Theologe Suess: Papst wird verheiratete Priester zulassen

Folgen der Amazonas-Synode

Die Amazonas-Synode ist zu Ende. Jetzt muss der Papst entscheiden. Ein deutscher Theologe in Brasilien rechnet mit der Freigabe für verheiratete Männer zum Priesteramt. Eine Aufhebung des Zölibats bedeutet das nicht.

Das Schlussdokument der Amazonas-Synode / © Paolo Galosi (KNA)
Das Schlussdokument der Amazonas-Synode / © Paolo Galosi ( KNA )

Der in Brasilien lebende deutsche Theologe Paulo Suess ist fest davon überzeugt, dass Papst Franziskus den Weg für verheiratete Priester in Amazonien freigeben wird. Das sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress am Donnerstag. Der Papst habe dies nicht von oben herab bestimmen wollen, sondern habe auf die nun von der Amazonas-Synode gegebene Zustimmung gewartet. Das Neue an Franziskus' synodalem Weg sei eben, "dass auf die Stimme des Volkes gehört wird". Mehr als 80.000 Menschen seien im Vorfeld der Synode in deren Vorbereitung involviert gewesen.

Keine Aufhebung des Zölibats

Das Treffen im Vatikan war am Sonntag nach dreiwöchigen Beratungen zu Ende gegangen. In ihrem Schlussdokument sprachen sich die Synodenväter dafür aus, die Bischöfe sollten die Voraussetzungen dafür schaffen, dass für Gemeinden des Amazonasgebiets, die besonders unter Priestermangel leiden, auch entsprechend ausgebildete Familienväter geweiht werden können. Eine allgemeine Aufhebung des Zölibats ist damit nicht verbunden.

Der 81 Jahre alte Theologe und Priester Suess hatte als Experte an der Synode teilgenommen. Er äußerte sich am Rande einer Tagung in Salzburg, wo am Mittwoch und Donnerstag über die Ergebnisse der Synode beraten wurde.

Kirche in Bewegung

Suess zeigte sich überzeugt, dass sich auch hinsichtlich der Öffnung von Weiheämtern für Frauen etwas in der katholischen Kirche bewegen wird. Hier brauche es aber noch mehr Geduld, schließlich handle es sich um eine gravierende kulturelle Veränderung, "und das wird noch länger dauern". Zunächst müsse das Diakonat für Frauen geöffnet werden, "und wenn sich dieses bewährt hat, wird man weitersehen". Die Dinge bräuchten Zeit. Frauen fungierten etwa seit Jahrzehnten im Amazonasgebiet inoffiziell als Gemeindeleiterinnen, nun werde erstmals im Synodendokument offiziell die Möglichkeit der kirchlichen Beauftragung für Gemeindeleiterinnen erwähnt.

Meinungsverschiedenheiten

Der Theologe räumte ein, dass bei der Synode nicht alle Teilnehmer gleicher Meinung gewesen seien. Es habe auch "Bremser" gegeben, auf die man im Schlussdokument habe Rücksicht nehmen müssen. Trotzdem wolle er es so auf den Punkt bringen: "Papst Johannes XXIII. hat die Fenster aufgemacht. Papst Franziskus hat jetzt auch die Türen aufgemacht. Jetzt müssen wir halt rausgehen."


Paulo Suess, Befreiungstheologe / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Paulo Suess, Befreiungstheologe / © Barbara Mayrhofer ( KNA )
Quelle:
KNA