Nordische Bischofskonferenz tagt in Paderborn

"Wir werden gerne eingeladen"

Die Nordische Bischofskonferenz trifft sich in Paderborn zu ihrer Vollversammlung. Wieso denn ausgerechnet in Westfalen und nicht irgendwo im hohen Norden? Die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz gibt die Antwort.

Archiv: Vollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz / © Julia Rathcke (KNA)
Archiv: Vollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz / © Julia Rathcke ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Nordische Bischofskonferenz versammelt, die Bischöfe aus Dänemark, Finnland, Island, Schweden und Norwegen und hat nur wenige Mitglieder.

Schwester Anna Mirijam Kaschner CPS (Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz): Wir haben sechs amtierende und drei emeritierte Bischöfe.

DOMRADIO.DE: Warum tagen Sie in Paderborn und nicht etwa in Stockholm oder Oslo?

Kaschner: Wir tagen einmal im Jahr in einem unserer Länder - entweder bei der Früh- oder Herbstversammlung. Die zweite Vollversammlung wird in der Regel außerhalb unseres eigenen Gebietes abgehalten, weil wir gerne eingeladen werden. Es gibt andere Bischöfe oder Bischofskonferenzen, die uns gerne mal einladen.

Außerdem ist es jetzt hier in Paderborn so: Der Erzbischof Becker hat uns eingeladen, aber auch das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken befindet sich hier in Paderborn. Und das ist eines unserer großen Hilfswerke, die uns sehr unterstützen.

DOMRADIO.DE: Das priesterliche Leben, die Rolle der Frauen in der Kirche, die Rolle der Laien das sind aktuell wichtige Themen für die deutschen Bischöfe. Wie sieht das aus für die nordische Bischofskonferenz?

Kaschner: Ja, auf der Tagesordnung finden sich natürlich auch Themen, die beispielsweise mit der Priesterausbildung zu tun haben. Da geht es auch darum: Wie kann man die Vorgaben, die aus Rom gekommen sind, jetzt auf unseren Bereich im Norden herunterbrechen? Wir sind ja wirklich eine Kirche in der tiefsten Diaspora. Wir haben nur zwischen 0,2 und 4 Prozent an Katholiken. Es geht auch um Richtlinien bei der Versetzung von Priestern. Von daher gibt es da einige Berührungspunkte.

Aber für uns ist auch noch einmal die Situation von Flüchtlingen und von Einwanderern, die wir in unseren Ländern haben, ganz wichtig. Natürlich schauen wir auch auf die Amazonassynode zurück. Bischof Kozon, der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz, war auch als Beobachter beim Synodalen Weg anwesend. Er wird uns sicherlich auch noch einmal über seine Erfahrungen berichten.

DOMRADIO.DE: In den nordischen Ländern betreuen traditionell sehr wenige Priester geografisch riesige Gebiete. Welche Lösungen haben Sie dort gefunden? Und würden diese Lösungen auch für andere Regionen, für andere Länder taugen?

Kaschner: Das, was uns vielleicht noch ein wenig unterscheidet von der deutschen Kirche ist, dass die Mitarbeit von Laien bei uns sehr viel intensiver ist, als ich es zum Beispiel selbst hier in Deutschland erlebe. Wir haben natürlich auch ständige Diakone, beispielsweise. Von daher war die Amazonassynode auch nochmal ein Weg für uns, sich damit auseinanderzusetzen, ob wir vielleicht den Beruf des geweihten Diakone noch etwas stärker fördern können. Aber bei uns ist es wirklich wichtig, die Laien intensiver mit einzubeziehen.

DOMRADIO.DE: Was wird Sie alles noch auf dem Treffen beschäftigen? Sie haben sicherlich noch eine lange Themenliste.

Kaschner: Ein großer Punkt wird noch die Vorbereitung der sogenannten Nordischen Familientage sein. Vom 21. bis 24. Mai werden diese Tage in Norwegen stattfinden – auf Betreiben der Nordischen Bischofskonferenz. Es ist in unseren Ländern ganz, ganz wichtig, dass wir Berührungs- und Begegnungspunkte schaffen für katholische Familien. Denn oftmals ist es so, dass vielleicht nur ein Kind an einer ganzen Schule katholisch ist. Da brauchen wir einfach Berührungspunkte, wo die Kinder sich treffen, wo die Familien sich miteinander austauschen können. Das wird, wie gesagt, im Mai in Norwegen stattfinden. Das Ganze muss noch gestemmt, vorbereitet und natürlich auch finanziert werden. Das sind immer die größten Fragen, die wir uns stellen müssen.

DOMRADIO.DE: Was sind denn so die Dinge, mit denen Sie sich beschäftigen, die die Bischöfe in Deutschland so gar nicht auf dem Schirm hatten? Was sind so die wichtigen Schwierigkeiten auch für die Diaspora?

Kaschner: Die Einwanderung von vielen Ausländern in unseren Ländern. Die wiederum bedeutet, dass wir einfach Platz brauchen. Wir brauchen neue Kirchen, wir brauchen neue Gemeindesäle. Das ist natürlich etwas, was man in Deutschland ganz anders sieht und ganz andere Probleme hat. Wir brauchen natürlich auch eine Finanzierungsmöglichkeit für die Besoldung der Priester und für die Instandhaltung von Gebäuden. Da ist uns in diesem Jahr hier in Paderborn natürlich die Nähe zum Bonifatiuswerk ein ganz großes Anliegen. Wir haben auch noch ein Treffen eingeplant mit den Vorsitzenden und Vorständen der Ansgarwerke aus Deutschland und eines Vertreters aus der Schweiz. Denn diese Hilfsorganisationen sind für uns überlebenswichtig.

Das gilt auch für die Gelder, die wir zurzeit aus Deutschland bekommen, auch vom Diaspora-Kommissariat der deutschen Katholiken, wo jeder Priester ein Prozent seines Gehaltes für die Besoldung der Priester in unseren Länder spendet. All das sind Dinge, die ganz viel an Pflege bedürfen und für die wir und auch einfach mal bedanken wollen bei den Menschen hier im Land. Denn das ist nicht selbstverständlich, dass Menschen dafür offen sind und uns da unterstützen.

DOMRADIO.DE: Was versprechen Sie sich von diesen Tagen, Diskussionen, ein offenes Gespräch oder auch schon erste Lösungen?

Kaschner: Das ist am Anfang einer solchen Konferenz immer schwer zu sagen. Wir hoffen natürlich auch auf Lösungen. Da zeichnen sich vielleicht auch schon die ersten Lichtblicke am Himmel ab. Aber uns ist auch noch einmal wichtig außerhalb von Diskussionen, dass wir Kontakte schaffen. Das ist auch so ein ganz typisches Symptom, will ich sagen, für die Kirche bei uns in den nordischen Ländern. Vieles läuft über persönliche Kontakte. Da geht es uns auch darum, die Menschen im Bistum etwas kennenzulernen, natürlich die Mitglieder im Bonifatiuswerk, auch die Mitarbeiter dort, die wirklich für uns arbeiten. Aber es wird natürlich auch offizielle Themen, offizielle Treffen mit der Stadt und mit dem Erzbischof geben. Das gehört einfach mit dazu.

Das Interview führte Dagmar Peters.


 Sr. Anna Mirijam Kaschner / © Julia Rathcke (KNA)
Sr. Anna Mirijam Kaschner / © Julia Rathcke ( KNA )

Hoher Dom zu Paderborn / © Olga Koverninska (shutterstock)
Hoher Dom zu Paderborn / © Olga Koverninska ( shutterstock )
Quelle:
DR