Venezuelas Bischöfe fordern Abdankung von Maduro

"Hört auf den Schrei unseres Volkes!"

Eine grundlegende "Wende" in Venezuela haben die katholischen Bischöfe des Landes gefordert. Dies sei nur möglich, indem Präsident Nicolas Maduro abdanke. Als "völlig inakzeptabel" prangern die Bischöfe die Verarmung Venezuelas an.

Venezuela: Ein Land in einer tiefen Krise / © David Ortega Baglietto (shutterstock)
Venezuela: Ein Land in einer tiefen Krise / © David Ortega Baglietto ( shutterstock )

So heißt es in einer am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Neujahrsbotschaft der Bischöfe, aus der die österreichische Presseagentur kathpress zitiert.

Venezuela wird seit drei Jahren von einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise erschüttert, in deren Folge inzwischen rund 4,5 Millionen Menschen das Land verlassen haben. Unlängst hatten Nationalgardisten und Anhänger von Maduro dessen Herausforderer Juan Guaido am Betreten des Parlamentsgebäudes gehindert, um dessen Wiederwahl als Parlamentspräsident zu vereiteln. Daraufhin spaltete sich die Nationalversammlung und wählte zwei Vorsitzende: die Opposition votierte für Guaido, Maduros sozialistische Einheitspartei hingegen für Luis Parra.

"Falsch und zynisch"

Die Bischöfe verurteilten in scharfen Worten den Vorfall. Für die in diesem Jahr vorgesehenen Parlamentswahlen forderten sie erneut die Bildung einer neuen, unparteiischen Wahlkommission ebenso wie eine Aktualisierung des Wahlregisters. Die politischen Kontrahenten riefen die Bischöfe zum Dialog auf. Die Staatengemeinschaft solle unterdessen darauf dringen, dass in Venezuela sobald wie möglich freie und verlässliche Wahlen abgehalten würden.

Zugleich äußerten die Bischöfe massive Kritik an Maduro und seiner Regierung. Die Verantwortlichen scherten sich nicht um das Wohl des Volkes, sondern bereicherten sich selbst. Oppositionelle müssten mit Verfolgung, Haft, Folter und Ermordung rechnen, der Drogen- und Menschenhandel blühe, Bodenschätze würden ohne Kontrolle ausgebeutet, zudem verbreiteten Guerillas Schrecken in der Bevölkerung, ohne dass Militär oder Behörden eingriffen.

Als "völlig inakzeptabel" prangern die Bischöfe die Verarmung Venezuelas an, obwohl das Land über die weltweit größten Erdölreserven verfüge. Die Kirche bleibe an der Seite derer, "die Hunger, Trostlosigkeit, medizinische Vernachlässigung, Gefängnis aus politischen Gründen, Verfolgung und Misshandlung ihrer Würde erleiden". Wenn die Regierung von einem "Normalzustand" spreche, sei das nur "falsch und zynisch", so die Bischöfe. "Hört auf den Schrei unseres Volkes!"


Quelle:
KNA