Der Luxus-Bischof aus dem armen West-Virginia

Auf Kirchenkosten in die Karibik?

Die Menschen in der Diözese Wheeling-Charleston leben in einer der ärmsten Regionen der USA. Ihr früherer Bischof schwelgte dagegen im Luxus und vergatterte junge Priester, ihn auf teure Urlaubsreisen zu begleiten.

Autor/in:
Thomas Spang
Bischof em. Michael Joseph Bransfield (m.) / © Gregory A. Shemitz (KNA)
Bischof em. Michael Joseph Bransfield (m.) / © Gregory A. Shemitz ( KNA )

Der Bischof charterte regelmäßig Privatflugzeuge, mietete sich an feinsten Adressen rund um die Welt in Edel-Herbergen ein, tafelte wie ein Fürst in den besten Restaurants und gab ein Vermögen bei Juwelieren aus. Oft begleiteten ihn junge Priester, von denen einige später über sexuelle Belästigung klagten.

Er sei durch die mehr als 20 Jahre als Priester in Washington an einen aufwendigen Lebensstil gewöhnt gewesen, rechtfertigt Michael J. Bransfield gegenüber der "Washington Post". Das Blatt hat in einer investigativen Recherche die Vorwürfe von Machtmissbrauch, sexueller Belästigung von Priestern sowie Veruntreuung von Kirchengeldern gegen den ehemaligen Bischof der Diözese Wheeling-Charleston (2005-2018) aufgearbeitet.

Papst lässt Amtsführung Bransfields untersuchen

Zu seinem 75. Geburtstag im September 2018 trat Bransfield aus Altersgründen zurück. Papst Franziskus setzte daraufhin den Erzbischof der Nachbardiözese Baltimore, William Lori, als Verwalter ein und beauftragte ihn, Bransfields Amtsführung zu untersuchen.

Nach den vorläufigen Ergebnissen wurde Bransfield im März von seinen priesterlichen Aufgaben suspendiert. Laut dem im Juli vorgelegten Schlussbericht sind die Vorwürfe wegen des verschwenderischen Lebensstils Bransfields und der sexuellen Belästigung junger Priester "glaubwürdig".

Erzbischof Lori geriet dann selbst in die Schusslinie, weil er in seinem Bericht ausgelassen hatte, dass er zu den Empfängern großzügiger Zuwendungen Bransfields gehörte. Während die Diözese Wheeling-Charleston die Mittel für fast zwei Dutzend Pfarrgemeinden und Schulen in der armen Region kürzte, verteilte der Bischof Geldgeschenke an eine Reihe einflussreicher Kirchenmänner.

Neben Lori kamen auch der frühere Chef des Obersten Gerichtshofs im Vatikan, Kardinal Raymond Leo Burke, und der ehemalige Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, in den Genuss der Zuwendungen.

Kritische Fragen an Papstkritiker Vigano

Sie hatten bereits vor sechs Jahren Beschwerden aus West-Virginia erhalten, die eine Untersuchung der Amtsführung Bransfields verlangten. Vigano, der seinerseits Vertuschungsvorwürfe in der Affäre um den aus dem Priesterstand entfernten früheren Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick erhebt, sagt - nun selber mit kritischen Nachfragen konfrontiert -, er könne sich an nichts erinnern.

Vieles in der "Washington-Post"-Geschichte war schon aus dem Untersuchungsbericht bekannt. Dazu gehört, dass Bransfield aus der Kirchenkasse in den 13 Jahren seiner Amtszeit unter anderem für seine private Residenz rund 4,6 Millionen Dollar, für Reisen 2,4 Millionen Dollar, für Geldgeschenke 340.000 Dollar und für Restaurantbesuche 140.000 Dollar ausgegeben hatte.

Neu sind Details, die dokumentieren, wie selbstverständlich der Bischof die Kirche für persönlichen Luxus zahlen ließ, während seine Gemeindemitglieder mit Armut rangen. Der "Post" liegen Belege für 150 private Charterflüge und 200 Limousinen-Fahrten vor. Allein im letzten Amtsjahr nahm Bransfield die Dienste von "Skyward Aviation" 19 Mal in Anspruch.

Zum Jahreswechsel 2017/18 reiste er mit einem befreundeten Monsignore in das vornehme Palm Beach. Dort stiegen sie im Boutique-Hotel "The Colony" ab. Die 160 Quadratmeter große Penthouse-Suite mit Privatterrasse kostete die Diözese 50.000 Dollar.

Auf Kirchenkosten in die Karibik

Ende Januar 2018 flog Bransfield mit einem jungen Priester dann noch einmal auf Kirchenkosten in Urlaub; diesmal in die Hochburg des Hedonismus, Miami-Beach. Im März ging es dann für vier Tage auf die Karibikinsel Aruba, im April nach Rom mit ein paar angehängten Urlaubstagen in einem Luxushotel in Positano an der italienischen Amalfi-Küste, danach im Privatjet nach Washington und im Sommer zu einem ausgedehnten Aufenthalt an die Strände von New Jersey.

Dort ereilte Bransfield die Einbestellung in die Nuntiatur, zu der er am 28. August 2018 anreiste. Der päpstliche Gesandte eröffnete ihm bei dem Treffen, dass sein Job zur Disposition stehe. "Das war der schlimmste Tag in meinem Leben", erinnert er sich in dem Gespräch mit der "Washington Post". So schlimm, dass er gleich nach "Atlantic City" zurückreisen musste; natürlich mit Limo und Privatjet.


Quelle:
KNA