Papst Franziskus hat den polnischen Bischof Edward Janiak von seinen Pflichten entbunden, weil er Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Priester ignoriert haben soll. Die Diözese Kalisz soll nun vom Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys, verwaltet werden, teilte der Nuntius des Papstes in Polen am Donnerstag mit.
Janiak spielt eine wichtige Rolle in dem Mitte Mai veröffentlichen Dokumentarfilm "Versteckspiel", der sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche in Polen thematisiert. In dem Film wird Janiak vorgeworfen, dass er angesichts von Missbrauchsvorwürfen gegen ihm untergeordnete Priester nicht gehandelt habe.
Nach einem im März 2019 von der Bischofskonferenz vorgelegten Bericht machten sich in Polen zwischen 1990 und 2018 insgesamt 382 Geistliche des Missbrauchs schuldig. Es soll 625 Opfer geben.
Der Dokumentarfilm "Versteckspiel" ist das zweite derartige Enthüllungsvideo des inzwischen landesweit bekannten Journalisten Tomasz Sekielski und seines Bruders. Der Film hat mittlerweile mehr als sieben Millionen Klicks auf Youtube. Der erste Film des Autorenteams ("Sag es niemandem") wurde im Mai 2019 veröffentlicht und hat in Polen die Debatte über Pädophilie in der katholischen Kirche befeuert. (dpa, 25.06.2020)
26.06.2020
Ein Dokumentarfilm brachte den Fall ins Rollen: Der Bischof von Kalisz soll sexuellen Missbrauch gedeckt haben. Nun hat Papst Franziskus gehandelt und Bischof Edward Janiak beurlaubt. Der wehrt sich jedoch mit Gegenvorwürfen.
Seit einigen Wochen sorgt in Polen ein Skandal um Bischof Edward Janiak für Aufsehen. Mehrere Millionen Menschen sahen seit Mitte Mai auf der Videoplattform Youtube den Dokumentarfilm "Das Versteckspiel".
Darin wird der 67-jährige Bischof der zentralpolnischen Stadt Kalisz beschuldigt, nichts gegen einen Priester unternommen zu haben, der Kinder sexuell missbraucht habe - obwohl deren Eltern Janiak 2016 darüber informiert hätten.
Nun hat Papst Franziskus den Bischof beurlaubt und einen Interimsleiter für die Diözese eingesetzt, wie die Vatikanische Nuntiatur in Warschau am Donnerstag mitteilte.
Papst entzieht Bischof sämtliche Vollmachten
Der Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys (56), erhielt als Apostolischer Administrator "sede plena" sämtliche Vollmachten zur Leitung des Bistums Kalisz. Janiak wurde angewiesen, sich während der Untersuchung möglicher Versäumnisse außerhalb der Diözese Kalisz aufzuhalten, so die Nuntiatur. Das bedeute, dass er "in keiner Weise in die Verwaltung der Diözese Kalisz eingreifen kann".
Die vatikanische Bischofskongregation hatte Anfang Juni den Posener Erzbischof Stanislaw Gadecki als zuständigen Metropoliten beauftragt, die Vorwürfe gegen Janiak zu prüfen. Die Untersuchung läuft weiter.
Der Bischof wird unter anderem beschuldigt, den Vatikan nicht über den Missbrauchsverdacht gegen den Priester unterrichtet zu haben.
Janiak protestiert gegen Untersuchung
Janiak weist die Anschuldigungen zurück. Das schrieb er Mitte Juni auch vielen Bischofskollegen. Der Brief wurde der Zeitung "Gazeta Wyborcza" zugespielt und von ihr veröffentlicht. Der Bischof beschwert sich darin bitter über Polens Primas Erzbischof Wojciech Polak, der sofort nach der Veröffentlichung des Films eine Untersuchung durch den Vatikan veranlasst hatte.
Polak ist auch Kinderschutzbeauftragter der Polnischen Bischofskonferenz. Polak habe dem Ansehen der Kirche geschadet, große Verwirrung gestiftet und ihn vorverurteilt, protestiert Janiak in seinem Schreiben.
Bischof zweifelt Rechtmäßigkeit von Stiftung an
Doch damit nicht genug: Janiak behauptete auch noch, der Primas sei nicht ordnungsgemäß zum Kinderschutzbeauftragten gewählt worden.
Seine Ernennung sei stattdessen erzwungen worden. Zudem habe es Manipulationen bei der Gründung der "Sankt-Josef-Stiftung" der Bischofskonferenz für Opfer von sexuellem Missbrauch gegeben. Die Mehrheit der Bischöfe hätte gegen die Stiftungsgründung gestimmt, aber das Ergebnis sei in ein positives Votum geändert worden.
Zuständigkeit für Aufklärung beim Heiligen Stuhl
Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Bischof Artur Mizinski, dementierte das ebenso wie Polak. Nach dem Dokumentarfilm habe er "nicht schweigen oder untätig bleiben" können, verwies der Primas auf die Vorschriften des Vatikan. Janiak habe in dem Verfahren, "eine echte Chance, seine Argumente zu seiner Verteidigung vorzubringen". Die Beurteilung des Falls liege ausschließlich in der Zuständigkeit des Heiligen Stuhls. Polak betonte, er sorge sich um das Wohl der Geschädigten und das wahre Wohl der Kirche.
Zuletzt hatte die "Gazeta Wyborcza" berichtet, Janiak sei Anfang Juni mit Verdacht auf einen Schlaganfall in die Klinik von Kalisz gekommen. Dort habe man aber nur festgestellt, dass er stark betrunken sei: 3,44 Promille ergab die Messung.
Papst Franziskus hat den polnischen Bischof Edward Janiak von seinen Pflichten entbunden, weil er Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Priester ignoriert haben soll. Die Diözese Kalisz soll nun vom Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys, verwaltet werden, teilte der Nuntius des Papstes in Polen am Donnerstag mit.
Janiak spielt eine wichtige Rolle in dem Mitte Mai veröffentlichen Dokumentarfilm "Versteckspiel", der sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche in Polen thematisiert. In dem Film wird Janiak vorgeworfen, dass er angesichts von Missbrauchsvorwürfen gegen ihm untergeordnete Priester nicht gehandelt habe.
Nach einem im März 2019 von der Bischofskonferenz vorgelegten Bericht machten sich in Polen zwischen 1990 und 2018 insgesamt 382 Geistliche des Missbrauchs schuldig. Es soll 625 Opfer geben.
Der Dokumentarfilm "Versteckspiel" ist das zweite derartige Enthüllungsvideo des inzwischen landesweit bekannten Journalisten Tomasz Sekielski und seines Bruders. Der Film hat mittlerweile mehr als sieben Millionen Klicks auf Youtube. Der erste Film des Autorenteams ("Sag es niemandem") wurde im Mai 2019 veröffentlicht und hat in Polen die Debatte über Pädophilie in der katholischen Kirche befeuert. (dpa, 25.06.2020)