Erzbischof Schick zur großen Spendenbereitschaft für Notre-Dame

"Notleidende der Welt nicht vergessen"

Die Spendenbereitschaft für den Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame ist enorm. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite leiden viele Menschen auf der Welt Not. Für Erzbischof Ludwig Schick Anlass, darauf nochmal besonders hinzuweisen.

Spenden / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Spenden / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie erklären Sie sich die große Spendenbereitschaft für die Pariser Kathedrale?

Erzbischof Ludwig Schick (Erzbischof von Bamberg): Das ist natürlich ein sehr emotionales Vorgehen und ein sehr emotionales Angerührt-Sein. Das ist ja auch gut so. Notre-Dame gehört zum Herzen Europas und zum Herzen Frankreichs. Und da ist natürlich die Spendenbereitschaft groß.

DOMRADIO.DE: Rund 900 Millionen Euro sollen inzwischen schon für den Wiederaufbau der Kathedrale zusammengekommen sein. Aber wäre so eine große Spendenbereitschaft zum Beispiel nicht auch wünschenswert für Aufbauarbeit in Syrien oder Mosambik?

Schick: Ja! Das wäre mir ebenso ein Herzensanliegen. Ich habe jetzt gerade Syrien besucht. Ich habe sehr viele gute und auch persönliche Kontakte nach Mosambik. Einer meiner ehemaligen Ministranten, der Jesuit geworden ist, arbeitet dort in Beira. Dort herrscht eine große Not und die Spendenbereitschaft müsste eigentlich viel größer sein. Deshalb habe ich im Zusammenhang mit der Spendenbereitschaft für Notre-Dame auch darauf hingewiesen, dass auch Geld zur Linderung der großen Not der Menschen dort notwendig ist.

DOMRADIO.DE: Auf der einen Seite ist es ein Gebäude, was Menschen viel bedeutet. Auf der anderen Seite sind die Menschen selber, die in Not sind. Wie wägt man jetzt ab, wo man seine Spende hingibt?

Schick: Ich denke, es ist grundsätzlich so, dass man zunächst einmal auf notleidende Menschen achten muss und dann auf Gebäude und anderes. Aber ich meine und hoffe, dass sich auch beides miteinander verbinden lässt. Vielleicht ist ja die große Spendenbereitschaft für Notre-Dame auch gleichzeitig ein Aufruf, für die notleidenden Menschen in Syrien, im Sudan oder in Mosambik zu spenden. Das würde mich sehr freuen.

DOMRADIO.DE: Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie mitbekommen haben, was da in Paris passiert ist?

Schick: Das ist mir schon sehr zu Herzen gegangen. Ich habe ja auch gleich getwittert. Ich kenne Notre-Dame sehr gut und war sehr oft dort. Vor allen Dingen auch, um die Heilige Krone Christi zu besuchen und zu verehren. Die ist ja mit meinem Namenspatron, dem Heiligen Ludwig sehr verbunden. Von daher habe ich auch ein emotionales Verhältnis zu dieser Kirche und ich freue mich, dass die Krone gerettet wurde. Notre-Dame soll wieder aufgebaut werden und die Menschen in der Not nicht vergessen werden.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer (dpa)
Erzbischof Ludwig Schick / © Nicolas Armer ( dpa )
Quelle:
DR