Verwirrung in Argentinien um pilgernde Weltmeister

Gelübde vor Gewinn

Dass Fußballer vor oder während eines Spieles beten und sich bei einem Tor zum Dank bekreuzigen, kommt häufiger vor. Dass eine ganze Mannschaft auf Pilgerschaft geht, wie es in Argentinien gemeldet wird, ist schon ungewöhnlicher.

 (DR)

In Argentinien kursieren widersprüchliche Meldungen über eine angebliche Pilgerreise der Fußball-Weltmeister von 1986: Während zahlreiche Medien berichteten, dass WM-Team um Diego Maradona wolle am Wochenende an einer Wallfahrt nach Tilcara teilnehmen, widersprach das argentinische Nachrichtenportal "TN" am Mittwoch (Ortszeit) dieser Darstellung.

Initiative abgesagt

Große Teile der Mannschaft - unter ihnen Stars wie Kapitän Maradona, Jorge Burruchaga oder Jose Luis Brown - seien über die Aktion ihrer ehemaligen Mannschaftskameraden überhaupt nicht informiert gewesen und wüssten von nichts, hieß es. "Im Moment gehen die Weltmeister von 1986 nicht nach Tilcara, um das Versprechen einzulösen und die Jungfrau von Copacabana zu besuchen", berichtete "TN".

Die Initiative sei von der Regionalregierung von Jujuy ausgegangen, inzwischen aber abgesagt worden.

Nicht eingehaltenes Gelübde

Zuvor hatten argentinische Medien berichtet, die Zeremonie finde auf einem gut 3.000 Meter hoch gelegenen Fußballfeld statt. Dort hatte im Januar 1986 der damalige Nationaltrainer Carlos Bilardo 14 seiner späteren Weltmeister in einem mehrtägigen Trainingslager auf die dünne Luft der WM-Spielorte in Mexiko vorbereitet.

Einige Spieler sollen damals in der nahe gelegenen Wallfahrtskapelle ein später nicht eingehaltenes Gelübde abgelegt haben. Sie wollten bei einem WM-Triumph zurückzukehren, was aber nicht geschah. Viele argentinische Fans glauben deshalb, dass das "gebrochene Versprechen" Grund für die ausgebliebenen Titelgewinne bei den WM-Turnieren seit 1990 gewesen ist. Allerdings bestreitet ein Teil der Spieler, dass es ein solches Gelübde überhaupt gegeben hat.

Messi will bei WM-Titel 50 Kilometer pilgern

Erst im November hatte Argentiniens Fußball-Superstar Lionel Messi versprochen, im Falle eines Titelgewinns 2018 bei der WM in Russland zum Pilger zu werden. Der mehrmalige Weltfußballer und Offensivstar des FC Barcelona kündigte in einem Interview mit dem argentinischen TV-Sender TyC Sports an, zur Jungfrau von San Nicolas gehen zu wollen.

Die Strecke von Messis Geburtsstadt Rosario bis zum Wallfahrtsort beträgt rund 50 Kilometer. Ein Anwesen der Familie Messis befindet sich im Vorort Arroyo Seco innerhalb des Departements Rosario, von dort aus wären es etwa 44 Kilometer.

Populäre Wallfahrtsstätte in Argentinien

Die Jungfrau Rosario von San Nicolas zählt inzwischen zu den populärsten Wallfahrtsattraktionen Argentiniens. Jedes Jahr am 25. September pilgern Zehntausende Gläubige in den Wallfahrtsort. Der Überlieferung nach erschien am 25. September 1983 der zweifachen Mutter Gladys Quiroga de Motta ein Abbild Marias. In der Folge entwickelte sich ein Marienkult.

Am 22. Mai 2016 erkannte die katholische Kirche auf Diözesanebene – vertreten durch den damaligen Bischof von San Nicolas, Hector Cardelli – die Marienerscheinung als übernatürliches Phänomen an. Inzwischen steht dort eine große Kirche.


Fußballer Diego Maradona 2014 zu Besuch bei Papst Franziskus  / © Osservatore Romano (KNA)
Fußballer Diego Maradona 2014 zu Besuch bei Papst Franziskus / © Osservatore Romano ( KNA )

Lionel Messi möchte bei WM-Sieg 2018 pilgern / © Gtres (dpa)
Lionel Messi möchte bei WM-Sieg 2018 pilgern / © Gtres ( dpa )
Quelle:
KNA
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