Slowakischer Erzbischof fordert Aufklärung im Mordfall Kuciak

Steckt die Mafia dahinter?

Die Spur führt nach Italien. Ermittler versuchen fieberhaft, die Mörder des slowakischen Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten zu finden. Der Erzbischof von Bratislava, Stanislav Zvolensky, drängt auf eine rasche Aufklärung.

Slowakische Zeitungen berichten über die Ermordung des Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten / © Michal Smrcok (dpa)
Slowakische Zeitungen berichten über die Ermordung des Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten / © Michal Smrcok ( dpa )

Die Nachricht von dem Mord habe ihn mit "tiefer Trauer" erfüllt, erklärte der Vorsitzende der Slowakischen Bischofskonferenz. Jeder Mensch müsse sich "bei der Ausübung seines Berufes sicher fühlen" können, so Zvolensky. Der Tod der beiden jungen Menschen sei ein erschütterndes Zeichen.

Unterdessen hat die slowakische Polizei am Donnerstag mindestens zwei italienische Geschäftsleute festgenommen. Nach Informationen des Onlineportals der Tageszeitung "Sme" handelte es sich dabei um Antonino Vadala und seinen Bruder Bruno, sowie möglicherweise auch noch um einen Cousin der beiden.

Vadala taucht in der unvollendeten letzten Reportage des ermordeten Journalisten Jan Kuciak als wichtigster Drahtzieher eines mutmaßlichen italienischen Mafia-Netzwerks in der Slowakei auf.

Weitere Festnahmen angekündigt

Polizeipräsident Tibor Gaspar wollte in einer Stellungnahme für das Onlineportal die Namen der Festgenommenen nicht direkt nennen, bestätigte aber auf eine Journalistenfrage: "Ja, es geht um Personen, die in der letzten Reportage von Herrn Kuciak erwähnt wurden. Und ja, wir können das als die italienische Spur bezeichnen."

Gaspar kündigte weitere Festnahmen an, die bald erfolgen sollten. Innerhalb kurzer Zeit rechne er mit "insgesamt bis zu zehn Personen." Die Festnahmen seien im Zuge von mehreren Hausdurchsuchungen im Umfeld der Firmen und Privathäuser der in Kuciaks Recherchen genannten Personen in der Ostslowakei erfolgt.

Der 27-jährige Journalist Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova waren in der Nacht zum Montag in ihrem Haus im Dorf Velka Maca in der Westslowakei tot aufgefunden worden. Sie waren nach Polizeiangaben durch Schüsse in Kopf und Brust im Stil einer Hinrichtung getötet worden.

Kuciak hatte über die Verfilzung von Politik und Geschäftemacherei recherchiert und war dabei auf mögliche Verbindungen italienischer Mafia-Clans zu slowakischen Politikern und Regierungsmitarbeitern gestoßen. Seine unvollendete letzte Reportage dazu wurde nach seinem Tod in mehreren slowakischen Medien und inzwischen auch in deutscher Übersetzung von der Tageszeitung "Die Welt" veröffentlicht.

Netzwerk politischer Verbindungen

Die italienischen Unternehmer sollen nach den letzten Recherchen des Ermordeten mit kalabrischen Mafiagruppen in Verbindung stehen und sich in der Slowakei auf Steuerbetrug und Missbrauch von EU-Förderungen spezialisiert haben.

Kuciak wies in seiner unvollendeten Reportage darauf hin, dass die Italiener in der Slowakei ein Netzwerk an politischen Verbindungen bis direkt in das Büro des sozialdemokratischen Regierungschefs Robert Fico aufgebaut hätten. So soll Ficos persönliche Assistentin Maria Troskova eine ehemalige Geschäftspartnerin und Lebensgefährtin von Antonino Vadala gewesen sein.

Troskova lässt seit Mittwoch ebenso wie ein anderer mit Vadala in Verbindung gebrachter Fico-Vertrauter die Tätigkeit im Regierungsamt bis zur Aufklärung der Tat ruhen.

Unterdessen bekundeten am Donnerstag Studenten und Mitarbeiter der Katholischen Universität von Ruzomberok bei einer Gedenkfeier Solidarität und Nähe zu den Angehörigen und Freunden der Ermordeten.


Kerzen bilden den Schriftzug "Kuciak R.I.P." / © Bundas Engler (dpa)
Kerzen bilden den Schriftzug "Kuciak R.I.P." / © Bundas Engler ( dpa )
Quelle:
KNA , dpa