Per QR-Code auf den Spuren eines berühmten Schweizers

Bruder Klaus hat nun einen eigenen "Rätselpfad"

Wer war eigentlich Bruder Klaus? Mit Smartphone und einer Portion Neugier können Interessierte seit kurzem die Geschichte des Schweizer Eremiten und seiner Frau Dorothee Wyss an Originalschauplätzen erkunden.

Autor/in:
Vera Rüttimann
 Eine Heiligenfigur von Nikolaus von Flüe, dem Schutzpatron der Schweiz, genannt Bruder Klaus / © Sabine Biedermann (KNA)
Eine Heiligenfigur von Nikolaus von Flüe, dem Schutzpatron der Schweiz, genannt Bruder Klaus / © Sabine Biedermann ( KNA )

Am Horizont drei schneebedeckte Bergspitzen. Nebel wandert die Hänge empor - ein Naturschauspiel. Es beginnt stark zu regnen; dennoch machen sich an diesem frühen Morgen eine Handvoll Menschen beim Hotel "Paxmontana" im zentralschweizerischen Flüeli-Ranft startklar für eine Spurensuche nach dem Nationalheiligen Niklaus von Flüe: Luzia Nestler mit ihrem Mann Gerald und Sohn Michael sowie die Führerin Maria Ettlin.

Die Gruppe will den kürzlich eröffneten "Rätselpfad Flüeli-Ranft" testen. Auf die Wanderer warten zehn Stationen, bei denen sie per Smartphone-App QR-Codes nach Informationen scannen. Am Empfang des Hotels "Paxmontana" erhalten sie einen "Klaus-Sack" mit den Startunterlagen und weiteren Utensilien, um die "Mission Klaus" zu lösen.

Rätsel lösen...

Eine der Stationen liegt am Waldrand. Hier gilt es, einen Farbencode zu knacken, damit sich die dort versteckte Kiste öffnen lässt. Lange schraubt Luzia Nestler an einem Schloss. "Ha, ich habe es!", ruft die 58-Jährige. Hervor kommen große Tafeln, die mit Bild und Text die Lebensetappen des berühmten Mystikers dokumentieren, der von 1417 bis 1487 lebte. Sätze wie "Bereits bei Liestal merkt Niklaus von Flüe, dass er umkehren muss", "Ab 16 Jahren muss Niklaus von Flüe Kriegsdienst leisten" oder: "Mit 50 Jahren zieht Niklaus von Flüe Richtung Elsass/Basel" sind in die richtige Reihenfolge zu legen.

Richtig angeordnet ergibt sich das Lösungswort, das zum nächsten Rätsel führt. Michael Nestler beobachtet die Szenerie vergnügt. Er gehört zum Team aus jungen Religionspädagogen, einem Informatiker und einer Erwachsenenbildnerin, die in den vergangenen Monaten den "Rätselpfad Flüeli-Ranft" entwickelt haben. Mit viel Begeisterung sei das Team an die "Mission Klaus" gegangen, erzählt er.

...und dabei die Geschichte erkunden

Einen weiteren verborgenen Ort findet die Gruppe, nachdem sie 46 Stufen hinuntergestiegen ist. Zuvor hat sie bereits durch ein Fernrohr die "Bruder-Klaus-Landschaft" erspäht und wichtige Orte im Leben von Niklaus von Flüe und seiner Frau Dorothee Wyss erspäht. Eine der nächsten Stationen ist das Geburtshaus von Niklaus.

Auch Gerald Nestler möchte mehr wissen über diese sperrige Figur. Was ist dran an diesem Mann, der für Bischöfe, Schriftsteller und Politiker seiner Zeit zum Friedensstifter und Ratgeber wurde? Nestler steht jetzt im Geburtsraum von Bruder Klaus, in dem eine lebensgroße Lindenholzfigur an ihn erinnert. Der 59-Jährige legt seine Hand auf das uralte Holz. "Dieses Holz kann wohl sehr viele Geschichten erzählen."

Mit dem Rätselpfad Neugier wecken

Wenig später im Wohnhaus von Niklaus und Dorothee. Michael Nestler kennt sich hier bestens aus. Zweimal pro Woche übernimmt er eine Schicht als Hausbetreuer und empfängt Gruppen und Einzelpilger. Der Student erzählt die Lebensgeschichte von Bruder Klaus: Ein sperriger Heiliger, der bis heute polarisiert, weil er mit 50 Haus und Familie verließ, um für die restlichen 20 Jahre seines Lebens in Einsamkeit und Gebet Gott zu suchen. Hier erfährt die Gruppe auch etwas über seine Frau Dorothee Wyss und die Familie.

Weiter hinunter führt der Weg in die Ranft-Schlucht. Schon von ferne ist das Gurgeln der Melchaa zu hören. Kreuze und Votivtafel säumen den schmalen Weg. Der Rätselpfad führt die Gruppe nun vorbei an der Eremitenklause von Bruder Klaus, die sich an einem steilen Hang befindet. Die Gruppe tritt aber nicht in die Kapelle ein, sondern bleibt davor stehen. "Der Ranft ist und soll ein Ort des Gebets bleiben", sagt Michael Nestler. Eine Hörstation soll stattdessen in Erinnerung rufen, wie Bruder Klaus zwei Jahrzehnte lang in der Schlucht lebte.

Einer der letzten Posten des Rätselpfades befindet sich am Fluss Melchaa. Es beginnt zu nieseln, und wieder ist sie da, diese mystische Stimmung unten in der Schlucht. Unter einem schützenden Dach zieht die Gruppe Bilanz. "Das gemeinsame Suchen und Tüfteln auf dem Parcours schweißt die Leute zusammen", sagt Gerald Nestler. Seine Frau Luzia stimmt zu: "Nur gemeinsam kann man die einzelnen Aufgaben knacken." Und Maria Ettlin hofft, dass der Rätselpfad auch junge Leute auf die Spur von Bruder Klaus bringt.


Außenansicht des Geburtshauses von Nikolaus von Flüe, genannt Bruder Klaus, in Flüeli-Ranft / © Sabine Biedermann (KNA)
Außenansicht des Geburtshauses von Nikolaus von Flüe, genannt Bruder Klaus, in Flüeli-Ranft / © Sabine Biedermann ( KNA )
Quelle:
KNA