Feierlichkeiten auf dem Odilienberg im Jahr 2020

Heilige mit Blick vom Elsass bis nach Deutschland

Der Odilienberg im Elsass erfährt über Bekenntnisgrenzen hinweg eine besondere Verehrung: Vor 1.300 Jahren ist die Gründerin des Wallfahrtsortes gestorben - Grund für große Feierlichkeiten im kommenden Jahr.

Autor/in:
Bernhard Raspels
Klosteranlage Odilienberg im Elsass / © Bernhard Raspels (KNA)
Klosteranlage Odilienberg im Elsass / © Bernhard Raspels ( KNA )

Am 13. Dezember 2020 werden 1.300 Jahre seit dem Tod der heiligen Odilia vergangen sein. Ein Datum, das für eine Verjüngungskur für den Mont Sainte Odile, den Odilienberg, genutzt werden soll. Bereits im Mai 2019 haben die Feierlichkeiten für das Jubiläum 2020 begonnen. Ziel des Veranstaltungsreigens ist es vor allem, ein neues Publikum zu erschließen, das Interesse am Odilienberg zeigt. Mit einem neuen Konzept sollen vor allem Familien und junge Menschen auf den Berg im Elsass gelockt werden.

Das ist auch dem Straßburger Bischof Luc Ravel ein Anliegen. Eine weitere Zielgruppe sind neben Pilgern auch touristische Wanderer und Radfahrer. Sie sollen künftig in der Klosteranlage besser empfangen werden. Der Bischof schrieb dazu: "Lasst uns gemeinsam zum Odilienberg pilgern, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto, aber alle in göttlicher Freude!" Die Diözese werde diesen Jahrestag als Jubiläumsjahr begehen. Vor allem von April bis Dezember 2020 wird der Wallfahrtsort zum Jubiläumsort. "Diesen Ort der Gnade verbinden wir mit einer Zeit der Gnade", so Bischof Ravel.

Man sieht schon von weitem aus dem Rheintal kommend den langgestreckten Bergrücken des 763 Meter hohen Odilienbergs mit dem Kloster Hohenburg. Die Erhebung wird auch der "Heilige Berg des Elsass" genannt. Die heilige Odilia ist die Schutzpatronin der Region. Ihre Statue steht hoch oben auf dem "Burgkloster", das Elsass und die Menschen segnend. Ihr Vater, der Merowingerherzog Attich oder Adalricus - auch Eticho genannt - baute hier im siebten Jahrhundert sein erstes "Schloss". Um das Jahr 700 wurde das Kloster gegründet.

Der "Heilige Berg" verbindet Geschichte, Religion, Kultur und Natur.

Die ausgesetzte Lage auf schroff zur Rheinebene abfallenden Felsen, machte ihn bereits früh für eine Besiedlung interessant. Nach den Kelten und den Römern befestigten die Merowinger den Ort und nannten ihn "Hohenburg". Aus dem siebten Jahrhundert stammt wohl auch die über zehn Kilometer lange "Heidenmauer" aus Sandsteinquadern, die den Berg umschließt und an einigen Stellen immer noch bis zu drei Meter hoch ist.

Spirituelle Seele der Region

Der langgestreckte Bergrücken mit seinen mächtigen Sandsteinfelsen und das darauf erbaute Kloster verkörpern die spirituelle Seele der Region. Hier wirkte die heilige Odilia, und hier werden bereits seit Jahrhunderten ihre Reliquien verehrt.

"Hier blühte einst die heilige Äbtissin Odilia, hier waltet sie immerfort als Mutter des Elsass", liest der Besucher über der Eingangspforte. Ihr Grab, die Basilika, die romanische Kapelle, die Panoramaterrasse, die Engelskapelle, die Tränenkapelle und die Quelle Sainte-Odile werden von Pilgern, aber auch von anderen Besuchern aufgesucht. Der Erzählung nach wurde die Tochter des fränkischen Herzogs um 660 geboren. Da der heiß ersehnte Erstgeborene ein Mädchen war und dazu noch blind, wollte der Vater sie töten, so die Überlieferung. Ihre Mutter Bereswinde brachte das Kind mit Hilfe der Dienerschaft in einem Kloster in Sicherheit.

