Anlaufstelle in Jerusalem berät nicht nur katholische Pilger

Stadtpläne, ausgefallene Fragen und Drehgenehmigungen

Donald Trumps Jerusalem-Erklärung hat den Heilig-Land-Tourismus nur kurz zurückgeworfen. Zu Ostern gibt es neue Besucherrekorde ab. Eine besondere Herausforderung für die Pilgerberatung im Christian Information Center.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Touristen sitzen vor Keramiktafeln, auf denen das Vaterunser in verschiedenen Sprachen steht, in der Paternosterkirche in Jerusalem / © Corinna Kern (KNA)
Touristen sitzen vor Keramiktafeln, auf denen das Vaterunser in verschiedenen Sprachen steht, in der Paternosterkirche in Jerusalem / © Corinna Kern ( KNA )

Wer die Jerusalemer Altstadt durch das Jaffa-Tor betritt, sieht rechts vor sich ein wuchtiges Gebäude mit der großen Aufschrift "Christian Information Center". Hier, gegenüber der Zitadelle mit dem Davids-Turm, wo zu osmanischer Zeit die "Kaiserliche Österreichische Post" ihren Sitz hatte, unterhalten die Franziskaner seit 45 Jahren ihre Informationsstelle für Touristen und Pilger. Eine Anlaufstelle vor allem für Besucher, die nicht mit einer Gruppe, sondern auf eigene Faust durchs Land reisen.

Der Service wird gefragt und genutzt – nicht nur von Katholiken, sondern von Christen aller Konfessionen und von vielen anderen, die sich über christliche Stätten informieren wollen. "Etwa die Hälfte unserer Kunden sind Katholiken – aber immerhin 15 bis 20 Prozent Juden", sagte der deutsche Geistliche Andreas Fritsch (51) von der Gemeinschaft "Das Werk", der die Stelle seit 2011 betreut.

Feiertage und Nebensaison

Abwechselnd mit zwei Schwestern von geistlichen Gemeinschaften informiert er Besucher über die Heiligen Stätten im Heiligen Land, über Öffnungszeiten von Kirchen, Termine und Sprachen von Gottesdiensten. Sie wissen Bescheid über Wege und Busverbindungen; versuchen weiterzuhelfen, wenn eine Gruppe einen Priester für eine Pilgermesse sucht. Sie erfahren, wann mit Verzögerungen am Flughafen oder in bestimmten Bereichen zu rechnen ist. Sie sind aber auch telefonische Kontaktstelle für Reiseleiter, die irgendwo im Land vor verschlossenen Ausgrabungsstätten oder Kirchtüren stehen und nicht weiter wissen.

Gerade vor Festtagen häufen sich die Anfragen. Sind es in der Nebensaison mitunter nur 20 oder 30 Besucher am Tag, kann sich der Andrang vor Weihnachten oder Ostern gut verdreifachen. Aber die Stelle führt auch eine ständig aktualisierte Homepage (www.cicts.org) auf Englisch und Italienisch mit allen möglichen Angaben rund um Christen und Pilgern im Heiligen Land.

Mit Händen und Füßen

Nicht immer klappt die Verständigung auf Anhieb. Pater Andreas spricht Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch; seine deutsche Kollegin Lioba Radke zusätzlich auch Ivrit. Schwierig werde es aber etwa bei Russen, die häufig keine andere Sprache sprechen, oder bei Griechen. Oft hilft da eine Telefonnummer im Griechischen Patriarchat oder bei einer der russischen Kirchenstellen; mitunter geht es aber auch mit Händen und Füßen – und mit kriminalistischem Spürsinn. Offensichtliche Sozialfälle verweist das Zentrum an die Caritas, die Pontifical Mission oder die Franziskaner-Pfarrei in der Altstadt.

Das Informationszentrum gibt praktische und technische Auskünfte, die das Pilgern erleichtern. Es versucht, den Menschen zu helfen und sie auch bei mitunter ausgefallenen Fragen ernst zu nehmen. Pater Andreas, der in Innsbruck und Rom studierte, ist oft auch als Seelsorger gefragt. Nicht wenige Besucher kommen mit allgemeinen Fragen zu Glaube und Kirche und zum Heiligen Land. Gelegentlich begleitet er auch Gruppen.

Film- und Drehgenehmigungen

Schließlich ist das Zentrum auch zuständig für Film- und Drehgenehmigungen an den franziskanischen Stätten im Land. Wenn etwa ein deutscher TV-Sender aus der Bethlehemer Katharinenkirche ein Konzert übertragen will, stellt er hier seinen Antrag mit detaillierten Angaben zum Projekt. Entschieden wird nach klaren Regeln. Für Spielfilme etwa gibt es grundsätzlich keine Erlaubnis.

Man könne nicht riskieren, dass eine Heilige Stätte als Location für einen Horrorfilm herhalten muss.


Quelle:
KNA