer Acht lassen. Sonst gewinne die Unsicherheit die Oberhand in der Gesellschaft.

Der ehemalige EZB-Chef forderte in seiner Rede, die jungen Menschen in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen. "Für die Jugend muss mehr getan werden." Die aktuellen Hilfszahlungen aus europäischen Ländern, darunter nicht zuletzt Deutschland, dienten "dem Überleben, dem Neustart", betonte der Wirtschaftsexperte. Aber wenn dieses Geld ausgehe, drohten massive Probleme.

"Die durch die Pandemie entstandenen Schulden sind beispiellos und müssen vor allem von den Jungen zurückgezahlt werden", sagte Draghi. "Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass sie über alle notwendigen Instrumente verfügen, um dies zu tun." Denn einen jungen Menschen seiner Zukunft zu berauben, sei "eine der schwerwiegendsten Formen der Ungleichheit".


Mario Draghi, früherer Chef der Europäischen Zentralbank, hält eine Rede beim Rimini Meeting 2020 / © Massimo Paolone (dpa)
Mario Draghi, früherer Chef der Europäischen Zentralbank, hält eine Rede beim Rimini Meeting 2020 / © Massimo Paolone ( dpa )
Quelle:
KNA