Es gibt weitere wundersame Wendungen in ihrem Leben: Der Wanderbischof Erhard von Regensburg, gerufen durch einen Engel, taufte die Zwölfjährige, worauf sie wieder sehen konnte. Als Symbol dafür wird die Heilige mit Äbtissinnen-Stab und einem Buch mit Augen dargestellt. Später versöhnte sie sich mit ihrem Vater, der ihr seinen Besitz Hohenburg übergab.

In der Burg gründete Odilia etwa um das Jahr 690 ein Kloster und sorgte mit anderen Frauen für Arme, Kranke und Sterbende. Da der Weg hinauf für die Hilfesuchenden sehr beschwerlich war, erbaute die Äbtissin zehn Jahre später am Fuß des Berges eine zweite Abtei, Niedermünster, wo sie am 13. Dezember 720 auch starb. Den Platz soll ihr der heilige Johannes der Täufer in einer Vision gezeigt haben.

Kurz nach ihrem Tod führte ihr Ruf zur Heiligsprechung.

Heilungen und Wundergeschichten

Viele Heilungen und Wundergeschichten werden mit ihrem Namen verbunden. Eines Tages etwa soll Odilia auf dem Weg hinauf einen Kranken, der schon fast am Verdursten war, getroffen haben. Daraufhin schlug sie mit ihrem Stock gegen einen Felsen und klares Wasser sprudelte hervor. Auch heute sickert noch Wasser aus der Quelle und über ein Eisenrohr in mehrere Sandsteintröge. Und immer noch kommen hierher Menschen, die ihre Augen mit dem Wasser der Odilienquelle benetzen und auf Heilung hoffen. Aber auch spirituell Suchende erhalten Rat und Hilfe, eine andere Art von "Sehen", wie die Verantwortlichen betonen.

Das Kloster erlebte im 12. Jahrhundert unter der Abtissin Relindis einen außergewöhnlichen, auch baulichen Aufschwung. Aus dieser Zeit stammt auch die Kreuzkapelle im romanischen Stil, über der sich die Bibliothek befindet, die einstmals mehr als 2.000 Bände umfasste.

Neben der Kreuzkapelle befindet sich die Odilienkapelle. Gegenüber dem kunstvollen Sarkophag der heiligen Odilie zeigen sieben Ölgemälde die wichtigsten Stationen aus ihrem Leben.

Die nordöstliche Ecke der Klosteranlage bietet einen fast unvergleichlichen Blick in die Ferne. Auf der einen Seite sieht man die Vogesen, auf der anderen Seite den Schwarzwald. Mittendrin fließt der Rhein hindurch. Die Sonne scheint auf das Land hinüber. Man kann auch die Orte im Elsass einzeln identifizieren. Im Hintergrund liegt sogar Straßburg am Horizont, und auf beiden Seiten die Bergzüge.

Seit dem Mittelalter finden regelmäßig Wallfahrten statt. Der Odilie wird zweimal im Jahr gedacht, am ersten Sonntag im Juli und an ihrem Todestag, dem 13. Dezember. Im Jahr 1920 begingen über 100.000 Menschen ihren 1.200. Todestag. Papst Pius XII. ernannte die heilige Odilia 1946 zur Schutzpatronin des Elsass. Auch Papst Johannes-Paul II. kam 1988 zum Grab der Heiligen. Trotz schlechten Wetters standen die Gläubigen dicht an dicht.

Besonders erwähnenswert ist die "Ewige Anbetung": Seit 1931 beten in der Wallfahrtskirche rund um die Uhr Menschen vor dem Allerheiligsten Altarsakrament. Die katholischen Gemeinden und Verbände des Elsass wechseln sich dabei ab. Jede Woche lebt jeweils eine andere Gruppe auf dem Odilienberg und erlebt gemeinsam Spiritualität und Austausch.

Sie stehen damit in der Tradition von Odilia und ihren Gefährtinnen.

Auch während des Zweiten Weltkrieges wurde die Gebetskette nicht unterbrochen.

Diese Tradition versucht Bischof Luc Ravel auch in Zukunft, besonders aber im Jubiläumsjahr, weiterhin aufrecht zu erhalten. Denn auf diese Weise bleibt das gesamte katholische Elsass seinem Heiligen Berg und seiner Patronin tief verbunden. Oder wie Bischof Luc Ravel es ausdrückt: "Jeder Elsässer hat dort einen Teil seines Herzens gelassen. Und Jeder Fremde fühlt sich diesem Ort seelisch ein bisschen verbunden, so sehr schlägt er in seinen Bann."


Quelle:
KNA