Schönborn zu 25 Jahre Katholischer Weltkatechismus

"Noch nicht richtig angekommen"

Vor 25 Jahren erschien der Katholische Weltkatechismus. Der österreichische Kardinal Christoph Schönborn beobachtet, dass dieser im deutschsprachigen Raum nicht richtig angenommen worden sei.

Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari (KNA)
Christoph Kardinal Schönborn / © Cristian Gennari ( KNA )

Der vor 25 Jahren veröffentlichte katholische Weltkatechismus ist nach Einschätzung des österreichischen Kardinals Christoph Schönborn im deutschsprachigen Raum nicht richtig angenommen worden. Hier sei der Katechismus "noch nicht wirklich in der Tiefe angekommen", sagte der Wiener Erzbischof am Dienstag im gemeinsamen Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress und dem Portal katholisch.de. Der Grund dafür "gehört für mich zu den Geheimnissen, die ich nicht erklären kann, die ich aber bedauere", sagte Schönborn. Er hatte als Redaktionssekretär wesentlich an dem Werk mitgewirkt, das die Inhalte des katholischen Glaubens zusammenfasst.

"Von oben herunter behandelt"

"Es hat mich immer geschmerzt, (...) dass man in der deutschsprachigen Theologie und Katechese den Katechismus vielfach - Gott sei Dank nicht überall - ein bisschen von oben herunter behandelt hat", sagte der Kardinal. "Mit Ironisieren und mit immer noch diesem alten, wirklich überholten Vorurteil: 'Katechismus ist vorkonziliär'", so Schönborn weiter. Hier sei gerade im Reformationsjahr auf Martin Luther zu verweisen:

Dessen "großer, bahnbrechender Erfolg" und sein "genialer Griff" sei es gewesen, Glaubensinhalte in kurzen Aussagen in Form des kleinen Katechismus zu sammeln und zu publizieren - und in größerer, ausführlicherer Form für die Glaubensvermittler, gab der Kardinal zu bedenken.

"Auf handelnde Person statt nur auf die Norm"

Keinen Bruch mit dem Katechismus gibt es Schönborn zufolge bei Papst Franziskus, insbesondere was dessen Haltung zu Ehe und Beziehungen betrifft. Das zuletzt in Diskussion gekommene Papstschreiben "Amoris laetitia" sei "ganz auf der Linie des Katechismus", zumal dieser in seinem dritten Teil bereits das Augenmerk stark auf die handelnde Person statt nur auf die Norm richte.

Die Auseinandersetzung um "Amoris laetitia" verliefen dem Kardinal zufolge "sehr viel friedlicher", würden die Kritiker gründlicher die Fundamentalmoral im Katechismus studieren, die ganz an Thomas von Aquin orientiert sei: "Nämlich, dass sich jegliches sittliche Handeln in einer Geschichte abspielt, in der Geschichte eines konkreten Menschen, mit den Prägungen, Möglichkeiten, Voraussetzungen, Lebensumständen, den Begrenzungen und Chancen der eigenen Freiheit". Sowohl das Papstschreiben über Ehe und Familie als auch der Katechismus forderten ein "genaues Hinschauen".


Quelle:
KNA