Kirche stellt sich hinter Mapuche in Argentinien

"Ich konnte keine Waffen erkennen"

Nach dem Tod eines Mapuche-Demonstranten hat die katholische Kirche in Argentinien in der Debatte um die Todesursache die Aussagen von Indigenen gestützt. Rafael Nahuel wurde mutmaßlich von Sicherheitskräften getötet.  

Chiles Regierung bereitet Runden Tisch mit Mapuche (den Ureinwohnern) vor  / © Sebastian Silva (dpa)
Chiles Regierung bereitet Runden Tisch mit Mapuche (den Ureinwohnern) vor / © Sebastian Silva ( dpa )

"Ich war ganz nah bei ihnen, und ich konnte keine Waffen erkennen", sagte der Bischof von Bariloche, Juan Jose Chaparro, am Dienstag (Ortszeit) in einem Interview bei Radio Nacional. Es gebe widersprüchliche Aussagen. Die Demonstranten erklärten, sie hätten keine Waffen gehabt, die Sicherheitskräfte widersprechen.

Am Samstag war bei einem Zusammenstoß zwischen einer Gruppe von rund 20 Demonstranten und Sicherheitskräften in Bariloche ein Demonstrant ums Leben gekommen. Während die Behörden erklärten, sie seien von Demonstranten mit Schusswaffen angegriffen worden und hätten ihrerseits nur Warnschüsse in die Luft abgegeben, erhob Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel schwere Vorwürfe gegen die Regierung: "Es waren Bundeskräfte, die den Mord an dem jungen Mapuche verübt haben."

"Gesetz verbietet die Räumung von indigenen Gemeinden" 

Die Ursachen für die jüngsten Gewaltausbrüche sieht Chaparro in einer Vertreibung von Indigenen aus ihren Gebieten: "Es gibt ein Gesetz, das die Räumung von indigenen Gemeinden verbietet." Die Mapuche hatten zur Durchsetzung ihrer Forderungen in einem Nationalpark in Bariloche Land besetzt. Chaparro rief alle Konfliktparteien zu einem Dialog auf. Es müssten dringend Gesprächskanäle geschaffen werden, um die Probleme zu lösen und die Forderungen der Indigenen anzuhören.

Noch am Dienstagabend kam es auf Initiative der Diözese zu einem ersten Runden Tisch, an dem neben dem Bischof auch Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und der Mapuche-Organisation RAM teilnahmen. Wie die Tageszeitung "La Nacion" berichtet, gab es nach dem halbstündigen Treffen keine Ergebnisse. Es seien aber die unterschiedlichen Standpunkte ausgetauscht worden.

Mapuche sind Indigene in Chile und Argentinien 

Die Mapuche sind Indigene im Süden von Chile und Argentinien. Sie wurden auch Araukanier genannt und waren das einzige indigene Volk Lateinamerikas, das der spanischen Eroberung standhielt. Nach der chilenischen Unabhängigkeit (1818) begann in den 1860er Jahren eine Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Traditionen und Sprache. Erst seit einigen Jahren setzt eine Neubesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Zudem radikalisiert sich eine kleine Minderheit politisch.

Die westlich orientierte hispanische und die Mapuche-Kultur stehen sich fremd gegenüber. Die Mapuche (übersetzt "Menschen der Erde") leben traditionell nicht hierarchisch und in Einklang mit der Natur. Dazu im Kontrast stehen industrielle Formen der Landwirtschaft und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen, die ihren Lebensraum bedrohen. Zudem sorgen eine wachsende Umweltbelastung, Menschenrechtsverstöße und große Infrastrukturprojekte für Konflikte.


Vermisster Aktivist in Argentinien ist tot  / ©  Natacha Pisarenko (dpa)
Vermisster Aktivist in Argentinien ist tot / © Natacha Pisarenko ( dpa )
Quelle:
KNA