Vatikan-Außenminister signalisiert Annäherung an China

"Vollkommen katholisch und genuin chinesisch"

Gute Zusammenarbeit, Missverständnisse, Feindschaft: Dem vatikanische Außenminister Erzbischof Paul Gallagher zufolge haben die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und China viel Phasen durchlaufen. Jetzt sei jedoch eine Annäherung möglich.

Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel (KNA)
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel ( KNA )

Es komme darauf an, die beiden Prinzipien "Inkulturation" und "Sinisierung" zu verbinden, sagte Gallagher am Donnerstag bei einer Konferenz in Rom. Kirchen- und Religionsexperten aus Europa, den USA und China debattieren am Donnerstag und Freitag in der Päpstlichen Universität Gregoriana über die Rolle des Christentums in der chinesischen Gesellschaft.

Die Mission der katholischen Kirche in China müsse heute "vollkommen katholisch und genuin chinesisch" sein, so der vatikanische Außenminister. Peking verlangt immer wieder eine "Sinisierung", also ein Chinesisch-Werden der Religionsgemeinschaften im Land. So sagte etwa Staatschef Xi Jinping beim Nationalkongress der Kommunistischen Partei im Oktober 2017, die Religionsgemeinschaften müssten "chinesisch in ihrer Orientierung" sein und sich "an die sozialistische Gesellschaft anpassen".

Die Beziehungen zwischen China und der katholischen Kirche

Die katholische Kirche betont, vor allem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), die Notwendigkeit einer "Inkulturation", also der Anpassung des Christentums an den jeweiligen kulturellen Kontext.

Die Beziehungen zwischen China und der katholischen Kirche, so Gallagher, hätten verschiedene Phasen durchlaufen; "Momente der fruchtbaren Zusammenarbeit" hätten sich mit Zeiten abgewechselt, die von "großen Missverständnissen und Feindschaft" geprägt gewesen seien. Zeitweise habe es darum Situationen gegeben, "in denen die Gemeinschaft der Gläubigen großes Leid erfuhr", so der Außenminister.

Kultur und Tradition

Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon, unterstrich in Rom die große Bedeutung des Dialogs in der modernen Welt. Das gelte auch für das Christentum und China: "Das Christentum und die chinesische Gesellschaft sind derzeit die beiden größten Gruppen weltweit, jede mit ihrer eigenen tiefen Kultur und ihren Traditionen", so Tong. Nachdrücklich hieß er die chinesischen Teilnehmer in Rom willkommen, dem "Herz der universalen Kirche".

Von den etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind geschätzt etwa 13 Millionen Katholiken; die chinesischen Behörden zählen allerdings nur sechs Millionen. Der Katholizismus ist in zwei Gruppierungen gespalten. Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen sogenannten Patriotischen Vereinigung gibt es eine sogenannte Untergrundkirche, die darauf Wert legt, in Gemeinschaft mit Rom und dem Papst zu stehen.

Seit der kommunistischen Machtübernahme in Peking 1949 gibt es keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Streit gibt es unter anderem über die Rolle des Staates bei Bischofsernennungen. Über diese Frage gibt es jedoch derzeit Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Regime.


Quelle:
KNA