Renovabis-Referent zum Verhältnis von Putin und katholischer Kirche

"Kirche kann stabil weiterarbeiten"

Die katholische Kirche in Russland kommt mit dem neuen und alten russischen Präsidenten Wladimir Putin zurecht. Das betont Dr. Jörg Basten vom Osteuropahilfswerk Renovabis im Interview, nachdem Putin nun in seine vierte Amtszeit geht.

Präsidentenwahl in Russland / © Pavel Golovkin (dpa)
Präsidentenwahl in Russland / © Pavel Golovkin ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet dieser erneute Sieg denn für die katholische Kirche in Russland?

Dr. Jörg Basten (Länderreferent für Russland beim katholischen Hilfswerk Renovabis): Ich denke, dass der Sieg von Wladimir Putin, mit über 77 Prozent der Stimmen, eine große Stabilität verheißt. Für die katholische Kirche wird es im Moment noch nicht vorhersagbare Implikationen haben.

DOMRADIO.DE: Wie geht es denn der katholischen Kirche in Russland insgesamt?

Basten: Es gibt einige Ankündigungen von Putin, was die Wirtschaft angeht, was den Ausbau von Infrastruktur angeht – das wäre auch dringend nötig. Aber das betrifft die katholische Kirche nur insofern, wie es alle anderen Bürger und alle anderen Institutionen auch betrifft.

DOMRADIO.DE: Wie ist das Verhältnis zwischen orthodoxer Kirche und Putin?

Basten: Das Verhältnis ist sehr gut. Man kooperiert gut miteinander. In weiten Teilen teilt man auch politische Überzeugungen. Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Orthodoxie ist inzwischen auch gut und operationell. Man muss natürlich sehen, dass die orthodoxe Kirche 70 bis 75 Prozent der Gesamtbevölkerung umfasst, die katholische Kirche weniger als ein Prozent. Insofern sind die Katholiken der ungleich geringere Partner. Es ist aber so, dass man gute diplomatische Beziehungen zueinander pflegt.

DOMRADIO.DE: Wie geht es der katholischen Kirche insgesamt in Russland?

Basten: Die katholische Kirche kann stabil weiterarbeiten, wie sie vor 25 Jahren angefangen hat, so kann sie heute ihre Mission erfüllen, im pastoralen und im caritativen Bereich. Die Schwierigkeiten, die es gibt und die gibt es natürlich, sind aber Schwierigkeiten, die weniger uns als katholische Kirche betreffen, als Tätige, die in Russland unter den dortigen Bedingungen arbeiten. Unter Korruption hat eben nicht nur die katholische Kirche zu leiden, sondern auch die Gesellschaft insgesamt. Wenn es um Visaverlängerungen für Priester geht, dann gelten die Regeln auch für alle Auslandsbeschäftigten gleichermaßen. Es gibt hier also keine Schlechterstellung der katholischen Kirche.

DOMRADIO.DE: Es soll über 2.500 Wahlverstöße gegeben haben, das haben Wahlbeobachter in Russland festgestellt, interessiert das eigentlich überhaupt jemanden in Russland?

Basten: Das kann ich im Augenblick noch nicht sagen. Die Opposition ist nicht sehr stark, die Presse ist stark reglementiert, es ist wohl noch nicht zum Thema gemacht worden. Gleichwohl muss man eben sagen, dass diese Wahlverstöße das Ergebnis nur unwesentlich verändert hätten. Das hat es wohl gegeben, aber das wird am Ergebnis wohl nichts ändern. Inwiefern die Gesellschaft so weit ist und die Institutionen und die Presse, das wird sich zeigen.  

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Patriarch Kyrill I. und der russische Präsident Wladimir Putin / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. und der russische Präsident Wladimir Putin / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
DR