Kontroverse um freigelassene Italienerin - Kirche für Mäßigung

In Gefangenschaft zum Islam konvertiert

Angesichts teils heftiger Hetze gegen die in Somalia freigelassene Italienerin Silvia Romano haben Kirchenvertreter zu Mäßigung aufgerufen. Die junge Katholikin war zum Islam konvertiert.

In Afrika entführte Italienerin ist zurück aus der Gefangenschaft / © Luca Bruno (dpa)
In Afrika entführte Italienerin ist zurück aus der Gefangenschaft / © Luca Bruno ( dpa )

"Silvia ist eine Tochter von uns allen; sie hat große Gefahren überstanden", sagte der Bischofskonferenzvorsitzende, Kardinal Gualtiero Bassetti, laut Medienberichten (Dienstag).

Die heute 25-jährige Mailänderin war im November 2018 in Kenia als Mitarbeiterin einer Nichtregierungsorganisation entführt und am Samstag befreit worden. Weil sie zwischenzeitlich zum Islam übertrat, sich jetzt Aishe nennt und seit ihrer Landung in Italien am Sonntag in langen Kleidern und Schleier auftritt, wird sie in Sozialen Medien teils heftig angefeindet.

Irgendwie an die Realität angepasst

Der Pfarrer ihrer früheren Gemeinde in Mailand sagte der Zeitung "La Stampa" (Dienstag), er könne nicht beurteilen, ob sich Romano wirklich zum Islam bekehrt habe. "Ich fürchte, dass Silvia allein, als Geisel gehalten, in irgendeiner Weise versucht hat, sich an die Realität anzupassen, die sie erlebte", so der Geistliche.

Ehemalige Entführungsopfer warnten davor, das Trauma einer solchen Entführung zu unterschätzen. Der im Südsudan entführte und später freigelassene Geistliche Giulio Albanese sagte dem "Corriere della Sera": "Das Mindeste, was eine Frau erleidet, die von Boko Haram oder Al-Shabaab entführt wird, ist eine erzwungene Konversion. Die halten dir ein Gewehr vors Gesicht und sagen: Entweder du konvertierst, oder wir legen dich um."

Salvini: Eine weitere Muslima im Land für vier Millionen

Rechte Politiker wie Matteo Salvini (Lega) oder Giorgia Meloni (Fratelli d'Italia) kritisierten, dass die Regierung Lösegeld gezahlt und somit die terroristischen Al-Shabaab-Milizen mitfinanziert habe.

Medienberichten zufolge war Romano zunächst von gewöhnlichen Banditen entführt und dann nach Somalia an die Al-Shabaab übergeben worden. Über den genauen Verlauf ihrer Entführung und Gefangenschaft wurde sie bereits von der Staatsanwaltschaft befragt.

Dass die junge Italienerin konvertiert ist, werten manche - so auch Salvini - als kulturellen Sieg des Islam über den Westen. "Jetzt haben wir in Italien eine Muslima mehr und vier Millionen Euro weniger", sagte Matteo Giorgetti, Vize-Chef der Fratelli d'Italia in Venetien. Dass sich Romano der Religion ihrer Entführer angeschlossen habe, sei ein Schlag ins Gesicht jener Frauen, die sich gegen Schleier und Scharia zur Wehr setzten. Ein abruzzischer Lega-Politiker schimpfte gar, er habe nie davon gehört, dass "ein Jude aus einem Lager in SS-Uniform zurückgekehrt" sei.


Quelle:
KNA
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