Polnischer Bischof lässt wegen Hagia Sophia die Glocken läuten

Ökumenischer Tag der Trauer

​Der katholische Bischof im zentralpolnischen Plock, Piotr Libera, lässt als "Zeichen der Solidarität mit den Christen im Nahen Osten" an diesem Freitag die Glocken aller Kirchen in seinem Bistum läuten. Und er will Fahnen auf Halbmast setzen.

Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul / © AlexAnton (shutterstock)
Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul / © AlexAnton ( shutterstock )

Er bat laut polnischen Medienberichten die Pfarrer seines Bistums, die weiß-blaue Fahne der Gottesmutter Maria und die weiß-gelbe Fahne des Vatikan auf Halbmast zu setzen.

Libera verwies demnach darauf, dass katholische und orthodoxe Bischöfe in den USA den Freitag wegen der Umwandlung der Istanbuler Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee zu einem ökumenischen Tag der Trauer und des Gebets erklärt hätten. Die Nutzung der einst größten Kirche der Christenheit als islamische Gebetsstätte verurteilte der polnische Bischof als "Verletzung aller Normen der religiösen Harmonie und des gegenseitigen Respekts".

Glockengeläut auch in vielen orthodoxen Kirchen in Griechenland

Auch die Glocken vieler orthodoxer Kirchen in Griechenland werden am Freitag aus Trauer über die Umwandlung der Hagia Sophia geläutet. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche Griechenlands, Erzbischof Hieronymos, wird am Freitagmorgen (08.00 Uhr Ortszeit) in der Athener Kathedrale den Marienhymnus Akathistos beten. Er wird sonst am Karfreitag gebetet. Der aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, stammende Hymnus wurde seinerzeit als Hilfe bei der Abwehr von Angreifern gesungen.

In einer vom Weltkirchenrat am Donnerstag verbreiteten Mitteilung warf Hieronymos ausländischen Regierungen mangelnde Unterstützung beim Schutz der Hagia Sophia vor: "Ich bin zutiefst betrübt, dass die Mächtigen dieser Welt, zumindest die Mehrheit von ihnen, sich hinter ihrem Finger oder vielmehr hinter ihren eigenen geopolitischen und geostrategischen Plänen verstecken."

Mit dieser Haltung tolerierten sie einen "Akt des Sakrilegs nicht nur gegen ein heiliges geistliches Zentrum unseres orthodoxen Glaubens, des Christentums im Allgemeinen und eines Symbols unseres Glaubens, sondern auch eines ökumenischen Kulturdenkmals und Symbols der gegenseitigen Annäherung von Völkern und Menschen, von Menschen mit unterschiedlichen religiösen Identitäten".

Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee

Für die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan betriebene Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee hatte ein türkisches Gericht am 10. Juli grünes Licht gegeben. Sie soll bei einem traditionellen Freitagsgebet mit rund 2.000 Gläubigen vollzogen werden. Der Schritt löste international bei Politikern und Kirchenvertretern Empörung aus.

Die 537 als byzantinische Reichskirche geweihte Hagia Sophia hatten die Osmanen bereits 1453 nach der Eroberung Konstantinopels in eine Moschee umgewandelt. Der Gründer der türkischen Republik, Mustafa Kemal "Atatürk", erklärte das Bauwerk 1934 zu einem Museum. Religiös-nationalistische Kreise in der Türkei forderten seit Jahrzehnten, diesen Schritt rückgängig zu machen und die Hagia Sophia wieder als Moschee zu nutzen.


Quelle:
KNA
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