Die alte Königsstadt Krakau war bis 1596 Hauptstadt Polens und eine der reichsten Handelsstädte Europas. Bis heute ist die mehr als 760.000 Einwohner zählende Metropole an der Weichsel das bedeutendste kulturelle, geistige und literarische Zentrum des Landes. Die Universitätsstadt rund 250 Kilometer südlich von Warschau hat zahlreiche Hochschulen, Kirchen und Sakralbauten sowie Kunstwerke und Architektur von europäischem Rang. Seit 1978 gehören die im Krieg unzerstörte historische Altstadt und der benachbarte Burgberg, der Wawel, zum Weltkulturerbe der Unesco.
Neben dem Königsschloss im Renaissancestil liegt die gotische Wawel-Kathedrale, in der polnische Könige, Bischöfe, Dichter und Nationalhelden begraben liegen. Sie war seit 1964 die Bischofskirche von Karol Wojtyla, der 1978 zum Papst gewählt wurde. Heute sitzt auf dem erzbischöflichen Stuhl sein langjähriger Privatsekretär, Kardinal Stanislaw Dziwisz.
Krakau ist die geistliche Heimat des im nahe gelegenen Wadowice geborenen Papstes Johannes Paul II. Hier studierte Wojtyla Philologie, Literatur und Theologie; hier arbeitete er während der deutschen Besatzung im Steinbruch und in den Chemiewerken Solvay. In Krakau empfing er 1946 die Priester- und 1958 die Bischofsweihe und wirkte in der Marienkirche am Marktplatz, einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
(kna/Stand 19.07.16)
27.04.2019
Fast 40 Jahre war Stanislaw Dziwisz Sekretär von Karol Wojtyla. Als Kardinal engagierte er sich anschließend für dessen Heiligsprechung. Nun wird er 80 und nimmt Johannes Paul II. gegen Vorwürfe in Schutz.
Auf Papst Johannes Paul II. lässt Kardinal Stanislaw Dzwisisz nichts kommen. Als ehemaliger Privatsekretär des Papstes aus Polen ist ihm die Verteidigung dieses Pontifikats (1978-2005) ein Herzensanliegen. In den vergangenen Monaten war dieser in die Kritik geraten.
2001 hatte er den Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick zum Kardinal ernannt, 1996 machte er den konservativen australischen Kirchenmann George Pell zum Erzbischof von Melbourne. McCarrick wurde im Februar wegen sexuellen Fehlverhaltens mit Minderjährigen aus dem Klerikerstand entlassen; Pell wurde Mitte März wegen Missbrauchs zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt.
"Johannes Paul II. hat das Böse nicht unterschätzt und erst recht nicht versteckt", sagte Dziwisz jüngst in seiner Predigt zum 14. Todestag des polnischen Papstes am 2. April. Dieser Papst habe die Kirche in "absoluter Treue zum Evangelium" geleitet: "Ohne ihn wären Polen, Europa und die Welt anders."
Dziwisz nimmt Johannes Paul II. in Schutz
Dziwisz nennt indes die aktuellen Vorwürfe gegen den 2014 Heiliggesprochenen nicht direkt beim Namen. Vielmehr sagt er: "Die jüngsten Versuche, die moralische Autorität von Johannes Paul II. zu untergraben, können beunruhigen." Es werde der Verdacht erweckt, der Wojtyla-Papst habe nicht richtig auf das Böse reagiert.
Ziemlich sicher meint er damit Anschuldigungen, das einstige Oberhaupt der katholischen Kirche habe Kinder zu wenig vor sexueller Gewalt durch Priester geschützt. Ende März veröffentlichte er dazu die Stellungnahme "Johannes Paul II. gegen den sexuellen Missbrauch in der Kirche".
Die Meinungen, er habe "schleppend" auf den Missbrauch reagiert, "widersprechen den historischen Fakten", schrieb Dziwisz. Dazu listet er unter anderem auf, wie der Papst 1994 in den USA und zwei Jahre später in Irland mit einer "Null-Toleranz-Politik" pädophile Verbrechen bekämpft habe.
Eine unerträgliche Last
Johannes Paul II. hatte Dziwisz, der am 27. April seinen 80. Geburtstag feiert, stets sein Vertrauen geschenkt. Direkt nach dem Abitur war der Kirchenmann 1957 in das Priesterseminar der südpolnischen Metropole eingetreten. Heute zählt er zu den bekanntesten und beliebtesten Geistlichen Polens.
