Delpini folgt Scola als Erzbischof von Mailand

Oberhirte nach Wunschbild des Papstes

Mailand ist der bedeutendste italienische Bischofssitz nach Rom. Nun geht Kardinal Angelo Scola aus Altersgründen. Mario Delpini, der als Favorit galt, folgt ihm nach. Er passt perfekt ins "Schema Franziskus".

Autor/in:
Johannes Schidelko
Mailand bekommt einen neuen Erzbischof / © Antonio Calanni (dpa)
Mailand bekommt einen neuen Erzbischof / © Antonio Calanni ( dpa )

Erneut hat Papst Franziskus einen Bischof nach seinem Wunschbild in eine kirchliche Schlüsselposition in Italien erhoben. Sechs Wochen nach dem römischen Diözesanleiter Angelo de Donatis (63) ernannte er an diesem Freitag mit Mario Delpini (66) wieder einen pastoralen Kirchenmann zum Oberhirten von Mailand, dem bedeutendsten Bischofssitz des Landes - nach Rom.

Er wird Nachfolger des aus Altersgründen ausscheidenden großen Theologen Angelo Scola (75), der beim letzten Konklave als ein Favorit auf das Papstamt galt. Franziskus folgte mit der Ernennung Delpinis einer internen Konsultation in der Diözese Mailand, die den bisherigen Generalvikar als Favoriten ausgemacht hatte.

Kenner des Bistums

Erneut hat Papst Franziskus mit Delpini einen ausgewiesenen Seelsorger berufen, der - ebenso wie sein neuer römischer Amtskollege - in der Diözese zuvor als Weihbischof wirkte. Beide kennen also das Bistum bestens, sind mit den Pfarrern und deren Problemen unmittelbar vertraut. Beide gelten als spirituelle Menschen, bescheiden im Auftreten, ohne Karriereallüren.

Delpini lebte bislang nicht in einem Bischofspalais, sondern in einem Priesterhaus mit meist älteren Klerikern, radelte täglich mit Helm und reflektierender Jacke zum Büro.

Mit Delpini besteigt erstmals seit vielen Jahrzehnten kein hochkarätiger Kandidat von außen die Kathedra des Heiligen Ambrosius.

Der neue Erzbischof hat Zeit seines Priesterlebens das Bistum nie verlassen. Demgegenüber hatten seine großen Vorgänger Scola, Dionigi Tettamanzi und der unvergessene Carlo Maria Martini zuvor mehrere kleine Diözesen geleitet, bevor sie zum krönenden Abschluss ihrer Laufbahn nach Mailand wechselten.

Einer der größten Kirchenbezirke der Welt

Mit über fünf Millionen Katholiken gehört das Erzbistum Mailand zu den größten Kirchenbezirken der Welt. Es zählt mehr Gläubige als Sao Paolo, Chicago, Los Angeles oder Manila. An ihrer Spitze standen bedeutende Bischofsgestalten: der Kirchenlehrer Ambrosius (337-97), der große Reformtheologe Karl Borromäus (1538-84) und - wenn auch nur zu einem kurzen Intermezzo zwischen Staatssekretariat und "Appartamento" - der Selige Konzilspapst Paul VI. (1963-78).

Ganz besonders geprägt wurde Mailand freilich durch den international renommierten Theologen und Bibelwissenschaftler Kardinal Martini (1927-2012). Viele Jahre galt er als ein progressiver Gegenpol zum Kirchenkurs von Johannes Paul II. Lange erschien er als möglicher Papstkandidat, beim Konklave von 2005 hatte er aber aufgrund seiner fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung keine Chance mehr.

Personeller Umbau des italienischen Episkopats

Mit der Neubesetzung von Mailand hat Papst Franziskus seinen personellen Umbau des italienischen Episkopats fortgeführt. Seit seinem Amtsantritt 2013 wurden rund ein Drittel der mehr als 200 Diözesen neu besetzt, darunter auch große Bischofstühle wie Palermo und Bologna.

Und seit Franziskus den "Außenseiter" Gualtiero Bassatti von Perugia vor drei Jahren zum Kardinal und vor sechs Wochen zum Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz gemacht hat, hat er hier einen klaren Kurs vorgegeben.

Bildreiche Predigten

Geboren am 29. Juli 1951 in Gallarate wurde Delpini 1975 zum Priester geweiht. Er studierte zunächst in seiner Bischofsstadt und dann am Augustinianum in Rom, erwarb das Lizenziat in Theologie und ein Diplom in Patrologie. Er lehrte Griechisch und Kirchenväterkunde in Mailand und am lombardischen Diözesanseminar Venegono. Dort war er von 2000 bis 2006 Rektor, bevor Kardinal Tettamanzi ihn 2007 zum Weihbischof für die Pastoralzone VI in Melegnagno bestimmte. Kardinal Scola machte ihn 2012 zum Generalvikar des Mammut-Bistums und übertrug ihm auch die Zuständigkeit für die Weiterbildung des Klerus.

Delpini wird für seine bilderreichen, mit Anekdoten gespickten Predigten geschätzt. In einer Art Kleriker-Knigge von 1998 rief er dazu auf, sich von der "Last eines gewissen Klerikalismus und einer Manager-Effizienz zu befreien". Dabei appellierte er an die Katholiken, die Freude am Glauben nicht zu verlieren.

Die Kirche sei zwar großzügig, gut organisiert, zupackend, aber mitunter sei sie von Angst, Traurigkeit, Sorge und Zurückhaltung geprägt. Die Kirche habe jedoch genug Ressourcen, um die Probleme des Alltags anzugehen und zu meisten, betont er zuversichtlich. In der Tat ein Kleriker nach dem Identikit des Papstes.


Mario Delpini / © Paolo Galosi (KNA)
Mario Delpini / © Paolo Galosi ( KNA )

Kardinal Angelo Scola (KNA)
Kardinal Angelo Scola / ( KNA )
Quelle:
KNA