Christen in Indien besorgt nach Wahlsieg der Hindunationalisten

"Fünf Jahre voller Angst"

"Kuhrächer" gehen in Indien gegen Christen und Muslime vor. Seit dem Amtsantritt des indischen Premiers Modi im Jahr 2014 haben sie 28 Menschen getötet. Der Erzbischof von Bhopal fordert die Regierung erneut zum Handeln auf. 

Indien: Ein Wahlhelfer bemalt den Zeigefinger einer Wählerin, damit sie ihre Stimme abgeben kann / © Manish Swarup (dpa)
Indien: Ein Wahlhelfer bemalt den Zeigefinger einer Wählerin, damit sie ihre Stimme abgeben kann / © Manish Swarup ( dpa )

Mit Sorge blicken indische Christen nach dem deutlichen Wahlsieg der hindunationalistischen "Indischen Volkspartei" (BJP) von Premierminister Narendra Modi auf die Lage im Land.

Der Sekretär des Büros für Dalits der Indischen Bischofskonferenz, Devasagayaraj Zackarias, rief den Premier auf, "die Rechte der christlichen Dalits anzuerkennen, beginnend mit dem Recht auf Religionsfreiheit".

Modi müsse zudem auf die Hindutva-Agenda, den hinduistischen Nationalismus, verzichten, erklärte der Sekretär laut einem Bericht des vatikanischen Pressedienstes Fides (Mittwoch). Die Agenda polarisiere die Nation auf religiöser Basis, so Zackarias.

Kirche in Not: Christen im Alarmzustand

Das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" in Wien zitierte am Mittwoch in einer Pressemitteilung örtliche kirchliche Quellen, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollten, wonach der Sieg der BJP "ein Grund für Frustration und Angst für die Minderheiten in Indien" sei.

Der Wahlerfolg der Hindunationalisten versetze die Christen in Alarmzustand: "Die vergangenen fünf Jahre waren bereits voller Angst und wir fragen uns, wie die Zukunft aussehen wird."

Sorge herrscht laut "Kirche in Not" nicht nur wegen der befürchteten weiteren Ausbreitung des Hinduextremismus und religiöser Diskriminierung von Christen wie auch Muslimen in Indien. Auch die wirtschaftliche Situation des Landes sei schlecht und "die Armen ärmer als je zuvor".

Der katholische Erzbischof von Bhopal forderte am Mittwoch ein Ende der Gewalt der extremistischen "Kuhrächer" gegen religiöse Minderheiten. "Diese Brutalität ist in einer zivilisierten Gesellschaft nicht akzeptabel", sagte Erzbischof Leo Cornelio dem asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews.

"Es ist höchste Zeit, dass die Regierung strikte Maßnahmen gegen die Kuhrächer ergreift, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen", so der Erzbischof der Hauptstadt von Madhya Pradesh.

"Kuhrächer" üben Gewalt gegen Christen und Muslime 

Anlass war ein neuerlicher Angriff von Kuhrächern im Bundesstaat Madhya Pradesh auf zwei Muslime und einen Hindu, denen der Transport von Rindfleisch vorgeworfen wurde. Kühe gelten im Hinduismus als heilige Tiere.

Die Hinduextremisten hatten die beiden Männer und eine Frau mit Stöcken verprügelt. Madhya Pradesh, das seit der Regionalwahl im Dezember 2018 von der säkularen Kongresspartei regiert wird, gehört zu den 24 der 29 indischen Bundesstaaten, in denen das Schlachten von Kühen sowie der Handel mit Rindfleisch aus religiösen Gründen gesetzlich verboten ist.

Die Gewalt der Kuhrächer gegen Muslime - und in einem geringeren Ausmaß gegen Christen - hat seit dem Amtsantritt der Modi-Regierung 2014 deutlich zugenommen.

Mindestens 28 Menschen wurden bisher von Kuhrächern getötet. Bürgerrechtler befürchten, die Wiederwahl Modis und der hindunationalistischen BJP könnte die Kuhrächer ermutigen, ihre Angriffe auf religiöse Minderheiten zu verstärken.

"Wenn die obersten Führer der Hindupartei nicht gegen solche Elemente vorgehen, wird das weitergehen", sagte der Bürgerrechtler Christian Prabhakar Tirkey gegenüber Ucanews.


Quelle:
KNA