So feiert Südafrika den 100. Geburtstag von Nelson Mandela

Alles für den Nationalhelden

Arbeitslosigkeit, Armut und Korruption bestimmen den Alltag in Südafrika. Doch die Nation hat den sozialen Grundübeln den Kampf angesagt - als Geburtstagsgeschenk für Nelson Mandela. An diesem Mittwoch wäre er 100 Jahre alt geworden.

Der ehemalige südafrikanische Präsident und Nobelpreisträger Nelson Mandela / ©  epa Hrusa (dpa)
Der ehemalige südafrikanische Präsident und Nobelpreisträger Nelson Mandela / © epa Hrusa ( dpa )

Wenn Häftlinge wie Großmütter bunte Deckchen stricken und Radiomoderatorinnen wie Bandenmitglieder auf Motorrädern durchs Land ziehen, kann das nur einen Grund haben: Nelson Mandela Day.

Was auch immer rund um den 18. Juli passiert und sich auf Südafrikas Nationalhelden beruft, geschieht zum guten Zweck. Mandela (1918-2013) hätte dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert - für die nach ihm benannte Stiftung eine "einmalige Gelegenheit für alle Weltbürger, über sein Leben zu reflektieren und sein Erbe hochzuhalten".

"Vielschichtig und strahlend"

Vielschichtig und strahlend war der Friedensnobelpreisträger von 1993. Es seien diese beiden Eigenschaften, die auch auf seine neueste Zuchtrose zuträfen, findet der Botaniker Keith Kirsten. Er traf Mandela erstmals 1993 bei einer Baumpflanzung im Township Alexandra - und war begeistert von dem Mann, der ein Jahr später Südafrikas Staatspräsident werden sollte. Um "Madibas Leuchtkraft" einzufangen, züchtete er jetzt die orange scheinende "Mandela-Rose".

"Shave to Remember"

Dieser Tage kommt man in Südafrika kaum an Mandela vorbei: Zum 100. Geburtstag erscheinen drei neue TV-Serien und zwei Bücher. Darin erzählen etwa frühere Angestellte, Freunde und einstige Weggefährten über ihre Zeit mit dem Staatsvater. Südafrikas Zentralbank bringt neue Banknoten mit Mandelas Konterfei in Umlauf.

Und unter dem Motto "Shave to Remember" sind Südafrikaner aufgerufen, sich Mandelas markanten Scheitel aus Jugendjahren schneiden zu lassen - Männer wie Frauen...

Sonderschichten im OP

Einen Feiertag zu seinen Ehren wollte der Freiheitskämpfer nie.

Stattdessen beanspruchte Mandela einen Tag der Aktionen. Eine Tradition, die für Europäer zwar seltsam klingen mag - bei einem Blick auf Südafrikas überlastetes Gesundheitssystem aber durchaus sinnvoll ist -, sind Gratis-Operationen. Nasen- und Ohrkorrekturen, Hüftprothesen sowie Knie-OPs stehen dieses Jahr auf dem Plan. "Viele unserer Patienten müssen lange auf ihren Eingriff warten, da Notfälle Vorrang haben", sagt Ärztin Anita Parbhoo vom Red-Cross-Kinderkrankenhaus in Kapstadt. Durch Sonderschichten im OP geben Ärzte den Patienten neue Hoffnung.

Mandela-Spirit

Auch im Gefängnis "Zonderwater" nahe der Hauptstadt Pretoria hat der Mandela-Spirit zugeschlagen. Dort strickten Hunderte Häftlinge vor kurzem mehr als 4.000 Decken und vereinten sie am benachbarten Sportplatz zu einem gigantischen Mandela-Gemälde - nur, um sie anschließend wieder zu zerpflücken.

Am Mandela-Tag sollen die einzelnen Decken dann an Bedürftige gespendet werden. "Vielleicht stecke ich im Gefängnis. Aber diese Idee gab mir das Gefühl von Freiheit", so der verurteilte Straftäter Lucas Booysen.

Mandela-Tag: Und danach?

Vom Township Soweto bis zum Villenviertel Camps Bay: Der Mandela-Zauber hat das Land fest im Griff. Am 18. Juli dann wird der frühere US-Präsident Barack Obama in Johannesburg die jährliche "Mandela Lecture" halten. Und danach? Zurück zum Alltag in einer politisch und wirtschaftlich schwer angeschlagenen Nation. Denn trotz Aufrufen der Verantwortlichen, "jeden Tag zum Mandela-Tag" zu machen, brodelt es gewaltig am Kap: Jeder vierte Südafrikaner ist ohne Job. Die Wirtschaft erholt sich nur langsam von der Regentschaft des skandalumwitterten Präsidenten Jacob Zuma. Zuletzt kam es erneut zu Spannungen zwischen Volksgruppen. Stimmung wird von links und rechts gemacht.

Neuer Hoffnungsträger Ramaphosa?

Als Hoffnungsträger gilt der neue Präsident Cyril Ramaphosa (65). Seit Februar im Amt, sorgte er bereits für Überraschungen; und sei es, dass er im Township in Jogginghosen oder bei gewalttätigen Protesten als Vermittler auftauchte. Zudem sagte er Vetternwirtschaft den Kampf an.

"Es gibt verbindende Elemente zwischen Mandela und Ramaphosa", meint Anthony Butler, Politik-Professor an der Uni Kapstadt und Ramaphosa-Biograph. Wie Mandela sei auch Ramaphosa "ein zielstrebiger Versöhner, der rivalisierende Gruppen und Personen zusammenbringt".

Es ist kein Geheimnis, dass Mandela einst gerne Ramaphosa als seinen Nachfolger gesehen hätte. Wird es ihm am Ende gelingen, jeden Tag in einen Mandela-Tag zu verwandeln?


Gedenkfeier für Nelson Mandela (dpa)
Gedenkfeier für Nelson Mandela / ( dpa )
Quelle:
KNA