Kirche in Nicaragua sagt Neujahrsprozession kurzfristig ab

Gebet statt Prozession

Offenbar aus Sicherheitsgründen hat die katholische Kirche in Nicaragua eine Neujahrsprozession für den Frieden abgesagt. Präsident Daniel Ortega hatte im Oktober 2018 jede nicht von der Regierung organisierte Kundgebung für illegal erklärt.

Krise in Nicaragua / © Carlos Herrera (dpa)
Krise in Nicaragua / © Carlos Herrera ( dpa )

In einer kurz vor Mitternacht am Silvesterabend verschickten Mitteilung gab Managuas Kardinal Leopoldo Brenes bekannt, statt des traditionellen Zugs durch die Stadt werde es am Neujahrstag nur ein Gebet innerhalb der Kathedrale geben. Brenes begründete dies damit, man wolle eine "Atmosphäre des Gebets und der Reflexion begünstigen".

Der Beschluss erfolgte vor dem Hintergrund einer Anordnung von Präsident Daniel Ortega Anfang Oktober, die jede nicht von der Regierung organisierte Kundgebung für illegal erklärte. Kardinal Brenes hatte laut Medienberichten zuvor alle Katholiken zur Teilnahme an der Neujahrsveranstaltung aufgerufen und gesagt, wer bei der Prozession eine nicaraguanische Flagge mitführen wolle, könne dies tun, solange es den religiösen Charakter der Veranstaltung wahre.

"Vor jeder Gefahr schützen"

Bei dem gleichen Gottesdienst betete Brenes den Berichten zufolge darum, die Muttergottes möge die Teilnehmer "vor jeder Gefahr schützen". Dies sei als Hinweis auf mögliche Zusammenstöße verstanden worden.

Nicaragua erlebt seit April 2018 eine Krise mit landesweiten Protesten gegen die Regierung Ortegas. Seit Beginn kamen rund 500 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt.

Nichtregierungsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ortega beschuldigte dagegen die Bischöfe, einen Putsch gegen ihn zu planen.


Quelle:
KNA