In Syrien verschärft sich die humanitäre Lage

"So schlimm wie jetzt war es noch nie"

Das Leiden der Menschen in Ost-Ghuta ist noch kaum vorstellbar. Seit Monaten hat kein Hilfskonvoi mehr das umkämpfte Gebiet östlich der syrischen Hauptstadt Damaskus erreicht.

Die Kämpfe in Syrien halten weiter an / © Can Erok (dpa)
Die Kämpfe in Syrien halten weiter an / © Can Erok ( dpa )

Vertreter der Vereinten Nationen haben sich entsetzt über die eskalierende Gewalt in Syrien geäußert. Bei den jüngsten Angriffen mit Flugzeugen und Artillerie auf die Rebellenhochburg Ost-Ghuta seien rund 40 Zivilisten getötet und mehr als 150 verletzt worden, teilte der Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha), Jens Laerke, am Dienstag in Genf mit.

Kein Hilfstransport erreicht Damaskus

Laut der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme starben bei den Angriffen mehr als 20 Kinder. Der Ocha-Sprecher betonte, dass seit November kein Hilfstransport mehr das Gebiet mit knapp 400.000 Bewohnern östlich von Damaskus erreicht habe.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in dem Gebiet, das Truppen des Assad-Regimes belagern und beschießen, möglicherweise fünf Krankenhäuser getroffen. Falls Berichte über den Beschuss der Hospitäler zuträfen, seien dies entsetzliche Taten, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier. Luftangriffe werden in Syrien vor allem vom Assad-Regime und seinem Verbündeten Russland geflogen.

Humanitäre Lage schlimm wie nie zuvor

Die humanitäre Lage in Syrien hat nach Einschätzung des Welternährungsprogramms (WFP) einen neuen Tiefpunkt erreicht. "So schlimm wie jetzt war es noch nie", sagte der WFP-Landesdirektor für Syrien, Jakob Kern, dem Berliner "Tagesspiegel" am Dienstag. Es werde an so vielen Fronten gekämpft. Und die Bewohner Ost-Ghutas lebten wegen der Luftangriffe fast die ganze Zeit in Kellern. Arzneien seien Mangelware.

Auch das Essen werde knapp. Aber oft sei es viel zu riskant, Hilfskonvois loszuschicken. "Wir brauchen deshalb dringend einen Waffenstillstand, der von beiden Seiten auch eingehalten wird", sagte Kern. "Unsere Warenlager sind voll", fügte er hinzu.

Die Waffen müssen ruhen, damit Hilfe ankommt

Bei einer Waffenruhe könne sofort Hilfe nach Ost-Ghuta geschickt werden. Kern: "Innerhalb von zwei Tagen kann alles organisiert sein, wir können mit Konvois losfahren – vorausgesetzt, es gibt die erforderlichen Genehmigungen, Sicherheitsgarantien und eben keine Gefechte."

In Syrien kämpfen das Assad-Regime, Rebellen und Terrormilizen um die Macht. Neben Russland kämpfen iranische und andere Milizen auf der Seite Assads. Ferner geht die Türkei gegen kurdische Verbände vor. Seit 2011 kamen Hunderttausende Menschen ums Leben, Millionen sind auf der Flucht.


Quelle:
epd
Mehr zum Thema