Kardinal Zen erhält Auszeichnung für Hilfe für verfolgte Christen

Mut und Beharrlichkeit

Der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, erhält einen Preis für die Hilfe von verfolgten Christen. Er werde damit für seinen Einsatz für die Freiheitsrechte ausgezeichnet, teilte die Frankfurter Stephanus-Stiftung mit.

Hongkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun / © Jörg Loeffke (KNA)
Hongkongs Kardinal Joseph Zen Ze-kiun / © Jörg Loeffke ( KNA )

Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (86), von 2002 bis 2009 Bischof von Hongkong, erhält am Samstag in Bonn den Preis der Frankfurter Stephanus-Stiftung für verfolgte Christen. Zen werde damit für seinen Mut und seine Beharrlichkeit im jahrzehntelangen Einsatz für die Freiheitsrechte ausgezeichnet, wie die Stiftung im Vorfeld in Frankfurt mitteilte.

Warnung vor Religionspolitik Chinas

Die Laudatio hält der Vize-Generalsekretär der weltweiten Evangelischen Allianz und Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Bischof Thomas Schirrmacher.

In den vergangenen Wochen hatte Zen mit seiner Warnung vor der Religionspolitik der Kommunistischen Partei Chinas international für Schlagzeilen gesorgt. Für März war von vielen Kirchenvertretern ein Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China erwartet worden. Darin soll es insbesondere um die Frage künftiger Bischofsernennungen gehen. Am Gründonnerstag erklärte jedoch ein Sprecher des Vatikans, dass solch eine Vereinbarung nicht unmittelbar bevorstehe.

Neues Religionsgesetz sieht mehr staatliche Kontrolle vor

Kardinal Joseph Zen Ze-kiun hat deutliche Kritik am kommunistischen Regime in Peking geübt. Mit dem neuen Religionsgesetz seit 1. Februar werde der Staat den Zugriff auf die Kirchen und Religionsgemeinschaften verstärken, sagte der frühere Bischof von Hongkong am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. "Was für eine Religionsfreiheit soll das sein, wo in den Kirchen Überwachungskameras hängen?"

"Schockiert" zeigte sich Zen über die jüngste Nachricht eines Verkaufsverbotes für Bibeln und die offenbar geplante Einführung eigener, regierungsfreundlicher chinesischer Bibelübersetzungen. Das sei "Wahnsinn", so der Kardinal. Medienberichten zufolge hatte die chinesische Religionsbehörde kurz vor Durchsetzung des Verkaufsverbots einen Fünfjahresplan zur Förderung eines "chinesischen Christentums in China" veröffentlicht.

Darin werde als eine zentrale Aufgabe die Förderung eines "Christentums und einer Theologie nach chinesischem Stil" genannt. Chinesische Online-Buchhändler haben seit Ende März die Bibel nicht mehr in ihren Katalogen gelistet.

"Lieber kein Abkommen als ein schlechtes Abkommen"

Er habe Papst Franziskus seinen Standpunkt sehr deutlich gemacht, sagte der Kardinal. Und anders als einige seiner Berater habe Franziskus seine Einwände auch begriffen. "Lieber kein Abkommen als ein schlechtes Abkommen", so Zen.

Eine Einigung könne das Ende ihrer Hauskirchen bedeuten. Die rund zehn Millionen Katholiken in China sind gespalten. Rund die Hälfte von ihnen gehört der vom Staat gelenkten offiziellen Kirche an, die andere Hälfte der romtreuen Untergrundkirche."

Die Untergrundkirche hält dem Papst die Treue, aber mit einem Abkommen würde der Heilige Stuhl sie nun verraten", sagte Zen. Wenn der Papst am Ende dennoch eine ungenügende Übereinkunft billigte, würde er, Zen, verstummen, kündigte er an.

Stephanus-Stiftung

Die Stephanus-Stiftung ist nach dem gleichnamigen Diakon der christlichen Urgemeinde benannt, der als erster Märtyrer wegen seines Bekenntnisses zu Christus gesteinigt wurde. Die Stiftung hilft laut ihren Statuten verfolgten Christen in Not, etwa durch einen Zuschuss zum Lebensunterhalt oder zu Anwaltskosten; zudem deckt sie Verletzungen der Religionsfreiheit und deren Hintergründe auf.

Zu den bisherigen Preisträgern zählen die syrisch-orthodoxe Ordensfrau Hatune Dogan (48), der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael I. Sako (69) und der 2014 in Syrien ermordete Jesuit Frans van der Lugt.


Quelle:
KNA
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