Gewalt gegen venezolanische Flüchtlinge in Brasilien

Flüchtlingslager gehen in Flammen auf

Im Norden Brasiliens ist es zu Ausschreitungen gegen venezolanische Flüchtlinge gekommen. In der Grenzstadt Pacaraima griff eine aufgebrachte Menge ein Flüchtlingslager und andere Unterkünfte von Migranten aus dem Nachbarland an.

Flüchtlinge aus Venezuela  / © Fabio Rodrigo Calilo Gonçalves (dpa)
Flüchtlinge aus Venezuela / © Fabio Rodrigo Calilo Gonçalves ( dpa )

Notdürftige Behausungen und Habseligkeiten der Venezolaner wurden in Brand gesteckt, wie die Zeitung "O Globo" in ihrer Online-Ausgabe berichtete. Hunderte Menschen seien gezwungen worden, zu Fuß zurück über die Grenze Richtung Venezuela zu gehen. Über Verletzte gab es zunächst keine Angaben.

Auslöser der Gewalt war ein Überfall auf einen brasilianischen Händler, für den die Bewohner von Pacaraima Venezolaner verantwortlich machten. Sie sagten der lokalen Presse, dass die außer Kontrolle geratene Protestaktion am Freitagabend über soziale Netzwerke organisiert worden sei. Die hohe Anzahl von Flüchtlingen überfordere die Stadt und ihre Bewohner.

Flucht vor Wirtschafts- und Versorgungskrise in Venezuela

Täglich kommen nach Angaben der Behörden mehrere Hundert Venezolaner über die Grenze in den brasilianischen Bundesstaat Roraima. Sie fliehen vor der schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise in ihrem Land. In den vergangenen Monaten kam es bereits in anderen Städten Roraimas zu Protesten. Ein Richter hatte daraufhin vorübergehend eine Schließung der Grenze angeordnet, bis das Oberste Gericht die Entscheidung rückgängig machte.

Mehr als 100.000 Venezolaner kamen seit 2016 nach Brasilien. Rund die Hälfte von ihnen zog von dort weiter in andere lateinamerikanische Staaten, vor allem nach Ecuador und Peru. Auch in Kolumbien, das noch weit mehr Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen hat, gab es bereits Proteste in grenznahen Städten.


Quelle:
epd