Bischof Pickel zu Gottesbezug in russischer Verfassung

"Wenig wirkkräftig"

Der katholische Bischof von Saratow, Clemens Pickel, warnt vor zu hohen Erwartungen an den geplanten Gottesbezug in der russischen Verfassung. Russland sei ein weltlicher Staat, daran werde auch ein Satz in der Verfassung nichts ändern.

Russische Kapelle (Symbolbild) / ©  Andreas Arnold (dpa)
Russische Kapelle (Symbolbild) / © Andreas Arnold ( dpa )

"Schön, dass es drin steht, aber mir scheint, das bringt nichts. Russland ist ein weltlicher Staat, und dieser eine Satz, der künftig in der Verfassung steht, wird nichts daran ändern", sagte Pickel am Freitag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. In Saratow im Südwesten Russlands ist der aus Sachsen stammende Geistliche seit 1998 als Bischof tätig.

Die Aufnahme des Gottesbezugs in die Verfassung sei im Prinzip eine gute Sache und signalisiere Offenheit, so Pickel. "Aber ehrlich gesagt, mir scheint, das ist ein Anachronismus." Russland selbst bezeichne sich als säkularen Staat. Zwar gebe es ein religiöses Bewusstsein in der Bevölkerung, dies sei vor allem im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre gewachsen: "Die Menschen waren auf der Suche, und viele sind zur Kirche gekommen und haben gesagt: "Ich möchte glauben und beten lernen, helfen Sie mir." Inzwischen sei die Frage nach Gott jedoch wieder sehr verschüttet, so Pickel.

Volksabstimmung zur Verfassungsreform

Am 1. Juli ist in Russland eine Volksabstimmung zur Verfassungsreform geplant. Die von der Staatsduma bereits im März beschlossenen Änderungen sehen unter anderem vor, den Glauben an Gott in der Verfassung zu erwähnen. Künftig soll es dort heißen: "Die von einer tausendjährigen Geschichte vereinte Russische Föderation erkennt unter Wahrung des Andenkens der Vorfahren, die uns Ideale, den Glauben an Gott und Kontinuität in der Entwicklung des Russischen Staates vermittelten, die historisch entstandene staatliche Einheit an."

Die Initiative für einen Gottesbezug in der Verfassung stammt vom russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. Der russische Präsident Wladimir Putin und Spitzenvertreter von Islam, Judentum, katholischer Kirche sowie anderer Konfessionen unterstützen sie. Kritiker verweisen dagegen auf die areligiöse Tradition der Sowjetunion.

Bislang legt Artikel 14 der russischen Verfassung fest, dass Russland ein "weltlicher Staat" ist. Weiter heißt es dort: "Die religiösen Vereinigungen sind vom Staat getrennt und vor dem Gesetz gleich." Diesen Artikel will die Staatsduma beibehalten.


Bischof Pickel (KNA)
Bischof Pickel / ( KNA )
Quelle:
KNA