Der Freispruch für Asia Bibi und die Folgen

"Deutliches Signal für andere Minderheiten in Pakistan"

In Pakistan hat der Oberste Gerichtshof den Freispruch für die ursprünglich zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi bestätigt. Die Erleichterung darüber ist groß. Auch bei einem, der sich seit langem für eine Freilassung der Verurteilten eingesetzt hat.

Ein Plakat mit einem Porträt von Asia Bibi / © P. Razzo (KNA)
Ein Plakat mit einem Porträt von Asia Bibi / © P. Razzo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Asia Bibi hat bisher an einem geheimen Ort in Pakistan auf ihre Ausreise gewartet. Was bedeutet diese Entscheidung der Richter für Sie?

Prof. Heribert Hirte (Vorsitzender des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion): Zunächst einmal freuen wir uns außerordentlich, dass diese Entscheidung so ausgefallen ist, wie wir sie erhofft hatten. Meine Fraktion und der auf Initiative von Volker Kauder gegründete Stephanuskreis (Anm.d. Red.: Der Stephanuskreis ist ein überkonfessionelles Gesprächsforum, das für Toleranz und Religionsfreiheit eintritt und sich um die Situation verfolgter Christen in aller Welt kümmert), dem ich heute vorsitze, haben sich seit vielen Jahren für die Freilassung von Asia Bibi eingesetzt. Insofern kann ich nur sagen, dass dieser Kampf jetzt erfolgreich zu Ende gegangen ist.

Für Asia Bibi heißt es nun, dass sie wohl in Kooperation mit der pakistanischen Regierung ausreisen darf. Ich gehe davon aus, dass das jetzt auf den entsprechenden diplomatischen Kanälen vorbereitet wird und dass damit auch sozusagen der letzte Punkt dieses Kampfes für die Religionsfreiheit ein gutes Ende findet.

DOMRADIO.DE: Das heißt, eine Aufnahme in Deutschland wäre dann auch möglich?

Hirte: Das wäre auch möglich. Ich habe ja nach dem Freispruch für Asia Bibi damals gegenüber DOMRADIO.DE schon gesagt, dass auch aus Deutschland entsprechende Signale gesandt worden sind und dass eine Aufnahme möglich ist. Die Gespräche finden natürlich im Hintergrund statt – nicht mit ihr selbst, sondern ihren Vertretern und Beratern. Ob Deutschland oder ein anderes Land das Land ihrer Wahl ist, kann ich nicht beurteilen. Im Internet ist die Rede von Kanada, was Familienangehörige ins Spiel bringen. Das wird letztlich auch an ihr liegen.

DOMRADIO.DE: Es leben etwa sechs Millionen Menschen, also rund zwei Prozent der Bevölkerung, als christliche Minderheit in Pakistan. Über 180 davon sitzen wegen Gotteslästerung aktuell im Gefängnis. Asia Bibi ist absolut kein Einzelfall. Was haben Sie für ein Gefühl? Setzt sich die Bundesregierung genug für die verfolgten Christen im Land ein?

Hirte: Ich glaube, die Bundesregierung tut einiges. Wir haben selbst als Unionsfraktion immer darauf gedrängt, dass man noch mehr tun könnte – gerade auch im Auswärtigen Amt und im Entwicklungsministerium, wo sich jetzt auch der Beauftragte für internationale Religionsfreiheit, Markus Grübel, dieses Problems noch stärker und noch intensiver annimmt. Insofern tun wir noch mehr als wir vielleicht früher getan haben.

Und Asia Bibi ist kein Einzelfall. Es gibt eine ganze Reihe dieser Fälle. Deshalb steht sie sozusagen exemplarisch für die anderen inhaftierten Christen. Ich bin vor allen Dingen auch als Jurist erfreut darüber, dass das pakistanische Rechtssystem es aus eigener Kraft geschafft hat, diesen Freispruch hinzubekommen. Das ist ein deutliches Signal auch für andere Minderheiten in Pakistan. Denn wir wissen, dass auch die Ahmadiyya als muslimische Minderheit in Pakistan stark unter Druck stehen. Sie haben immer wieder auch hier in Berlin mit den Botschaftern dieser Länder gesprochen und denen das Signal ausgesandt, dass die Religionsfreiheit auch als Beispiel für andere Menschenrechte steht und dass es für den Erfolg eines Landes entscheidend ist, auch in der internationalen Community diese Menschenrechte zu achten.

Ich glaube, Pakistan hat das verstanden. Die Richter haben das verstanden. Es ist ein gutes Zeichen, auch für die vielen anderen, die jetzt noch in Haft sitzen oder unter Bedrängung leiden.

Das Interview führte Verena Tröster.


Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer (dpa)
Prof. Heribert Hirte / © Gregor Fischer ( dpa )
Quelle:
DR
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