Im Oktober 1966 machte Johannes Paul II. ihn zu seinem Kaplan und Sekretär. Er blieb es bis zum Tod des Papstes. Dabei verstand er sich auch als Türöffner für einfache Pilger aus Polen, Deutschland und anderen Ländern, die den Heiligen Vater treffen wollten. Dziwisz ermöglichte ihnen manchmal unkompliziert die Teilnahme an Frühmessen mit dem Papst.
Da Dziwisz ihm damals schon so lange diente, konnte er ihm viele Gedanken von den Augen ablesen - und von den am Ende fast sprachunfähig werdenden Lippen. Trotzdem war es manchen im Vatikan nicht ganz geheuer, wenn Dziwisz gegen Ende immer öfter mit dem Satz "Der Heilige Vater wünscht..." Dinge entschied und anordnete.
Für den treuen Diener war die Last am Ende unerträglich. Als Johannes Paul II. tot war, strahlte Dziwisz neben Trauer auch Erleichterung aus. Dazu trug sicher auch bei, dass der deutsche Nachfolger im Papstamt, Benedikt XVI., den langjährigen Privatsekretär seines Vorgängers schon sehr bald zum Erzbischof von Krakau ernannte und ihn zum Kardinal beförderte.
In den Jahren nach dem Tod seines Meisters entwickelte sich Dziwisz zu einer Art kirchlichem Nachlassverwalter von Johannes Paul II. Am Rande von Krakau ließ er rasch ein großes Sanktuarium für ihn errichten und kümmerte sich um seine Heiligsprechung.
Sichtbar, aber nie in der ersten Reihe
Dziwisz kam jedoch nie in die Versuchung, seinem Mentor nacheifern zu wollen. Auch in der Polnischen Bischofskonferenz übernahm er, trotz des traditionell großen Gewichts des Krakauer Erzbischofssitzes, eine zwar sichtbare, aber keine dominante Rolle. Im Dezember 2016, fünf Monate nach dem Krakauer Weltjugendtag mit Papst Franziskus, trat er als Erzbischof in den Ruhestand.
In Vorträgen und Büchern hat Dziwisz seine Jahre mit dem Papst aus Wadowice ausführlich geschildert. Umstritten war seine Entscheidung, die persönlichen Aufzeichnungen von Johannes Paul II. nach dessen Tod nicht zu vernichten. Gegen den ausdrücklichen testamentarischen Wunsch des Papstes bewahrte Dziwisz die Notizen für die Nachwelt auf.
Im Sommer 2007, nur gut ein Jahr nach seiner Inthronisation als Erzbischof von Krakau, forderte er ein Einschreiten der Kirche gegen das stark polarisierende Programm des katholischen "Radio Maryja".
Sogar die Absetzung des mächtigen Senderchefs Pater Tadeusz Rydzyk soll er ins Spiel gebracht haben. Ende 2015 versöhnte er sich allerdings öffentlich mit Rydyzk. Auf dessen Einladung lobte Dziwisz bei einer Jubiläumsfeier des Senders überschwänglich die Evangelisierungsarbeit.
Die alte Königsstadt Krakau war bis 1596 Hauptstadt Polens und eine der reichsten Handelsstädte Europas. Bis heute ist die mehr als 760.000 Einwohner zählende Metropole an der Weichsel das bedeutendste kulturelle, geistige und literarische Zentrum des Landes. Die Universitätsstadt rund 250 Kilometer südlich von Warschau hat zahlreiche Hochschulen, Kirchen und Sakralbauten sowie Kunstwerke und Architektur von europäischem Rang. Seit 1978 gehören die im Krieg unzerstörte historische Altstadt und der benachbarte Burgberg, der Wawel, zum Weltkulturerbe der Unesco.
Neben dem Königsschloss im Renaissancestil liegt die gotische Wawel-Kathedrale, in der polnische Könige, Bischöfe, Dichter und Nationalhelden begraben liegen. Sie war seit 1964 die Bischofskirche von Karol Wojtyla, der 1978 zum Papst gewählt wurde. Heute sitzt auf dem erzbischöflichen Stuhl sein langjähriger Privatsekretär, Kardinal Stanislaw Dziwisz.
Krakau ist die geistliche Heimat des im nahe gelegenen Wadowice geborenen Papstes Johannes Paul II. Hier studierte Wojtyla Philologie, Literatur und Theologie; hier arbeitete er während der deutschen Besatzung im Steinbruch und in den Chemiewerken Solvay. In Krakau empfing er 1946 die Priester- und 1958 die Bischofsweihe und wirkte in der Marienkirche am Marktplatz, einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
(kna/Stand 19.07.16)