Kirche fordert Mitsprache bei Restaurierung von Notre-Dame

Wesen und Geschichte der Kathedrale bewahren

Sechs Monate nach dem verheerenden Brand von Notre-Dame hat die katholische Kirche in Paris zur Vorsicht bei der Restaurierung der weltberühmten Kathedrale gemahnt. Zugleich mahnte sie ihre Beteiligung beim Wiederaufbau an.

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit (m.) inspiziert Notre-Dame / © Guillaume Poli (KNA)
Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit (m.) inspiziert Notre-Dame / © Guillaume Poli ( KNA )

Die Kirche sollte um ihre Zustimmung bei Änderungen der Architektur gebeten werden, sagte Monseigneur Benoist de Sinety von der Erzdiözese Paris. Es gehe darum, das Wesen und die Geschichte der Kathedrale zu bewahren, erklärte De Sinety bei einer Pressekonferenz in Paris.

Es bedürfe großer Demut, um an einem Gebäude wie Notre-Dame zu arbeiten, sagte der Geistliche.

Nach der Brandkatastrophe im April wurde über mögliche moderne Änderungen der Architektur debattiert. Sogar ein begrüntes Dach oder einen neuer Turm aus Laserstrahlen waren zeitweise im Gespräch.

Staatschef Emmanuel Macron kündigte einen internationalen Wettbewerb an, bei dem ein "zeitgenössisches architektonisches Statement" für den beim Brand zerstörten Spitzturm entwickelt werden könnte. Gotteshäuser gehören dem französischen Recht zufolge dem Staat, die Kirche verwendet sie für religiöse Zwecke.

Kirche und Stadtverwaltung sollen mitreden dürfen

Frankreichs Kulturminister Franck Riester versprach auf einer gesonderten Pressekonferenz, dass sowohl die Kirche als auch die Stadtverwaltung bei der Gestaltung Notre-Dames mitreden würden - letztendlich entscheide als Eigentümer jedoch der Staat. Der Kirche als offiziellen Nutzer des Gebäudes komme eine wichtige Rolle zu. Sie habe Mitspracherecht, betonte Riester. Der nächste Schritt sei der Abbau des geschmolzenen Gerüsts an Notre-Dame. Als das Feuer das Dach und den Turm zerstörte, fanden gerade Arbeiten an der Kirche statt.

Der Abbau des Gerüsts beginnt dem Minister zufolge in den kommenden Wochen und dauert vier bis sechs Monate. Die Mauern und Giebel der Kirche seien nun abgesichert, so Riester. Bedenken gebe es noch wegen der Gewölbe. Die bereits gezahlten und angekündigten Spenden für den Wiederaufbau Notre-Dames beliefen sich Riester zufolge derzeit insgesamt auf rund 922 Millionen Euro. Davon seien rund 104 Millionen Euro bereits gezahlt worden.

Malwettbewerb von Kindern

In wenigen Monaten könne auch wieder die Messe in Notre-Dame gefeiert werden, zitiert die französische Zeitung "La Croix" Generalvikar Benoist de Sinety. Wie bereits während der Restaurierungsarbeiten zwischen 1843 und 1864 sollte es möglich sein, unter den Gerüsten die Messe zu feiern, so Sinety.

Demnächst soll auch ein Malwettbewerb für Kinder beginnen, hieß es weiter. Sie sollen Notre-Dame zeichnen, wie sie sie kennen oder sich vorstellen. Die Zeichnungen sollen dann zum ersten Jahrestags des Brandes am 15. April auf Planen der Baustellen abgedruckt werden.


Quelle:
dpa , KNA