Katholische Kirche wirft nicaraguanischer Regierung Auftragsmorde vor

"Diabolische" Praxis

Managuas Weihbischof Silvio Baez wirft der nicaraguanischen Regierung von Daniel Ortega vor, bewaffneten Zivilisten Prämien für Morde an Regierungskritikern zu zahlen. Diese Praxis sei "diabolisch", sagte Baez in seiner Predigt am Sonntag.

Demonstrant mit einem Holzkreuz während eines Protests gegen die Regierung von Präsident Ortega / © Alfredo Zuniga (dpa)
Demonstrant mit einem Holzkreuz während eines Protests gegen die Regierung von Präsident Ortega / © Alfredo Zuniga ( dpa )

Es gebe Viertel, in denen Menschen ihre Nachbarn zudem für Geld denunzieren und diese dann in Gefängnissen verschwinden würden, so Baez laut der Zeitung "La Prensa" weiter.

Am Sonntag wurden bei einem Protestmarsch gegen die Regierung Ortega nach lokalen Medienberichten erneut Dutzende Menschen festgenommen.

Zuvor hatte die Polizei vor "illegalen Demonstrationen" gewarnt. Der Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Brenes, verurteilte das Vorgehen der Polizei. Lokale Medien berichteten zudem über die Festnahme von zwei Menschenrechtsverteidigerinnen, die eigentlich zur Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in die USA fliegen wollen.

Regierung beschuldigt Kirche

Die aktuelle Krise in Nicaragua entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Inzwischen fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt von Präsident Ortega.

Ortega lehnt dies ab und macht die Opposition für die Gewalt verantwortlich. Seit Beginn der Proteste kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ortega beschuldigte die Bischöfe, einen Putsch gegen ihn zu planen.


Quelle:
KNA , epd