Mesale Tolu darf Türkei verlassen

Ausreise erlaubt

Die in der Türkei angeklagte deutsche Journalistin Mesale Tolu kann aufatmen: Sie darf das Land nach eigenen Angaben verlassen, teilte sie auf Twitter mit. Das Verfahren wegen Terrorvorwürfen gegen sie dauert aber an.

Die deutsche Journalistin Mesale Tolu / © Lefteris Pitarakis (dpa)
Die deutsche Journalistin Mesale Tolu / © Lefteris Pitarakis ( dpa )

Nach Peter Steudtner und Deniz Yücel darf nun auch die deutsche Journalistin Mesale Tolu die Türkei verlassen. Wie die 33-Jährige am Montagmorgen auf Twitter mitteilte, hat ein türkisches Gericht ihre Ausreisesperre aufgehoben. Der Prozess gegen sie werde allerdings fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft wirft Tolu Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vor.

Mit ihr ist unter anderem ihr Ehemann Suat Corlu angeklagt, der offenbar in der Türkei bleiben muss. Seine Ausreisesperre bleibt bestehen, heißt es in einer Erklärung des Unterstützerkreises "Freiheit für Mesale Tolu". Die nächste Verhandlung gegen Tolu und Corlu findet am 16. Oktober statt.

 

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" begrüßte die Aufhebung der Ausreisesperre gegen Tolu. Die türkische Justiz müsse jetzt "auch die absurden Vorwürfe gegen Mesale Tolu fallenlassen und die Ausreisesperre gegen ihren Mann aufheben", sagte Geschäftsführer Christian Mihr.

Anlässlich des Berlin-Besuchs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im September forderte er die Bundesregierung auf, sich öffentlich für die Freilassung der in der Türkei inhaftierten Journalisten einzusetzen.

Maas: "Bei diesem Schritt darf es nicht bleiben"

Die gebürtige Ulmerin, die 2007 die türkische Staatsbürgerschaft abgelegt hat, wird laut Unterstützerkreis am Sonntag zurück in Deutschland erwartet. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, auch wenn das Verfahren noch nicht beendet sei, sei dies eine gute Nachricht für Tolu und ein Schritt zur Verbesserung des deutschen Verhältnisses zur Türkei. "Klar ist aber auch: Bei diesem Schritt darf es nicht bleiben", fügte er hinzu und verwies auf mindestens sieben Deutsche, die weiterhin aus politischen "und für uns nicht nachvollziehbaren Gründen inhaftiert" seien.

Der Ulmer Bürgermeister Gunter Czisch (CDU) zeigte sich erleichtert über Tolus baldige Rückkehr. Er gehe davon aus, dass die Festnahme Tolus in der Türkei nur aus politischem Kalkül erfolgt sei. "Jetzt merkt man: Erdogan braucht Deutschland und andere Verbündete, und plötzlich funktioniert es", sagte Czisch im Radiosender SWR Aktuell. Die Linken-Abgeordnete Heike Hänsel hob hervor, dass nach wie vor der Journalist Adil Demirci aus Köln in der Türkei festgehalten werde, der für dieselbe Nachrichtenagentur gearbeitet habe wie Tolu.

Die deutsche Journalistin war Ende April 2017 bei einer Razzia in Istanbul festgenommen worden und saß bis Dezember in Untersuchungshaft. Beim zweiten Prozesstermin im Dezember hatte das Gericht zwar Tolus Entlassung aus dem Gefängnis verfügt, aber ein Ausreiseverbot angeordnet. Die deutsche Staatsbürgerin hat vor ihrer Verhaftung für die linke Nachrichtenagentur Etkin News Agency (Etha) gearbeitet.


Quelle:
epd