Nahost-Christen: Kein Ende von Gewalt und Ausbeutung in Sicht

"Denkt an unser Überleben"

Die Christen im Nahen Osten haben Angst, von der Weltöffentlichkeit vergessen zu werden. "Dies ist ein neuer Alarmruf an die internationale Gemeinschaft", sagte der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan zu Radio Vatikan.

Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan / © Boecker (DR)
Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan / © Boecker ( DR )

"Denkt an unser Überleben", mahnte der Patriarch. "Wir sind äußerst besorgt über die Gewalt und den Krieg, der den Nahen Osten und vor allem Syrien, Irak und Ägypten erschüttert", so das Kirchenoberhaupt zum Abschluss eines katholischen Ostkirchengipfels im libanesischen Dimane am Wochenende.

Die Katholiken im Orient und die Christen insgesamt lebten "in einer Art Tunnel", sagte der Patriarch. "Wir sehen kein Ende der Gewalt, des Islamismus und der verschiedenen bewaffneten Gruppen. Wir sehen aber auch kein Ende der Ausbeutung durch eine internationale opportunistische Politik, die den Nahen Osten nur als Sphäre wirtschaftlicher und strategischer Interessen betrachtet."

"Wir bleiben an ihrer Seite"

Younan beklagte, dass die Christen aus ihren Ländern flöhen und nicht wieder zurückkehrten. Besonders junge Leute verließen ihre Heimat, weil sie "in ihrem Glauben und in ihren menschlichen und zivilen Rechten bedroht" würden. "Wir bleiben an ihrer Seite und garantieren bestmöglichen lokalen und internationalen Einsatz; aber wir ermutigen auch alle, weiter Zeugen des Friedens und der Hoffnung zu sein", so der Patriarch.

Die Oberhirten der mit Rom unierten katholischen Ostkirchen waren nach zweijähriger kriegsbedingter Pause wieder zu einer gemeinsamen Konferenz am Sitz des maronitischen Patriarchen zusammengetreten. Auf der Tagesordnung standen "die komplexe Situation der einheimischen christlichen Gemeinden in Nahost, die pastoralen Probleme und die politischen und sozialen Notlagen".

Forderung nach globalem Plan

Die Kirchenführer befassten sich demnach auch konkret mit der Lage im Libanon. Sie sprachen von einer "Überfüllung durch Flüchtlinge", vor allem aus Syrien. Der Status der Flüchtlinge müsse respektiert werden; es brauche aber auch einen globalen Plan zum Schutz des libanesischen Volkes, der eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatländer vorsehe.


Quelle:
KNA