Libanons Privatschulen kritisieren "chronische Vernachlässigung"

Schulen vor der Schließung

Vertreter von Kirchen, Orden und Bildungseinrichtungen im Libanon haben den Staat aufgerufen, seine Verantwortung für den privaten Bildungssektor wahrzunehmen. Sie fordern staatliche Zuschüsse für die von Schließung bedrohten u.a. katholischen Schulen.

Schule: Bücher und Tafel / © Ahmet Misirligul (shutterstock)
Schule: Bücher und Tafel / © Ahmet Misirligul ( shutterstock )

Die "chronische Vernachlässigung des Bildungssektors, sowohl des öffentlichen wie des privaten" habe in ein "administratives, bildungserzieherisches, logistisches und materielles Dilemma" geführt, beklagten nach Berichten der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur "NNA" die Teilnehmer eines Treffens unter der Schirmherrschaft des maronitischen Patriarchen, Kardinal Bechara Rai, am Mittwoch.

In einem Appell riefen sie den Staat dazu auf, die Rechte der "Bildungsfamilie" zu schützen. Der private Bildungssektor nehme eine lebenswichtige Rolle im Libanon ein. Seine Existenz sei jedoch durch die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie die Herausforderungen des Landes ernsthaft bedroht.

Mehrheit der katholischen Schulen von Schließung bedroht

Gleichzeitig schlossen sich die Unterzeichner den Forderungen eines offenen Briefes an den libanesischen Präsidenten Michel Aoun vom 20. Mai an. Darin hatte das Generalsekretariat der katholischen Schulen im Libanon gewarnt, dass rund 80 Prozent der katholischen Schulen aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der staatlichen Vernachlässigung im kommenden Schuljahr von einer Schließung bedroht sind.

Unter anderem forderten sie staatliche Sonderzuschüsse für Schüler an kostenpflichtigen Privatschulen "für dieses außergewöhnliche Jahr" sowie eine Befreiung der Bildungseinrichtungen von Gebühren und Bußen sowie eine beschleunigte Zahlung der staatlichen Beiträge für die letzten fünf Jahre.

Insgesamt rund 300.000 Schülerinnen und Schüler betroffen 

An dem Treffen nahmen neben Repräsentanten der katholischen Patriarchen, katholischen Schulen, Orden und privater Bildungseinrichtungen auch Eltern- und Lehrervertreter teil. Nach Medienberichten besuchen rund Zweidrittel der schulpflichtigen Libanesen private Einrichtungen, darunter sind rund 200.000 Schüler an katholischen Schulen. Zuletzt hatte Papst Franziskus Mitte Mai 200.000 US-Dollar für Stipendien zur Verfügung gestellt. Diese sollen 400 Schülern und Studenten im Libanon zugutekommen.


Quelle:
KNA
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