Untersuchung zu Misshandlungen im US-Bistum Burlington

"Der einzige Weg ist Kooperation"

Im Zusammenhang mit dem US-Missbrauchsskandal untersucht die Staatsanwaltschaft nun auch mutmaßlich massenhafte Fälle von Misshandlung. Im Fokus: ein seit 1974 geschlossenes katholisches Waisenhaus im Bistum Burlington.

Gewaltopfer in Deutschland / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Gewaltopfer in Deutschland / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Der Bundesstaat Vermont und Beamte der Burlington City Police kündigten am späten Montag (Ortszeit) die Bildung einer Task Force an, um Anschuldigungen von Misshandlung, Gewalt und kriminellen Aktivitäten bis hin zu Mord nachzugehen.

"Der einzige Weg, hier zur Wahrheit zu kommen, ist Kooperation"

Bischof Christopher Coyne von Burlington hatte tags zuvor staatsanwaltliche und polizeiliche Untersuchungen für notwendig erklärt, um herauszufinden, was bis zur Schließung des Waisenhauses St. Joseph unter der Leitung des Ordens der "Schwestern der Vorsehung" geschah. "Der einzige Weg, hier zur Wahrheit zu kommen, ist Kooperation", sagte er bei einer Pressekonferenz.

Coyne sicherte der Task Force volle Unterstützung zu und erklärte, er habe in den vier Jahren seiner Amtszeit in Burlington nur bruchstückhafte Kenntnis über die mutmaßlichen Misshandlungen erhalten.

Die Polizei in Burlington hat über Twitter alle möglichen Opfer von Misshandlungen im Waisenhaus aufgerufen, sich zu melden.

Schläge, im Schrank eingesperrt, zu Tode misshandelt

Der Verdacht gegen kirchliches Personal, in dessen Obhut sich die Kinder befanden, ist nicht neu. Schon in den 90er Jahren hatte die "Burlington Free Press" über Misshandlungen von Waisenkindern berichtet. Ende August konkretisierte das Onlineportal "BuzzFeed" die Vorwürfe. Neben Schlägen, Einsperren von Kindern in Schränken habe es auch weitere körperliche Misshandlungen bis hin zu mindestens drei Todesfällen gegeben.

1993 hatte sich ein früheres Waisenkind an die Öffentlichkeit gewandt. Danach meldeten sich mehr als 100 weitere mutmaßliche Opfer der Einrichtung. Dutzende ehemalige Heiminsassen erhielten daraufhin jeweils 5.000 US-Dollar für Therapiekosten, verbunden mit der Verpflichtung, auf eine Klage zu verzichten.

Nach der Zahlung von insgesamt rund 20 Millionen Dollar an Opfer von sexuellem Missbrauch verkaufte die Diözese das Gebäude 2010.


Quelle:
KNA
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