Bischöfe suchen im Heiligen Land den Dialog mit der Jugend

Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Mit einem Solidaritätsappell mit der Jugend im Heiligen Land hat eine internationale Gruppe katholischer Bischöfe an diesem Donnerstag ihren Solidaritätsbesuch beendet. Die Wut der Jugend bezeichnen sie als "sehr berechtigt".

Autor/in:
Andrea Krogmann
Weihbischof Udo Bentz spricht mit Schülerinnen in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Weihbischof Udo Bentz spricht mit Schülerinnen in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Sie drückten Schulbänke, diskutierten mit Schülern, standen Studierenden Rede und Antwort: Das Gespräch und der Austausch mit der jungen Generation auf zwei Seiten eines anhaltenden Konflikts stand im Zentrum des 18. internationalen Solidaritätsbesuchs katholischer Bischöfe im Heiligen Land.

Fünf Tage lang hörten die Kirchenvertreter aus Europa, den USA und Südafrika der muslimischen und christlichen Jugend Palästinas und ihren jüdisch-israelischen Altersgenossen zu, sahen ähnliche Hoffnungen und grundverschiedene Rahmenbedingungen. Der Wunsch nach einer friedlicheren Zukunft prägten die Gespräche ebenso wie Wut, Enttäuschung, Ratlosigkeit und Angst.

Stimme der Jugend hören

Besuche in Schulen in Beit Dschallah, Beit Sahour, Jerusalem und Modi'in, Gespräche mit Studierenden der Hebräischen Universität Jerusalem und der Krankenpflegeschule in Emmaus-Qubeibeh, ein Gottesdienst mit der kleinen katholischen Gemeinde in Gaza: Nur ganz am Rande standen in diesem Jahr Treffen mit der örtlichen Kirchenführung. Die Bischöfe wollten stattdessen die Stimme der Jungen hören, einer Generation, der, so die Abschlusserklärung des Treffens, "eine grundlegende Rolle" im Friedensprozess zukommt".

Zugleich sei aber "die Aussicht auf Frieden erneut in weite Ferne gerückt, durch moralisch und rechtlich inakzeptable Entscheidungen" der politisch Verantwortlichen im eigenen Land und in der Welt. Fehlende Arbeitsplätze, anhaltende Verletzung der Würde, mangelnde Perspektiven: Die Frustration der jungen Palästinenser ist ebenso reel wie die Angst auf beiden Seiten vor dem unbekannten Nachbarn.

Wie sehr die herrschende politische Realität des israelisch-palästinensischen Konflikts und der israelischen Besatzung Palästinas die Menschen voneinander trennt und Frieden unwahrscheinlich macht, war wohl eine der schmerzhaftesten Erfahrungen aus den Gespräch mit den Jugendlichen.

Begegnungsmöglichkeiten gibt es kaum - und damit auch keinen natürlichen Dialog. "Wo man nichts voneinander weiß und es keinen Dialog gibt, kann man den anderen nicht verstehen", sagte der deutsche Teilnehmer, der Mainzer Weihbischof Udo Bentz, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Verstehen wiederum sei "die Grundvoraussetzung für ein friedvolles Miteinander".

Die Einrichtungen, die die Bischöfe in Israel, dem Westjordanland und Gaza besuchten, setzen genau hier an: Junge Menschen sollen lernen, die andere Seite zu sehen, im Fall der christlichen Schulen Palästinas als Christen und Muslime gemeinsam aufwachsen und damit das Bewusstsein entwickeln, dass auch auf der anderen Seite Menschen sind. Und oft, so die Bischöfe, seien es die Jugendlichen selbst, "die Schranken niederreißen" und sich "der ihnen aufgezwungenen Spaltung" widersetzen.

Bedeutung von Schulen und Bildung

Die Erfahrungen zeigen, so die Teilnehmer des Treffens, welche Bedeutung Schulen und Bildungseinrichtungen in der Überwindung des Konflikts zukomme - und welchen wesentlichen Beitrag die kleine christliche Gemeinde als "integraler Bestandteil dieses Szenarios" leiste; "auch dank der Zuwendung, die sie allen jungen Menschen bietet".

Die Zukunft, so hörten die Bischöfe von selbstbewussten jungen Menschen auf allen Seiten, beginnt mit uns. Am lautesten schloss sich daran der Appell der am stärksten bedrängten Gruppe an: Unterstützt uns dabei, eine Perspektive für unsere Zukunft in unserem Land zu finden, sagten junge Christen im Gazastreifen, "bevor es zu spät ist!"

In ihrer Abschlusserklärung verpflichten sich die Bischöfe, die Anliegen der Jugend im Heiligen Land, durch deren Augen sie "die harte Wirklichkeit" gesehen haben, in ihre Heimatländer in Europa, den USA und Südafrika zu tragen". Sie brauchten Solidarität durch Gebet, Interesse und Begegnung. Vor allem aber brauchten sie konkretes Handeln "durch Unterstützung von Organisationen, die zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, Wohnraum bereitstellen und den Dialog fördern" und durch den Mut Außenstehender, sich energisch gegen jene zu stellen, "besonders unter unseren Politikern, die weitere Spaltung betreiben".


Quelle:
KNA